Wegen Anti-Homosexuellen-Gesetz:IOC soll Druck auf Russland ausüben

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Sportanlage im russischen Sotschi. (Foto: dpa)

"Was in Russland stattfindet, ist staatliche Verfolgung": Die Diskussion über einen Boykott der Olympischen Winterspiele in Sotschi erreicht Deutschland. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung fordert ein Eingreifen des IOC, Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger attestiert Russland, auf dem Weg zu einer "lupenreinen Diktatur" zu sein.

Steven Fry wählte drastische Worte: Russlands Wladimir Putin mache "Schwule und Lesben zu Sündenböcken, genau wie Hitler es mit den Juden getan hat". Auf den Hitler-Vergleich folgte prompt Kritik, was dem Anliegen des britischen Schauspielers und Schwulenaktivisten aber half: Es wird wieder mehr über die Rechte der Homosexuellen in Russland diskutiert - und darüber was das für Olympia bedeuten soll.

Großbritanniens Premier David Cameron reagierte via Twitter auf Frys Brief an ihn und das Internationale Olympische Komitee (IOC). Er teile zwar die Bedenken, glaube aber, dass "wir Vorurteile besser bekämpfen können, wenn wir teilnehmen als wenn wir die Winterspiele boykottieren". Ähnlich äußerte sich US-Präsident Barack Obama. Er würde einen Boykott der Winterspiele in Sotschi aber für eine "unangemessene Geste" halten.

Mit etwas Verspätung erreicht die Debatte nun auch Deutschland. "Was in Russland stattfindet, ist staatliche Verfolgung", sagt der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Markus Löning (FDP), der Welt am Sonntag. Das IOC müsse Druck auf Russland ausüben, die Sicherheit der Athleten zu gewährleisten.

Die Debatte über das russische Gesetz gegen das offene Zeigen von Homosexualität hätten einige Gruppen als Aufforderung verstanden, die Jagd auf Homosexuelle zu eröffnen, beklagte Löning. "Das sind unhaltbare Zustände."

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) kritisierte: "Mit der Ausgrenzung von Homosexuellen geht Russland einen weiteren großen Schritt in Richtung einer lupenreinen Diktatur." Der CDU-Politiker Jens Spahn nannte es in der Zeitung "grotesk, dass die Welt in einem Land zu Gast sein soll, in dem per Gesetz gegen Schwule und Lesben gehetzt wird".

Der SPD-Politiker Johannes Kahrs und der Grünen-Politiker Volker Beck halten sogar eine Verlegung der Spiele für erwägenswert. Beck sagte, wenn die Sicherheit "von Schwulen und Lesben oder denen, die sich mit ihnen solidarisch zeigen", nicht gewährleistet sei, "muss man sich einen anderen Austragungsort überlegen". Nach Ansicht von Beck wäre ein Olympia-Boykott derzeit jedoch das falsche Signal.

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