Karneval:Werbung soll Düsseldorfer Rosenmontagszug finanzieren

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Der Düsseldorfer Rosenmontags-Motivwagen zum Brexit schaffte es sogar bis nach England. (Foto: Federico Gambarini/dpa)
  • Um Geld für die Durchführung des Straßenkarnevals zu verdienen, planen die Betreiber des Düsseldorfer Rosenmontagszugs eine "Werbe-Karawane".
  • 50 000 Euro sollen so an Sponsoring-Geldern zusammen kommen.
  • Für die Kölner Konkurrenz kommt das nicht in Frage.

Von Martin Zips

Für Hans-Jürgen Tüllmann, Geschäftsführer des Comitee Düsseldorfer Carneval e.V., ist die Rechnung einfach: Ein Rosenmontagszug kostet seinen Verein 500 000 Euro, plus etwa 30 000 Euro für Terrorabwehr. Geld, das erst einmal durch Vereinsbeiträge, dem Verkauf von Senderechten und Sponsoring eingenommen werden muss. "Ich bin hier hauptberuflich Bettelfritze", sagt der Ex-Banker, der ehrenamtlich den Düsseldorfer Karneval organisiert.

Und jetzt hatte Tüllmann eine Idee: Eine "Werbe-Karawane" soll seinen nächsten Rosenmontagszug anführen. Zehn Fahrzeuge "nach Art des Minis mit der Red-Bull-Dose oben drauf, den kennen'se doch". Das bringe mindestens 50 000 Euro. "Spielgeld, das wir dringend brauchen." Interessenten gebe es bereits.

Der Düsseldorfer Rosenmontagszug gilt schon seit 1984 wegen seiner oft bitterbösen, von Jacques Tilly gebauten Motivwagen als besonders mutig. Im vergangenen Jahr hat es Tillys Brexit-Wagen nach dem Zug bis nach Großbritannien geschafft - Brexit-Gegner hatten ihn für ihre Demo gebucht. Werden in Zukunft Audi und VW in der Werbe-Karawane die karnevalistische Auseinandersetzung mit dem Dieselskandal verhindern? "So lange ich dabei bin: nein", sagt Tilly, 54. "Noch leben wir ja glücklicherweise in einer freien Diskursgesellschaft."

Vorbild Tour de France

Klar: Menschliches Amüsement ist ohne Sponsoring gar nicht denkbar. Schon Gaius Maecenas, Berater des römischen Kaisers Augustus, förderte junge Dichter, auf ihn geht der Begriff "Mäzen" zurück. 1896, bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit, war es der Filmhersteller Kodak, der sein Logo zeigen durfte. Das gelbe Trikot der Tour de France sowie das rosa Trikot des Giro d'Italia wiederum sollen ihre Farben vom Papier jener Zeitungen erhalten haben, die diese Rennen erstmals veranstalteten: L'Auto und La Gazzetta dello Sport. Ohne Anzeigenkunden und Sponsoren hätten es auch diese Medien schwer gehabt. Und überhaupt: Von der Tour de France 2017, sagt Karnevalist Tüllmann, habe man die "jecke Idee mit der Werbe-Karawane" ja. Wird das Modell Schule machen?

"Für uns kommt so etwas nicht in Frage", sagt Sigrid Krebs vom Festkomitee des Kölner Karnevals. "Narrenfreiheit muss frei bleiben." Allerdings verfügten die Kölner über eine "solidere Finanzsituation" und hätten auch die Vermietung von Zug-Wagen an Firmen, wie sie auf der anderen Rheinseite seit Jahren praktiziert werde, nicht nötig.

Das Schlusswort in dieser Angelegenheit soll Wagenbauer Tilly gehören: "Wissen Sie", sagt er, "für mich sind nicht Sponsoren das Problem, sondern der paranoide Teil der Bevölkerung. Wenn ich mich zum Beispiel im Zug mit dem Thema Rechtspopulismus auseinandersetze, werde ich gerne als Untermenschen-Ratte beschimpft, die man vergasen sollte." Trotzdem kritisch zu bleiben, sei für ihn nicht nur Teil seines Jobs. Es sei für ihn: Bürgerpflicht.

© SZ vom 13.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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