Polizeigewalt in den USA:Justizministerium soll Polizei von Baltimore untersuchen

Die Wut über Grays Tod ist in Baltomore groß. Das Justizministerium soll nun prüfen, ob die Behandlung von Schwarzen durch die Polizei in dem Ort System hat. (Foto: dpa)
  • Sechs Polizisten müssen sich im Fall Freddie Gray bereits wegen eines Tötungsdeliktes verantworten. Der Mann starb wahrscheinlich in einem Polizeiwagen an einem Genickbruch.
  • Die Bürgermeisterin der Stadt strebt nun an, dass die Polizei auch umfassend vom Justizministerium geprüft wird. Es soll untersucht werden, ob in Baltimore systematisch Bürgerrechte verletzt werden.
  • Eine solche Untersuchung hatte es auch in Ferguson nach dem Tod von Michael Brown durch Polizeikugeln gegeben. Dabei wurde systematischer Rassismus gegen Schwarze aufgedeckt, der seit Jahren in der Stadt durch Polizei und Justizbeamte betrieben wird.

Baltimore will Überprüfung der Polizei

Nach dem Tod des Afroamerikaners Freddie Gray in Polizeigewahrsam hat die Bürgermeisterin von Baltimore, Stephanie Rawlings-Blake, das US-Justizministerium um eine umfassende Untersuchung von möglichen systematischen Bürgerrechtsverletzungen durch die Polizei in der Ostküstenstadt gebeten. Justizministerin Loretta Lynch ziehe diese Option "aktiv" in Erwägung, teilte eine Sprecherin des Ministeriums am Mittwoch mit.

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Nach dem Tod von Michael Brown hat das amerikanische Justizministerium untersucht, ob die örtlichen Strafverfolger rassistisch sind. Das Ergebnis ist so eindeutig wie erschreckend. Ein Überblick.

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Eine ähnliche Untersuchung hatte nach den tödlichen Polizeischüssen auf einen schwarzen Teenager in Ferguson eine systematische Benachteiligung und routinemäßige Schikanierung von Afroamerikanern festgestellt.

Tod durch Genickbruch im Polizeiwagen

Gray hatte nach seiner Festnahme Mitte April so schwere Verletzungen erlitten, dass er eine Woche später starb. Viele Afroamerikaner sehen den 25-Jährigen als jüngstes Opfer einer Serie tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA. Nach seiner Beerdigung am Montag vergangener Woche hatten sich in Baltimore meist jugendliche Afroamerikaner Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

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Nach den Unruhen in Baltimore darf es keine Rückkehr zur Normalität geben, fordert ein deutscher Arzt, der in dem Krankenhaus arbeitet, in dem Freddie Gray gestorben ist. Denn normal seien da nur Morde, Heroin, Armut und Gangs.

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Die Staatsanwaltschaft in Baltimore hatte am Freitag im Zusammenhang mit Grays Tod sechs Polizisten angeklagt. Die Ermittler gehen davon aus, dass sich der junge Mann während der Fahrt im Polizeitransporter das Genick brach. Die Beamten sollen den an Händen und Füßen gefesselten Afroamerikaner bäuchlings mit dem Kopf nach vorne auf den Boden des Fahrzeugs gelegt und nicht angeschnallt haben.

Im Fall Freddie Gray ermittelt das US-Justizministerium bereits wegen möglicher Bürgerrechtsverletzungen.

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