Kanadischer Pornodarsteller unter Mordverdacht:Opfer des "Zerstücklers" beigesetzt

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Späte Trauerfeier: Der chinesische Student, der von einem kanadischen Pornodarsteller ermordet und zerstückelt worden sein soll, ist jetzt beigesetzt worden. Wochenlang konnte die Familie nicht Abschied nehmen - weil der Kopf der Leiche fehlte.

Bilder eines lachenden jungen Mannes stehen auf dem Tisch, daneben sind Kerzen und eine hölzerne Schachtel zu sehen. Dann tritt ein Mann an den mit Blumen geschmückten Altar heran und weint bitterlich. Die Szene ist beklemmend, sie zeigt den Vater des in Kanada getöteten chinesischen Austauschstudenten, der jetzt in Montréal im Rahmen eines buddhistisch-christlichen Gottesdienstes beigesetzt wurde.

Monatelang konnten die Angehörigen nicht von dem jungen Mann Abschied nehmen. Sein mutmaßlicher Mörder, ein ehemaliger kanadischer Pornodarsteller, soll ihn Ende Mai mit einem Eispickel getötet und anschließend zerstückelt haben. Das ist nach Polizeiangaben auch auf einem Video zu sehen, dass der Verdächtige ins Netz gestellt haben soll.

Teile der Leiche schickte der mutmaßliche Täter mit der Post, unter anderem an politische Parteien und zwei Schulen. Den Torso warf er in den Müll. Der Kopf des Opfers blieb mehrere Wochen verschwunden. Erst Anfang Juli wurde das fehlende Körperteil in einem Park gefunden und dem Opfer eindeutig zugeordnet.

Der Student sei ein "liebenswerter und netter junger Mann" gewesen, der seine Familie stolz gemacht habe, sagte der Pfarrer. Den Tod des Chinesen, der dem buddhistischen Glauben angehört hatte, sei ein "schwerer Moment für die Familie sowie für die chinesische Gemeinde in unserer Gesellschaft".

Familie will beim Prozess anwesend sein

Die Mutter des jungen Studenten war der Beerdigung ferngeblieben. Bei einer Begegnung mit Journalisten dankte sie den kanadischen Behörden und der Polizei sowie der Universität, an der ihr Sohn studiert hatte. Bezogen auf den mutmaßlichen Mörder sagte sie, es sei wichtig, Menschen in Not zu helfen und sie zu unterstützen, sonst "tun sie der Gesellschaft schlimme Dinge an".

Nach Bekanntwerden der Tat war der Pornodarsteller über Paris nach Berlin geflohen, wo er Anfang Juni in einem Internetcafé erkannt und festgenommen wurde. Mittlerweile wurde er wieder nach Kanada ausgeliefert, wo ihm der Prozess gemacht werden soll. Die Mutter des Opfers und dessen Familie wollen nach eigenen Angaben noch einige Zeit in Montréal bleiben, um an dem Verfahren gegen den mutmaßlichen Mörder ihres Sohnes teilzunehmen.

© Süddeutsche.de/AFP/dpa/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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