Wolfratshausen:Doppelpass mit Uli

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FC-Bayern-Präsident Hoeneß lässt sich in der vollen Loisachhalle zu Fußball und Wirtschaft befragen, lästert über Felix Magath und die Nationalmannschaft und erklärt, warum es in Deutschland keine Krise gibt.

Sebastian Blum

Fußballspieler, Manager, Unternehmer: Uli Hoeneß kann auf ein erfolgreiches Leben zurückblicken. "Der Mitarbeiter ist das wichtigste Kapital, was du hast", sagt er. (Foto: Hartmut Pöstges)

Breitbeinig und entspannt sitzt - ja thront - FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß in seinem Ledersessel auf der Bühne der Wolfratshauser Loisachhalle, ihm gegenüber sein alter Duz-Freund und Interviewpartner Rainer Holzschuh, Herausgeber der Fußball-Zeitschrift Kicker. Bei so viel Entspanntheit macht es auch nichts, dass Hoeneß' roter Kopf, der bei heftiger Erregung mitunter die Farbe einer reifen Tomate annimmt, an diesem Montagabend nicht so recht zum blauen Logo des Veranstalters, der Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW), passt.

Zudem ist Blau die Farbe des Lokalrivalen TSV 1860 München. Doch unter den geladenen 700 Gästen, überwiegend UWW-Mitglieder, andere Unternehmer und Lokalpolitiker, findet sich dann auch auf Nachfrage Holzschuhs kaum ein "Blauer", schon gar nicht der ehemalige bayerische Ministerpräsident, Wolfratshauser Ehrenbürger und FC-Bayern-Aufsichtsrat Edmund Stoiber.

"Fans der 60er und die SPD in Bayern haben eines gemeinsam - sie werden alle weniger", stichelt Hoeneß gut gelaunt in Richtung TSV, was das Publikum umgehend mit Applaus belohnt. Denn die Gäste wollen an diesem Abend von Hoeneß vor allem eines: kernige Aussagen. Und der Weltmeister von 1974 enttäuscht sie nicht.

"Wir sind in keiner Krise"

So lästert Hoeneß über die ausufernde Transferpolitik des ehemaligen Bayern-Trainers Felix Magath: "Der Felix fährt mit seiner Mannschaft nur mit dem Gelenkbus zum Training." Doch der 60-Jährige redet nicht nur über Fußball. Als Fußballer sei er erfolgreich gewesen, als Vereins-Manager erfolgreich und als Unternehmer noch erfolgreicher, sagt Hoeneß über sich selbst.

Genau deswegen hat ihn die UWW auch eingeladen. "Wir sind in keiner Krise", ist er sich sicher. Krise, die gebe es in Äthiopien aber nicht in Deutschland. "Die Weltwirtschaft wird boomen wie nie zuvor und in einem Jahr werden wir über ganz andere Probleme reden", prophezeit er. Schließlich habe man mit Merkel und Schäuble "zwei super Leute". Manch ein Unternehmer im Publikum mag da anderer Meinung sein, doch Hoeneß singt ein Loblied auf den Mittelstand. "Der Mitarbeiter ist das wichtigste Kapital, was du hast", belehrt Hoeneß seinen Freund Holzschuh. "Deswegen ist in Deutschland der Mittelstand so stark. Das unterscheidet uns von den anderen Ländern in der Krise." Dafür gibt es donnernden Applaus vom ganzen Saal.

Kritik an "Hinterbänklern"

Auch für die Politiker in der Halle findet Hoeneß warme Worte. "Politiker haben's auch nicht leicht", sagt er. Eine Bundeskanzlerin, die im Jahr 300 000 Euro verdiene, sei ein Witz, spricht Hoeneß weiter. Denn für den Vorstand einer "80 Millionen-Firma" wie Deutschland sei das ein zu geringer Lohn. Außerdem gebe es zu viele Hinterbänkler, die nichts leisteten, weswegen Deutschland nicht vorankomme. Das kommt gut an bei den Zuschauern, die begeistert klatschen.

Für seine Kritik an der deutschen Nationalmannschaft gibt es jedoch nicht so viel Applaus. Was er denn vom letzten Spiel der Elf gegen Irland halte, fragt Holzschuh. "Ich frage mich, was passiert wäre, wenn sie gegen einen richtigen Gegner gespielt hätten", antwortet Hoeneß und stellt fest, der Mannschaft fehle "der letzte Biss".

60 Millionen Umsatz durch Würstchen

Unternehmerisch geht es bei Hoeneß um die Wurst: Mit einer Tagesproduktion von bis zu fünf Millionen Nürnberger Bratwürsten erwirtschafte sein Unternehmen HOWE 60 Millionen Umsatz im Jahr, berichtet der Bayern-Präsident. Wer viel Geld besitzt, der muss sich laut Hoeneß auch sozial engagieren. "Wenn du oben bist, musst du das an die Gesellschaft zurückgeben."

Doch dieses Engagement hat auch seine Grenzen. So gibt es in der Münchner Allianz-Arena keine Hoeneß-Wurst - obwohl ihr das gut täte, wie der 60-Jährige findet. Ein Glück für die Gäste, dass die Loisachhalle nicht die Arena ist. Denn nach Hoeneß' gut zweistündigem Auftritt gibt es Bratwürste für alle, zweieinhalbtausend Stück hat die inzwischen vom Sohn geführte Firma gespendet. Und so singt am Ende die Waldramer Tanzlmusi: "Herr Hoeneß, aus einer Wurst machst du was Schönes."

© SZ vom 17.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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