Georgina Chapman:"Ich will nicht als Opfer gesehen werden"

Lesezeit: 2 min

  • Georgina Chapman hat sich zum ersten Mal ausführlich zu den Belästigungsvorwürfen geäußert, die Dutzende Frauen gegen ihren Ehemann Harvey Weinstein erheben.
  • Demnach ahnte sie nichts vom Verhalten des 66-Jährigen, von dem sie mittlerweile getrennt lebt.
  • Chapman ist Gründerin des New Yorker Modelabels Marchesa. Es ist unklar, ob das Unternehmen die Folgen des Skandals überstehen wird.

Einen ersten Rehabilitierungsversuch gab es bei der Met-Gala am vergangenen Montag. Da trat Scarlett Johansson in einem rot-weißen Abendkleid auf, und während die Frage nach dem Designer bei den anderen Prominenten mit dem üblichen Versace-Dolce-Margiela-Gemurmel beantwortet wurde, hieß es bei Johansson: Marchesa. Bemerkenswert war das deshalb, weil sich viele Hollywood-Größen in den vergangenen Monaten von der auf roten Teppichen ansonsten überaus beliebten Marke abgewandt hatten.

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Hintergrund für die Ächtung war der Skandal um Harvey Weinstein, dem Dutzende Frauen sexuelle Nötigung und in einigen Fällen gar Vergewaltigung vorwerfen. Weinsteins Noch-Ehefrau ist Georgina Chapman, eine der beiden Gründerinnen von Marchesa. In einer Umgebung, in der man Schwarz trägt, um sich zur "Me Too"-Bewegung zu bekennen und kleine blaue Schleifen, um gegen den US-Präsidenten zu protestieren, machten die Leute bewusst einen Bogen um das Label. Nur kein falsches politisches Statement zum Weinstein-Fall abgeben.

Jetzt scheint die Rettung Marchesas mit prominenter Unterstützung angelaufen zu sein. Drei Tage nach Johanssons Auftritt hat sich Chapman selbst zum ersten Mal ausführlich zu Wort gemeldet. Sie sei "so naiv" gewesen, sagt die 42-Jährige in einem Interview, das in der Juni-Ausgabe der US- Vogue erscheint. Sie habe geglaubt, eine "sehr glückliche Ehe" zu führen. "Ich liebte mein Leben", sagt Chapman. Auf die Frage, ob sie jemals Verdacht geschöpft habe, antwortet sie: "Absolut nicht, niemals."

Dementsprechend groß sei der Schock gewesen, als immer mehr Vorwürfe gegen Weinstein ans Licht kamen. "Ich habe fünf Kilo in fünf Tagen verloren", sagt Chapman über diese Zeit. Sie sei fünf Monate lang nicht mehr ausgegangen, sei "beschämt und gebrochen" gewesen. Chapman hat ihren Mann kurz nach dem Bekanntwerden der ersten Anschuldigungen verlassen und die Scheidung eingereicht. Noch ist das Scheidungsverfahren nicht abgeschlossen.

"Ich will nicht als Opfer gesehen werden", sagt Chapman in dem Interview weiter. Sie sei "eine Frau in einer beschissenen Situation", aber damit sei sie nicht alleine. Gleichzeitig mache sie sich größte Sorgen um die Zukunft ihres fünfjährigen Sohnes und der zwei Jahre älteren Tochter, die sie nach ihrem Auszug aus dem gemeinsamen Haus zu sich genommen hat. "Wie wird ihr Leben aussehen?", fragt Chapman. Zunächst will sie mit den Kindern auf einen Bauernhof im Bundesstaat New York ziehen. Wie es weitergehe, müsse man sehen.

Letzteres trifft auch auf Marchesa zu. In den USA gibt es Spekulationen, dass die Marke den Weinstein-Skandal nicht überleben wird. Auch, weil der Produzent einst Schauspielerinnen unter Druck gesetzt haben soll, das Label zu tragen.

Chapman sagte der Vogue, sie habe noch loyale Unterstützer. Zu denen gehört offensichtlich Johansson, die über ihre Kleiderwahl bei der Met-Gala sagte, sie freue sich, "eine Marke zu unterstützen, die von zwei unglaublich talentierten und wichtigen weiblichen Designern gegründet wurde". Und auch Vogue-Chefin Anna Wintour scheint dazuzugehören. In ihrem Vorwort zur aktuellen Ausgabe schreibt sie allein über Chapman und Marchesa. Und wünscht nur das Beste.

© SZ.de/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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