Katholische Kirche:Papst zeigt Verständnis für Homosexuelle

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Auf dem Rückflug von Rio de Janeiro nach Rom beantwortet Papst Franziskus Fragen von Journalisten (Foto: REUTERS)

"Wer bin ich, dass ich urteile?" Papst Franziskus wirbt für einen offeneren Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen. Problematisch sei nicht die sexuelle Orientierung - sondern Lobbys im Vatikan.

Gerade erst feierte Papst Franziskus mit drei Millionen Gläubigen an der Copacabana. Bei strömendem Regen herzte er am Weltjugendtag Kinder, schüttelte Hände, segnete, empfing Ureinwohner und besuchte eine Suchtklinik. Doch still wird es um den Pontifex selbst auf seinem Rückweg in den Vatikan nicht. Im Gespräch mit Journalisten hat er für einen offeneren Umgang der katholischen Kirche mit Homosexuellen geworben.

Er wolle nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung über Schwule urteilen, sagte der Papst auf dem Flug von Rio nach Rom. "Ich urteile nicht, wenn jemand Gott mit gutem Willen sucht. Wer bin ich, dass ich urteile?"

Das Problem sei nicht das Schwulsein, das Problem seien die Lobbys im Vatikan, sagte der Papst, nach seiner Haltung zu einer angeblichen Homo-Lobby im Vatikan befragt. Vor einigen Wochen hatte er selbst die Existenz einer Schwulen-Lobby im Vatikan angeprangert. Zuvor kursierten seit längerem Gerüchte um den Einfluss einer Gruppe homosexueller Geistlicher, die teilweise sogar für den Rücktritt von Papst Benedikt XVI. mitverantwortlich gemacht wurde. "Die Schwulen-Lobby ist nicht in Ordnung, weil Lobbys nicht in Ordnung sind", sagte Franziskus

Nach dem Katechismus der katholischen Kirche ist die homosexuelle Veranlagung an sich nicht sündhaft, sondern das Praktizieren der Homosexualität. Der Papst betonte, dass die katholische Lehre eine Diskrimierung von Homosexuellen verbiete. Wie die Kirche allerdings mit praktizierenden Homosexuellen umgehen soll, dazu äußerte sich der Papst nicht.

Vatileaks habe den Papst nicht geschockt

Bei seiner Pressekonferenz auf dem Rückflug nach Rom bestätigte der Papst Medienberichten zufolge auch die Glaubensgrundlage der katholischen Kirche, nach der Frauen kein Priesteramt ausüben dürfen. Allerdings sollten Frauen wichtigere Rollen in der Kirchenverwaltung und in den pastoralen Aktivitäten einnehmen, sagte Franziskus.

Zur "Vatileaks"-Affäre um gestohlene Dokumente im Vatikan sagte Franziskus, er sei von deren Ausmaß nicht überrascht gewesen. "Vatileaks ist ein großes Problem, aber ich bin nicht erschrocken darüber", sagte Franziskus.

© Süddeutsche.de/dpa/rtr/ebri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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