Wolfratshauser Verkehrsplanung:Röhren für die Laster

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Mit einem Tunnel unter Farchet will CSU-Stadtrat Alfred Fraas das Wolfratshauser Stadtgebiet vom Verkehr entlasten. Die tiefergelegte Umfahrung soll nun von einem Experten geprüft werden

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Ein knapp zwei Kilometer langer, 30 Meter tiefer Tunnel unter Farchet hindurch könnte in Zukunft den Schwerlastverkehr am Wolfratshauser Stadtgebiet vorbeileiten. Das ist zumindest die Idee, die der CSU-Stadtrat Alfred Fraas am Donnerstag im Gasthof Flößerei ausführlich vorgestellt hat. Der Tunnel soll vor der Einmündung des Autobahnzubringers B 11a in die Bundesstraße 11 beginnen und unter dem Ortsteil Farchet und den angrenzenden Landschaftsschutz- und FFH-Gebieten hindurch Richtung Osten verlaufen. Der Ausgang soll auf Eglinger Flur in die Staatsstraße 2070 münden. Laut Fraas kann so für Lkw-Fahrer ein Anschluss zwischen Garmischer und Salzburger Autobahn geschaffen werden, der als Süd-Tangente von überregionaler Bedeutung ist.

Der CSU-Stadtrat hatte diese seit längerem gehegte Idee erneut hervorgekramt, nachdem der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl kürzlich bei einer Sondersitzung im Stadtrat über einen möglichen vierspurigen Ausbau der B 11a gesprochen hatte. Der Stadtrat will Ammerl mit einer Prognose der Verkehrsentwicklung in Wolfratshausen bis 2035 beauftragen. Ammerl hatte erklärt, dass er dafür auch Trassen für eine Umgehungsstraße unter die Lupe nehmen könne. Der Experte hatte jedoch auch betont, dass eine Förderung bei einem Nutzen-Kosten-Faktor von weniger als 3 - also wenn der Nutzen mit weniger als dem Dreifachen der Kosten bewertet wird - unwahrscheinlich sei.

Fraas hatte sein Konzept bereits vor zwei Jahren dem Staatlichen Bauamt Weilheim vorgelegt. Das habe den Tunnel zwar für realisierbar, aber zu teuer gehalten. Der Stadtrat aber will sich davon nicht abhalten lassen: "Wir müssen jetzt was anpacken, sonst passiert nie was", erklärt er seinen Vorstoß. Gemeinsam mit Geretsried und den anderen Nachbarkommunen müsse man den Beschluss für eine Umfahrung fassen und "die Bürger mitnehmen". Er werde sein Konzept an Verkehrsplaner Ammerl schicken und darauf drängen, dass dieser den Farcheter Tunnel in seiner Prognose untersuche, sagt Fraas - "damit wir mal in die Gänge kommen". Der Experte könne die Verkehrszahlen hochrechnen und herausfinden, ob sich die Variante lohne. In Fraas' Präsentation hat der Tunnel, je nach Bedarf, eine oder zwei zweispurige Röhren.

Über eine Umgehungsstraße wird in Wolfratshausen seit vielen Jahren diskutiert. 2001 wurden vier Varianten untersucht, die allerdings alle vom Stadtrat verworfen wurden. Einzig die Trasse über Farchet kam auf einen Nutzen-Kosten-Faktor von mehr als 1, der für eine Realisierung nötig ist. Der Stadtrat hatte sich kürzlich dagegen entschieden, dass Ammerl diese noch einmal prüft.

Der Tunnel hat für Fraas den Vorteil, dass er das Landschaftsschutz- und das FFH-Gebiet nicht berührt. Ausgehend von ähnlichen Tunnelprojekten schätzt der Stadtrat die kosten auf zirka 150 Millionen Euro. Weil sowohl der Bundesverkehrswegeplan als auch das bayerische Programm für Staatsstraßen eine sehr lange Realisierungszeit von 20 bis 50 Jahren hätten, schwebt Fraas eine andere Fördermöglichkeit vor: Kommunen hätten die Möglichkeit, Sonderbaulasten für Staatsstraßen mit 85 Prozent gefördert zu bekommen. "Wenn sich Wolfratshausen und Geretsried die Mehraufwendungen teilen, dürfte das machbar sein." Die nächste Querungsmöglichkeit für Lkw von der A 95 auf die A 9 südlich von München verlaufe "nur über den gordischen Knoten Wolfratshausen", erklärt Fraas. "Die Sauerlacher Straße ist das Nadelöhr dieser Verbindung." Deshalb sei ein Tunnel mit Anschluss an die Staatsstraße 2070 von "absolut überregionaler Bedeutung" - und damit für Fördermöglichkeiten attraktiv.

Er habe bereits Bürgermeister Klaus Heilinglechner von seinem Konzept unterrichtet, sagt Fraas. Auch Ammerl will er die Pläne zuschicken. Seine Fraktion werde auf jeden Fall beantragen, dass eine Prüfung des Tunnels in den Auftrag an den Verkehrsplaner aufgenommen wird, den der Stadtrat in seiner kommenden Sitzung beschließen will.

Beim CSU-Abend hat Fraas auch eine mögliche Anbindung der Autobahnraststätte Höhenrain an die Staatsstraße nach Starnberg skizziert, die sich aber laut Verkehrsministerium nicht realisieren lässt. Und er legte einen Fragenkatalog zur Bergwald-Entwässerung vor. Darin will er wissen, warum die Stadt die Entwässerung des Golfplatzes übernimmt.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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