Russischer Pass für Gérard Depardieu:Lex Obelix

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Gérard Depardieu ist nun Russe - dank seines Freundes, des Präsidenten höchstpersönlich. (Foto: Süddeutsche.de/dpa)

Was haben der russische Präsident und ein belgischer Bürgermeister gemeinsam? Für ihren Freund Gérard Depardieu machen sie sich gerne lächerlich. Während der eine sich in ein Asterix-Kostüm stürzt, erlässt der andere ein Obelix-Dekret.

Wladimir Putin und Daniel Senesael leben mehr als 2000 Kilometer entfernt, der eine ist Bürgermeister des belgischen Dorfes Néchin, der andere Präsident des größten Landes der Erde. Und doch teilen die beiden Männer offensichtlich eine Passion: die für den Schauspieler Gérard Depardieu. Für ihr übergewichtiges, launisches Idol nehmen es beide Männer in Kauf, sich selbst lächerlich zu machen.

Senesael schlüpfte zu Depardieus Ehren zum Jahreswechsel in ein Asterix-Kostüm. Putin erließ, erfüllt von einer Aura des Staatstragenden (wie sie sonst nur von Kranichflügen und Showeinlagen bekannt ist), ein Dekret, das als lex obelix in die Geschichte eingehen könnte.

"In Übereinstimmung mit Absatz a des Artikels 89 der Verfassung der Russischen Föderation" werde der Antrag des Präsidenten angenommen, teilte der Kreml mit. Eben dieser Artikel besagt, dass der Präsident der Russländischen Föderation über Begnadigungen befinde, über staatliche Auszeichnungen und Ehrentitel - und eben über "Fragen der Staatsangehörigkeit".

Sicher, eine Überraschung ist Putins Neujahrsgeschenk für seinen guten Freund Gérard nicht wirklich. Schließlich hatte der Präsident schon bei seiner Jahrespressekonferenz am 20. Dezember angekündigt, Depardieu bei Bedarf Unterschlupf zu bieten. "Falls Gérard wirklich eine russische Aufenthaltsgenehmigung oder einen russischen Pass will, so ist diese Frage bereits positiv entschieden", sagte der Präsident während des Konferenzmarathons. Allerdings, so schränkte Putin ein: "Er liebt sein Land und dessen Kultur sehr."

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Er ist der Mann, der alles kann: Angeln, reiten, tauchen, mit Kranichen fliegen. Russlands Präsident Wladimir Putin inszeniert sich als Botschafter der Wildnis. Eine Auswahl seiner bildträchtigen Auftritte - alles ganz natürlich, versteht sich.

Letzteres hinderte Putin offenbar nicht daran, von sich aus den ersten Schritt zu machen. Denn soweit bekannt ist, hat Depardieu zwar unter lautstarkem Protest über französische Steuerreformen angekündigt, seinen französischen Pass abzugeben - aber nie um einen russischen gebeten.

Das lex obelix könnte allerdings nicht nur den so Geehrten vor den Kopf stoßen, sondern auch Monsieur Senesael. Denn seinem 2000-Seelen-Örtchen Néchin, das in Belgien unweit der französischen Grenze bei Lille liegt, hat Depardieu gerade erst zu nie gekannter Popularität verholfen - indem er sich dort ein Haus kaufte.

Dank Depardieu könnten "Millionen Franzosen nun Estaimpuis auf einer Karte" lokalisieren, jubelte Senesael in seiner Neujahrsansprache, die er als Video auf seiner Facebook-Seite veröffentlichte. Um seiner Botschaft Nachdruck zu verleihen, zog er sich extra etwas Passendes an - ein Asterix-Kostüm nämlich.

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