Eisige Temperaturen in Europa:Deutschland erlebt kälteste Nacht des Winters

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Allein in der Ukraine sind bereits mehr als 100 Menschen erfroren: Der Osten Europas leidet besonders unter Sibirien-Hoch "Cooper" - doch auch in Italien starben bereits drei Menschen infolge der extremen Minustemperaturen. Hierzulande sind für heute und morgen die kältesten Tage des Winters vorhergesagt.

Sibirien-Hoch Cooper hält Ost- und Mitteleuropa in eisigem Griff: Mehr als 220 Menschen sind seit Beginn der Kältewelle bereits ums Leben gekommen. Und selbst im sonnenverwöhnten Italien starben bereits drei Menschen infolge der extremen Minustemperaturen. Die meisten der Opfer sind länderübergreifend Obdachlose.

Hierzulande wurden für Freitag und Samstag die niedrigsten Temperaturen prognostiziert. In Teilen Thüringens und Sachsens wurden in der Nacht zum Freitag Temperaturen von minus 22 Grad gemessen. Im sächsischen Deutschneudorf rutschte das Thermometer sogar auf minus 26,4 Grad, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtete. Damit war die vergangene Nacht die bislang kälteste dieses Winters.

"Petrus macht immer, was ihm gerade einfällt"

Ein Ende der frostigen Temperaturen ist vorerst nicht in Sicht. "Das eisige Winterwetter bleibt uns auch in den nächsten Tagen erhalten", so DWD-Meteorologe Hans-Werner Voß. Dass die Frostperiode in diesem Winter erst relativ spät eingesetzt habe, sei nichts Besonderes. "Der Petrus, der macht immer, was ihm gerade einfällt." Für das anstehende Wochenende rechnen die Wetterexperten zudem gebietsweise mit Niederschlägen, vor allem an den Küsten ist Schneefall vorhergesagt.

Am frühen Freitagmorgen kam es in Brandenburg durch Schneeglätte bereits zu zahlreichen Verkehrsunfällen. Zwischen sechs Uhr und sieben Uhr registrierte die Polizei in Potsdam landesweit etwa 30 Unfälle, deutlich mehr als sonst. Die meisten gingen glücklicherweise glimpflich aus.

Ungleich dramatischer ist die Lage im Osten Europas: Die Ukraine erlebt den härtesten Winter seit sechs Jahren. Allein dort starben seit Beginn der Kälteperiode mehr als hundert Menschen, die meisten der Opfer sind Obachlose. In der vergangenen Nacht mit Temperaturen bis zu minus 32 Grad war die Zahl der Kältetoten nochmals um 38 gestiegen. Mehr als 1200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt.

In Rumänien müssen sich die Menschen indes auf neue schwere Schneestürme einstellen. Ab dem heutigen Freitagmittag gilt eine Unwetterwarnung vor allem für den Süden des Landes. Das berichtet das Nachrichtenportal punkto.ro. Die Polizei mahnte die Bürger, von allen nicht zwingend erforderlichen Autofahrten abzusehen. Zu den massiven Schneefällen kommen die weiter arktischen Temperaturen, die auch am Tag nicht über minus 15 Grad hinausgehen. In Teilen des Landes wurden bereits Nachttemperaturen von 30 Grad unter null gemessen. Mehr als zwei Dutzend Menschen starben bislang an Erfrierungen.

In weiten Teilen Osteuropas zwangen Eis und Schnee die Menschen zum Improvisieren. Im ungarischen Farkaslyuk gruben Dorfbewohner mit bloßen Händen in einer aufgegebenen Zeche nach Kohle. "Das erspart uns das Gefängnis", sagte Joszef Bari, der zur Minderheit der Roma gehört. Ohne die Kohle müsste er in den Wäldern Holz schlagen, und das würde die Polizei auf den Plan rufen.

In der Region Ivanjica in Serbien ritten Kinder hoch zu Ross zur Schule. Die Pferde schafften aber auch Lebensmittel in die von der Außenwelt abgeschnittenen Dörfer. Bewohner fürchteten sich davor, dass Wölfe auf der Suche nach Nahrung bewohnte Gebiete heimsuchen könnten.

Luftversorgung in Bosnien-Herzegowina

Im benachbarten Bosnien-Herzegowina versorgten Hubschrauber nach heftigen Schneefällen die Menschen aus der Luft. Der russische Gasmonopolist Gazprom drosselte wegen gestiegener Inlandsnachfrage die Lieferungen in die Slowakei um 30 Prozent, wie der nationale Energieversorger SPP im Bratislava mitteilte.

Russlands Regierung nannte erstmals offizielle Zahlen zu den Kälteopfern: Demnach erfroren im Januar insgesamt 64 Menschen. Das berichtete die Agentur Itar-Tass. Die Fährverbindung zur Insel Putjatina unweit der Großstadt Wladiwostok am Pazifik war erstmals seit Jahren wegen dicker Eismassen unterbrochen.

In Bulgarien ist die Donau-Schifffahrt stark behindert. Der Fluss sei bei den Städten Russe und Silistra bis zu 60 Prozent zugefroren, teilte die bulgarische Donaubehörde mit. In Weißrussland blieben rund 900 Schulen wegen der Kälte geschlossen.

In Polen rief Innenminister Jacek Cichocki angesichts der bisher kältesten Nacht des Winters und nach mindestens 17 Toten in wenigen Tagen die regionalen Behörden auf, sich verstärkt um Alte und Kranke zu kümmern. In Tschechien hielt am Freitag die Böhmerwald-Gemeinde Kvilda den Kälterekord: minus 38,1 Grad. Eingefrorene Weichen oder gebrochene Schienen behinderten noch immer den Bahnverkehr.

Kälteopfer in Italien

Selbst im Süden Europas sind die Folgen von Sibirien-Hoch Cooper spürbar: In Italien kamen bereits drei Menschen ums Leben gekommen. Tausende Menschen mussten in ihren Häusern ohne Strom auskommen, Züge blieben im Schnee stecken. In der Toskana lagen Florenz und Siena unter einer Schneedecke. Meteorologen haben in den kommenden Tagen auch für Rom Niederschläge vorhergesagt.

In Spanien wurde bis Sonntag ein Temperatursturz bis auf etwa minus zehn Grad vorhergesagt. Von einem Rekord ist Spanien allerdings noch weit entfernt. Die bisher niedrigste Temperatur wurde 1956 mit minus 32 Grad in der katalanischen Provinz Lleida gemessen. Bisher hatte sich der Winter in Spanien kaum blicken lassen. Noch vor ein paar Tagen herrschten fast überall etwa 15 Grad. Nur in Katalonien, auf Mallorca und im Norden hatte es etwas geschneit.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/Reuters/AFP/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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