Wolfratshausen:Wie man Licht fängt

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"Lichtfängerin" - ein neues Gemälde, Öl auf Leinwand, von Leonard Lorenz. (Foto: oh)

Leonard Lorenz lädt zu einem literarisch-musikalischen Abend in sein Artforum nach Neufahrn ein

Von Stephanie Schwaderer, Schäftlarn

Lässt sich Licht fassen? Warum sind manche Menschen kreativ und andere eintönig? Wie kommt Leben ins Leben? Warum wird einer wie Donald Trump Präsident? Das sind Fragen, die den Maler und Bildhauer Leonard Lorenz umtreiben. Die ihn aufwühlen, hellhörig machen, suchen lassen. Seine Atelier-Ausstellung in Neufahrn, die im Sommer auf großes Interesse gestoßen ist, hat ihn bei diesem Prozess offenbar inspiriert: Eine Reihe neuer Arbeiten - Skulpturen, vor allem aber Gemälde - sind seither entstanden. Die möchte er nun seinem Publikum zeigen, und zwar im Rahmen eines literarisch-musikalischen Abends unter dem Motto "Woraus sie schöpften".

"Sie", das sind in diesem Zusammenhang Größen wie Pablo Picasso, Paul Klee, oder Francis Bacon. Lorenz hat Passagen aus Büchern, Biografien und Zeitungsartikeln ausgewählt, die am Samstag, 3. Dezember, der österreichische Schauspieler Roland Astor in Neufahrn vortragen wird - in einem Nebenraum des Ateliers, der 50 Leute fasst und beheizbar ist. Um den großen Bildhauer Alberto Giacometti und seine dürren Figuren soll es dabei ebenso gehen wie um Josef Seidl-Seitz, einen Münchner Künstler aus dem Arbeitermilieu, dem Anne R. Katz ein Buch gewidmet hat mit dem Titel: "Ich mach' mir mein eignes Licht". Die Musik steuern Lorenz' Frau Andrea Schumacher (Violine), Sohn Felix (Violoncello) und Reinhold Koller (Akkordeon) bei. "Und etwas Kulinarisches gibt es auch", sagt Lorenz, "das wird sicherlich ein heiterer und interessanter Abend."

Aus welcher Quelle schöpft er selbst? Auf diese Frage bekommt man keine einfache Antwort, aber eine Reihe Denkanstöße. Einen Geistesverwandten hat der 68-Jährige etwa in Thales von Milet entdeckt, dem ersten Philosophen des Abendlandes, der sich systematisch Gedanken über das Leben gemacht hat. Ebenso findet er sich in Albert Einsteins Formel wieder: "Kreativität ist Intelligenz, die Spaß hat." Lorenz verwendet gerne die Worte "innere Verflüssigung", die er als Gegensatz zu Verhärtung und Verkrustung versteht.

"Die spielerische Weiterentwicklung auf dem bisherigen Fundus ergibt eine Vervielfältigung", sagt er, "es entstehen neue Zusammenhänge, neue Variationen, die sich der Kopf nicht ausdenken kann." Das sei wie bei einem Pianisten, der sein Repertoire beherrsche und plötzlich zu improvisieren beginne.

Der Fundus, auf den Lorenz zurückgreifen kann, ist beträchtlich: Eine Bildhauerausbildung in Tirol, die Münchner Akademie und 50 Jahre künstlerischen Schaffens liegen hinter ihm, ebenso wie Ausstellungen in New York, Paris, Rom, Berlin und Wien. Das "Dabeiseinmüssen" habe er hinter sich gelassen, sagt er. "Das Potenzial jedes Menschen liegt auf der geistig-seelischen Ebene." Das sei es auch, was er mit seiner Kunst zum Ausdruck bringen wolle: "Das Vertrauen in dieses Potenzial ist unsere Chance."

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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