Papst zu Homosexuellen:Neuer Ton statt alter Kämpfe

Papst Franziskus wirbt für einen offeneren Umgang mit Homosexuellen - bedeutet das ein Ende der Doppelmoral? (Foto: dpa)

Der Papst spricht sich gegen die Diskriminierung von Schwulen und Lesben aus. Im Grunde sind das Selbstverständlichkeiten. Doch trotzdem lässt der neue Ton aufhorchen - da möchte jemand die alten Kampflinien verlassen.

Ein Kommentar von Matthias Drobinski

Das also gilt in der katholischen Kirche als Überraschung: Papst Franziskus erklärt, dass Schwule und Lesben nicht diskriminiert werden dürfen und dass an der angeblichen Schwulen-Lobby im Vatikan nicht das Schwulsein der Beteiligten das Problem ist, sondern die Seilschaft.

Im Grunde sind das Selbstverständlichkeiten, und die wirklich heikle Frage, ob Schwule und Lesben nur sexuell enthaltsam gerecht vor Gott sein können, hat der Papst im Journalistengespräch nach dem triumphalen Weltjugendtag geschickt ignoriert. Er weiß, wo es brenzlig wird.

Trotzdem lässt der neue Ton aufhorchen - da möchte jemand die alten Kampflinien verlassen. Tatsächlich zeigt sich ja die Sprachlosigkeit der Kirche beim Thema Sexualität besonders drastisch, wenn es um Schwule und Lesben geht. Sie können sich in Liebe, Treue und Verlässlichkeit an alles halten, was die katholische Kirche lehrt, egal: Sie leben trotzdem in Sünde und Abwertung, wenn sie jenen Sex haben, der nach Ansicht der Kirche "widernatürlich" ist.

Weltjugendtag an der Copacabana
:Drei Millionen feiern mit Franziskus

"Der Glaube ist eine Flamme, die immer lebendiger wird, je mehr man sie mit anderen teilt": An der Copacabana zelebriert Papst Franziskus vor drei Millionen jubelnden Gläubigen den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages. Die Menschen in Rio feiern ihn wie einen Popstar.

In Bildern.

Das ist der eine Aspekt der Doppelmoral. Der andere ist: Ausgerechnet unter den Priestern dieser Kirche ist der Anteil der Schwulen besonders hoch - und damit auch der Anteil der Doppelleben. Menschen, die mit der strukturellen Lüge leben müssen, werden aber anfällig für Korruption und Erpressung. Es ist Zeit, diese Doppelmoral zu beenden.

© SZ vom 30.07.2013/ebri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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