Pferdefleisch-Skandal:Gentests für Rindfleischprodukte

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Wie viel Rind ist in Rindfleischprodukten? Um diese Frage zu beantworten, will die EU-Kommission schon im März 2500 Gentests durchführen. Im April soll es erste Ergebnisse geben. An diesem Freitag soll über den Vorschlag abgestimmt werden.

"TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt": Mit diesem Produkt ist der Pferdefleisch-Skandal in Deutschland angekommen. Und auch Kaiser's Tengelmann, Rewe, Edeka, Eismann und andere Unternehmen überprüfen verdächtige Produkte. Die Europäische Kommission will jetzt verarbeitetes Rindfleisch per DNA-Test kontrollieren lassen. Schon am Freitag sollen Experten der 27 Mitgliedsstaaten über den Vorschlag aus Brüssel entscheiden.

Die ersten 2500 Gentests an Rindfleischprodukten könnten den Plänen zufolge im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg nach einem Krisentreffen von acht von dem Lebensmittelskandal betroffenen Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden. Insbesondere Irland und Großbritannien hatten auf Gen-Untersuchungen gedrängt.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden das bereits entdeckte Pferdefleisch auf mögliche Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt und gilt auch als Doping-Mittel im Pferdesport.

1500 in die EU eingeführte Pferdekadaver sollten untersucht werden, zudem 2500 in Europa geschlachtete Tiere. Die Europäer verspeisen nach Angaben der EU-Kommission wissentlich jährlich 110.000 Tonnen Pferd, 70.000 Tonnen davon aus heimischer Zucht. Im Vergleich: Allein in Deutschland wurden 2011 in Deutschland 1,2 Millionen Tonnen Rindfleisch produziert.

Real ruft Lasagne zurück

In Deutschland werden seit Mittwoch Produkte von insgesamt sechs Unternehmen überprüft. Aus der Auswertung der Lieferlisten ergebe sich, dass zwischen November 2012 und Januar 2013 über einen Zwischenhändler verdächtige Produkte in größerem Umfang nach Deutschland gekommen seien, sagte Nordrhein-Westfalens Verbraucherminister Johannes Remmel (Die Grünen). Die Metro-Tochter Real rief am Abend die "TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt" zurück. "Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand", hieß es. Bereits am vergangenen Freitag hatte das Unternehmen als Vorsichtsmaßnahme nach einem Hinweis des Herstellers das Produkt aus dem Verkauf genommen.

In den vergangenen Wochen waren in mehreren EU-Ländern Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) nannte als Rindfleisch deklariertes Pferdefleisch einen "krassen und schlimmen Fall von Verbrauchertäuschung".

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/leja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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