SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück:Komplett unsensibel

Peer Steinbrück, ehemaliger Finanzminister, jetzt SPD-Kanzlerkandidat. Seine Reden verhageln der Partei seit Wochen die Kür des Kanzlerkandidaten. (Foto: dpa)

Steinbrück hat den Vortrag bei der Schweizer Privatbank Sarasin in letzter Minute abgesagt - erstaunlich, dass es dafür erst staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen bedurfte. Sollte er tatsächlich Kanzler werden wollen: Etwas von Merkels politischem Instinkt täte ihm und seinen Beratern gut.

Ein Kommentar von Jan Heidtmann

Peer Steinbrück hat seinen Vortrag also abgesagt. Eigentlich wollte er an diesem Donnerstag bei einer Schweizer Bank mit dem tückischen Namen Sarasin eine "Dinner Speech" geben. Doch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen die Privatbank lassen ihn nun davon Abstand nehmen, "überraschend" wie es dann immer heißt. Dabei ist das einzig Überraschende an diesem Vorgang, dass es dafür erst staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen bedurfte.

Einst wollte Steinbrück die Kavallerie gegen die Schweiz in Stellung bringen; auch deshalb wird kaum jemand glauben, er hätte den Bankiers nach dem Mund geredet. Aber wie unsensibel muss Steinbrück sein, um einen solchen Auftritt nicht längst abgesagt zu haben? Kanzlerkandidat, SPD, Schweiz, Privatbank, Rede, Honorar - selbst wenn Steinbrück sein Entgelt spenden wollte, selbst wenn der Vortrag lange vereinbart war - die Antwort muss lauten: komplett unsensibel.

Zwei Aspekte aber machen den Vorfall hoch problematisch. Steinbrücks Reden verhageln der SPD seit Wochen die Kür des Kanzlerkandidaten. Und nun soll er am Sonntag auf dem Parteitag offiziell als Herausforderer von Angela Merkel nominiert werden. Die ist gerade mit fast nordkoreanischem Ergebnis als Parteichefin bestätigt worden. Sollte Steinbrück tatsächlich Kanzler werden wollen: Etwas von Merkels politischem Instinkt täte ihm und seinen Beratern gut.

© SZ vom 06.12.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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