Havarierte "Costa Concordia":Bergungsarbeiten werden bis Jahresende dauern - mindestens

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Schlechtes Wetter und schwere See haben die Such- und Bergungsarbeiten am Wrack der "Costa Concordia" verzögert. Experten gehen davon aus, dass das Schiff noch bis Jahresende vor Giglio liegen bleiben wird. Die Anwohner versetzt das in Sorge - sie fürchten Einbußen im Tourismusgeschäft.

Zehn Monate wird das Wrack der Costa Concordia vor der toskanischen Küste noch vor sich hin rosten, mindestens. Davon ist nach Einschätzung der Einsatzkräfte vor Ort auszugehen. Am Wochenende suchten Taucher im Bauch des gekenterten Kreuzfahrtschiffs weiter nach Opfern des Unglücks. Wider Erwarten konnten die Einsatzkräfte noch nicht mit dem Abpumpen des Treibstoffs beginnen. Schuld war das schlechte Wetter vor der Mittelmeerinsel Giglio. Nun könne man wohl erst Mitte der Woche damit anfangen, den Treibstoff aus den Tanks des Schiffs zu holen, sagte ein Sprecher des niederländischen Bergungsunternehmens Smit.

Am Wochenende erhöhte sich die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 17. Taucher entdeckten am Samstag die Leiche einer jungen Frau im Wrack. Unter den bislang geborgenen Toten befinden sich fünf Deutsche. Das Landeskriminalamt in Stuttgart bestätigte, dass das zuletzt identifizierte Todesopfer aus Baden-Württemberg stammte. Es handelt sich offenbar um eine Frau. Nach dem Schiffsunglück am 13. Januar wurden zwei Frauen aus Baden-Württemberg vermisst - im Laufe des Samstags nahm das italienische Innenministerium den Namen einer deutschen Frau von der offiziellen Vermisstenliste.

Das am Samstag geborgene 17. Opfer ist eine 25-jährige Peruanerin. Ihre Leiche ist den Angaben der peruanischen Botschaft in einem Teil der Costa Concordia gefunden worden, der unter Wasser liegt.

Nachdem festgestellt wurde, dass sich das Wrack innerhalb von sechs Stunden mehrere Zentimeter bewegt hatte, wurden die Bergungsarbeiten am Sonntag vorübergehend eingestellt. 15 Personen gelten noch als vermisst, darunter sieben Deutsche.

"Unser erstes Ziel war es, lebende Menschen zu finden", sagte der Leiter des Krisenstabs, Franco Gabrielli. "Nun haben wir ein einziges, großes Ziel, und das ist, dass sich das hier nicht zu einer Umweltkatastrophe entwickelt." Nach Ansicht von Experten kann in 28 Tagen der Treibstoff aus 15 Tanks abgepumpt werden. Das entspricht etwa 80 Prozent der etwa 2400 Tonnen Schweröl und Diesel an Bord der Costa Concordia. Das nächste Ziel danach sei der Maschinenraum, in dem fast 350 Kubikmeter Diesel, Benzin und andere Öle gelagert seien, sagte Gabrielli.

Riskante Operation

Bis Dienstag sei jedoch schlechtes Wetter vorhergesagt, teilte ein Sprecher der Bergungsfirma mit. Man wolle nicht riskieren, dass durch den Seegang Schläuche abgerissen würden und so Öl ins Meer fließe, sagte er. Die Arbeitsplattform, die Smit am Rumpf der Costa Concordia festgemacht hatte, löste sich durch den Wellengang bereits teilweise von dem Wrack. Smit ließ sie in den Hafen schleppen, wo sie bleiben soll, bis das Wetter besser wird.

Erst nach dem Abpumpen des Treibstoffs kann die Bergung des Wracks beginnen. Entweder wird das Schiff wieder notdürftig flottgemacht und weggeschleppt oder in Teile zerschnitten. Die Reederei hat damit begonnen, Angebote für die Bergung einzuholen. Das wird voraussichtlich zwei Monate dauern. Die eigentliche Bergung werde dann sieben bis zehn Monate in Anspruch nehmen, sagte Gabrielli. Damit läge das Wrack die gesamte Touristen-Saison über vor der Küste der Insel Giglio.

Die Anwohner fordern indes von den Behörden Informationen darüber, wie eine großangelegte Bergungsaktion mit dem Touristengeschäft vereinbar ist. Derzeit ist der Hafen für alle privaten Boote gesperrt und es wurde eine Sperrzone von 1,6 Kilometern rund um das Wrack eingerichtet. "Es tut uns wirklich leid. Aber nun kommen andere Notwendigkeiten und Probleme hoch", sagt Franca Melils, Besitzerin eines Geschäfts auf Giglio und Unterstützerin der Petition. "Nun geht es um uns, die wir im Tourismus arbeiten und vollständig davon leben. Wir haben keine Fabriken, wir haben nichts anderes", sagte sie.

© Süddeutsche.de/dapd/Reuters/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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