Antisemitismus-Streit:Israels Innenminister Jischai bietet Grass Treffen an

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Der Streit zwischen Israels Innenminister Jischai und Günter Grass geht in die nächste Runde: Nach dem DDR-Vergleich des Literaturnobelpreisträgers stellt der Politiker von der strengreligiösen Schas-Partei ein Treffen in Aussicht. Allerdings macht er auch klar, dass es ihm dabei nicht um Versöhnung geht.

Die Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Schriftsteller Günter Grass kommt nicht zur Ruhe. Der israelische Innenminister Eli Jischai reagierte nun darauf, dass der Literaturnobelpreisträger ihn mit Erich Mielke verglichen hatte. Grass irre sich, wenn er Israel in eine Reihe mit "düsteren Regimes" stelle, teilte Jischais Sprecher im Namen des Innenministers mit.

Der Schlagabtausch zwischen Günter Grass und Israels Innenminister Jischai geht weiter. (Foto: AFP)

Israel sei ein "kluges und sorgfältig abwägendes Regime, das auf seine Politik, Stärke und sein Judentum stolz ist", sagte Jischai den Angaben zufolge. "Wenn er (Grass) daran interessiert sein sollte, mit dem Schreiben antisemitischer Gedichte aufzuhören, werde ich ihm gerne in einem neutralen Land erklären, warum ein Mensch, der sich freiwillig zu den SS-Totenkopfverbänden unter der Leitung des Nazis Heinrich Himmler gemeldet hat, kein Recht hat, in das Land eines Volkes zu reisen, dessen Vernichtung er mitbetrieben hat."

Jischai erklärte, sein einziger Fehler sei gewesen, dass er das Einreiseverbot gegen Grass, der während der letzten beiden Jahre des Zweiten Weltkriegs der Waffen-SS angehört hatte, nicht schon mit seinem Amtsantritt vor drei Jahren verhängt habe.

Der Innenminister von der strengreligiösen Schas-Partei hatte Grass am Sonntag zur Persona non grata erklärt. Das Einreiseverbot begründete er damit, dass Grass versuche, Hass gegen das jüdische Volk zu schüren und seine frühere Ideologie als Träger der Waffen-SS-Uniform weiter zu verbreiten. Jischai empfahl Grass nach Iran zu gehen, wo er ein sympathisierendes Publikum finden könne.

Grass bezeichnete das Einreiseverbot heute in einem Beitrag in der Süddeutschen Zeitung als "in Diktaturen übliche Praxis" und eine "Zwangsmaßnahme", die an DDR-Methoden erinnere. Zuvor sei ihm zweimal die Einreise in ein Land verboten worden - in die DDR und Ende der 1980er Jahre nach Birma. "Jetzt ist es der Innenminister einer Demokratie, des Staates Israel, der mich mit einem Einreiseverbot bestraft und dessen Begründung für die von ihm verhängte Zwangsmaßnahme - dem Tonfall nach - an das Verdikt des Ministers Mielke erinnert", schreibt Grass. Erich Mielke war Minister für Staatssicherheit in der DDR und damit Chef der Stasi.

Hintergrund des Einreiseverbotes für Grass ist sein israelkritisches Gedicht "Was gesagt werden muss". Der Literaturnobelpreisträger ("Die Blechtrommel") hatte darin geschrieben, die Atommacht Israel bedrohe den Weltfrieden und könne das iranische Volk mit einem Erstschlag auslöschen.

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