Baskenland:Entwaffnung der Eta reicht nicht allen

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So kannte man Eta in Spanien: Maskenmänner recken die Fäuste (Archivbild von 2011). (Foto: AP)
  • Die baskische Untergrundorganisation Eta hat ihre Waffenbestände offengelegt.
  • Die Entwaffnung ist ein historischer Schritt nach Jahrzehnten des Untergrundkampfes, der 829 Menschen das Leben kostete.
  • Spaniens Premier reicht das nicht, die Eta müsse "ihre endgültige Auflösung verkünden, ihre Opfer um Verzeihung bitten und verschwinden".
  • Bei vielen Hinterbliebenen der Opfer sitzt der Schmerz weiterhin tief - auch weil die Eta bis heute ihre Taten nicht verurteilt hat.

Dutzende Handfeuerwaffen und Gewehre, Tausende Stück Munition, mehrere Hundert Kilogramm Sprengstoff sowie Hunderte Zünder und Zeitschaltwerke stellten die Behörden im Südwesten Frankreichs sicher. Damit soll die baskische Untergrundorganisation Eta (baskisch: Euskadi Ta Askatasuna, Baskenland und Freiheit) endgültig entwaffnet sein. Die Verstecke hatte sie zuvor offengelegt.

Die 1959 während der Franco-Diktatur in Spanien gegründete Gruppe versuchte, mit blutigen Anschlägen die Unabhängigkeit des Baskenlandes in Spanien und Frankreich zu erzwingen. Die Entwaffnung ist ein historischer Schritt nach Jahrzehnten des Untergrundkampfes, der 829 Menschen das Leben kostete - der Großteil davon Spanier. Als letztes Opfer gilt ein Polizist, der 2010 bei einem Attentat in Frankreich starb.

Der französische Innenminister Matthias Fekl sprach von einem "großen Schritt". Frankreich und Spanien bestehen aber noch auch auf die formelle Auflösung der Eta. Die Organisation hat noch nicht gesagt, ob sie dem nachkommen wird. Die spanische Regierung erklärte in einer Stellungnahme, die Eta müsse "ihre endgültige Auflösung verkünden, ihre Opfer um Verzeihung bitten und verschwinden". Nach der Entwaffnung habe sie mit "keinerlei Vorzugsbehandlung zu rechnen". Ministerpräsident Mariano Rajoy sprach von "Terroristen", die nicht mit Straffreiheit zu rechnen hätten.

Opfer verlangen "Verurteilung der terroristischen Vergangenheit"

Bei vielen Hinterbliebenen der Opfer sitzt der Schmerz weiterhin tief - auch weil die Eta bis heute ihre Taten nicht verurteilt hat. 2013 erklärten die Kämpfer zwar, dass sie das "Leid und den Schaden, die der Konflikt produziert hat" bedauern würden. Bis heute wurde allerdings die persönliche Verantwortung für die etwa 800 Opfer weder explizit angesprochen noch anerkannt.

Eine Opfervereinigung sammelte nun tausende Unterschriften für einen Aufruf, in dem es heißt, die "mediatisierte Waffenübergabe" gehöre ins Reich der "Propaganda" und der "Selbst-Reinwaschung". Die Unterzeichner wiesen das Ansinnen zurück, von den Opfern "Großherzigkeit" zu erwarten und verlangten von der Eta eine "Verurteilung der terroristischen Vergangenheit".

In Bayonne nahmen am Samstagnachmittag aber auch 6000 bis 7000 Menschen an einem Fest zum "Tag der Entwaffnung" teil, die Mehrheit von ihnen aus dem spanischen Baskenland. Das Motto lautete "Wir sind alle Schmiede des Friedens".

Bereits 2011 erklärte die Eta ihren bewaffneten Kampf für beendet. Inzwischen soll es nur noch etwa 30 Mitglieder geben. Mehrere Hundert sind aber weiterhin inhaftiert. Die Europäische Union stuft sie bis heute als Terrororganisation ein.

© SZ.de/ap/afp/lalse - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Schon 2011 hatte die Untergrundorganisation den gewaltsamen Kampf für ein unabhängiges Baskenland für beendet erklärt. Die Waffen wollte sie aber trotzdem nicht abgeben - bis jetzt.

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