Diskriminierung von Homosexuellen:Schützen verbieten schwule Königspaare

Ein schwuler Schützenkönig geht gerade noch. Aber ein gemeinsamer Auftritt mit dem Partner ist künftig bei katholischen Schützenumzügen in Nordrhein-Westfalen verboten. Das hat der Dachverband mit großer Mehrheit entschieden.

Schwule Könige ja, schwule Königspaare nein: An der Spitze von katholischen Schützenumzügen soll es künftig in Nordrhein-Westfalen keine schwulen Königspaare mehr geben. Der Bund der Historischen Schützenbruderschaften beschloss am Sonntag bei seinem Verbandstag in Leverkusen mit 450 Stimmen bei 28 Gegenstimmen ein Verbot von schwulen Königspaaren. Das teilte ein Verbandssprecher mit. 18 Stimmberechtigte enthielten sich.

Schwulen-Debatte: Heftige Kritik an Schützen

Der Auslöser für die unwürdige Debatte: Schützenkönig Dirk Winter wählte im Sommer 2011 als seinen Königsgemahl Oliver Hermsdorf.

(Foto: dpa)

Der Verband vertritt damit die Linie, dass schwule Schützenkönige bei Umzügen nicht mehr direkt neben ihrem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner auftreten sollen. Der Antrag wurde allerdings im Detail kurzfristig umformuliert: Dem Partner eines schwulen Schützenkönigs ist es demnach erlaubt, in der zweiten Reihe hinterher zu gehen.

Auch eine Frau an der Seite des Schützenkönigs ist nicht mehr zwingend. Ursprünglich wurde von Verbandsmitgliedern beantragt, schwulen Schützenkönigen eine Frau an ihrer Seite bei Umzügen vorzuschreiben. "Das öffentliche Auftreten als gleichgeschlechtliches Königspaar ist mit der christlichen Tradition der Bruderschaften nicht vereinbar", hieß es in einer am Sonntag verteilten Stellungnahme.

Anlass für die Diskussion ist der Fall eines schwulen Schützenkönigs aus Münster, der im vergangenen Sommer für Schlagzeilen gesorgt hatte. Als Kompromiss war sein Partner damals nicht in der ersten Reihe mit marschiert, sondern hatte sich im Hintergrund gehalten.

Lesben- und Schwulenverband bezeichnen die Regelung als "Provinzposse"

Das geplante Verbot von homosexuellen Königspaaren hatte in den vergangenen Tagen bei Politikern und Verbänden Empörung ausgelöst. Die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders, sprach von einem "Signal der Intoleranz" und forderte den katholischen Bund der Historischen Schützenbruderschaften auf, das Verbot abzulehnen. "Ich finde es befremdlich, dass die Schützen schwule Königspaare nicht dulden wollen", teilte Lüders in Berlin mit. Es sei fraglich, ob die geplante Satzungsänderung überhaupt mit dem Diskriminierungsverbot wegen sexueller Identität in Einklang zu bringen sei.

Der Lesben- und Schwulenverband bezeichnete die Regelung als "Provinzposse". Nun sei der Schützen-Verband "auf dem besten Weg, sich völlig lächerlich zu machen". Es drohe ein "Schuss in den Ofen". Der Bund berufe sich dabei zwar auf seine Tradition - aber eine Tradition der Ausgrenzung sei nichts, worauf man stolz sein könne.

Auch der der Grünen-Politiker Volker Beck übte Kritik: Er sprach von einer "Herabwürdigung der Eingetragenen Lebenspartnerschaft als minderwertig".

"Schwule Könige bitte mit einer Königin an der Seite"

Ein Sprecher des Bundes der Historischen Schützenbruderschaften hatte am Donnerstag gesagt, die Geschichte und die katholischen Wurzeln des Verbandes legten nahe, dass Königspaare nur aus einem Mann und einer Frau bestehen könnten. "Es kann und soll auch zukünftig schwule Schützenkönige geben, aber dann bitte mit einer Königin an der Seite."

Der Bund der Historischen Schützenbruderschaften zählt nach eigenen Angaben etwa 400.000 Mitglieder aus 1300 Bruderschaften in den fünf katholischen Bistümern in Nordrhein-Westfalen und dem Bistum Trier in Rheinland-Pfalz.

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