Bis zur französischen Küste war alles in Ordnung mit Flug 4U9525. Wie sich auf der Webseite flightradar24.com nachvollziehen lässt, steuerten die Piloten zunächst, wie oft auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf, Richtung Marseille - gegenüber der Luftlinie ein kleiner Umweg nach Osten. Doch sobald die Küste überquert war, begann die Maschine zu sinken, von 11 600 auf 2000 Meter in zehn Minuten, in einem Tempo, als wolle sie landen.
Warum das passiert ist, kann bisher niemand sagen. Die Maschine ist in einem unwegsamen Gebiet der französischen Alpen nordwestlich von Nizza zerschellt. Gleich nach der Meldung aus Frankreich hat die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BfU) in Braunschweig drei Experten nach Frankreich entsandt, um bei den Ermittlungen der dortigen Behörden mitzuarbeiten. Erkenntnisse hatte die Behörde zu dem Zeitpunkt noch nicht. "Es gibt bei solchen Verfahren immer viele Theorien, für die dann Beweise gefunden werden müssen", heißt es aus der Pressestelle.
Eine Theorie könnte um das Alter der Maschine kreisen, die seit Februar 1991 für den Lufthansa-Konzern fliegt. Außerdem könnte es Spekulationen über vereiste Sensoren geben. Im November 2014 war eine Lufthansa-Maschine des mit der A320 eng verwandten Typs A321 auf dem Flug von Bilbao nach München in einen unkontrollierten Sinkflug gegangen. Vereiste Sensoren hatten dem Bordcomputer falsche Informationen geliefert; erst als der Pilot den Rechner ausschaltete, bekam er die Maschine unter Kontrolle, berichtete vor Kurzem der Spiegel. Danach, so hieß es, habe Lufthansa bei allen Flugzeugen der A320-Familie die Sensoren ausgetauscht.
Mit aktuellster Computertechnik ausgestattet
Ob dies bei der Unglücksmaschine der Tochtergesellschaft Germanwings auch passiert sei, konnte die Lufthansa-Pressestelle zunächst nicht sagen. Der Unglücksflieger war aber nach Angaben der Fluggesellschaft mit aktuellster Computertechnik ausgestattet. Ein Technikproblem wie bei der Lufthansa-Maschine sei daher nicht zu erwarten, sagte der Leiter des Flugbetriebs bei Germanwings, Stefan-Kenan Scheib, in Köln.
Trotz des Absturzes von Flug 4U9525 gilt der A320 als sicheres Flugzeug: Am Dienstag dürften ungefähr 3000 Maschinen des gleichen Typs sicher irgendwo auf der Welt gelandet sein. Der A320 ist ein Bestseller für den Luftfahrtkonzern Airbus: Fast 3900 Maschinen des Mittelstrecken-Flugzeugs, das meist mit 150 Sitzen bestückt wird, hat er seit 1988 ausgeliefert, annähernd die gleiche Anzahl von Maschinen haben Kunden bestellt. Auch für die Sicherheitsbilanz der Maschine dürfte Airbus sich nicht schämen. Er liegt nach verschiedenen, leicht unterschiedlichen Angaben im Internet etwa bei einem tödlichen Unfall pro zehn Millionen Flügen - der A320 gehört vermutlich zu den zehn sichersten Flugzeugtypen der Luftfahrt.
Allerdings war die Maschine nicht gut gestartet: Im Juni 1988, kurz nach der Markeneinführung, war ein Airbus des Typs bei einer Flugschau in Frankreich abgestürzt. Damals kreiste die Diskussion schnell um das sogenannte Fly-by-wire-System der Maschine: Die Befehle aus dem Cockpit wurden erstmals allein elektronisch übermittelt, die Maschine hatte nur eine mechanische Notsteuerung. Heute ist das Standard.