Verkehr:Die Schäftlarner Umfahrung steht auf der Kippe

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Die Schäftlarner Flur liegt nördlich von Hohenschäftlarn. Die Wiesen und Felder dienen auch der Naherholung. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Mehrheit der Grünen distanziert sich von einer Umgehungsstraße. Nach Jahrzehnten der Diskussion könnte dies der Anfang vom Ende des Projekts sein.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Die Mehrheit der Schäftlarner Grünen unterstützt die Pläne für eine Umfahrung von Hohenschäftlarn nicht mehr. Nur noch zwei der fünf Grünen-Gemeinderäte wollen dafür stimmen - Gerd Zattler und Christian Lankes. Bei einer Klausurtagung der Fraktion im Sommer stellte sich heraus, dass viele Grüne die Umfahrung inzwischen ablehnen. Das Thema wurde bei der Versammlung des Ortsverbands am Donnerstag sachlich, aber kontrovers diskutiert.

Ortssprecher Anton Höck hatte sich bei seiner Bürgermeister-Kandidatur 2008 für eine kleinräumige, ortsnahe Umfahrung für Hohenschäftlarn eingesetzt. Denn eine Entwicklung Hohenschäftlarns, davon ist er noch immer überzeugt, könne es nur geben, wenn der viele Verkehr verschwinde, der sich durch die Starnberger Straße quält. Besonders problematisch: der Schwerverkehr. Die Lkw fahren häufig über den Bürgersteig, weil sie sonst nicht um die Kurven kommen.

Die Voraussetzungen für die Ortsumfahrung hätten sich aber geändert, sagt Höck nun. Die kleinräumige Variante sei nicht mehr möglich. Alles andere verbrauche aber zu viel Fläche. "Eine von anderen Gruppierungen propagierte Variante durch den Bannwald, Verlegungen von Autobahnzufahrten oder einen Autobahn-Südring hielten die Grünen schon immer für abwegig, unrealistisch und verfehlt", heißt es in einem Antrag zur Umfahrung, über den die Grünen bei ihrer Versammlung dann doch nicht abstimmten.

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Sophie von Lenthe ist eine der drei Gemeinderätinnen, die nicht mehr für die Umfahrung sind. "Angesichts eines sich rasant verändernden Klimas, angesichts einer sich ebenso rasant verändernden Mobilität, bin ich inzwischen gegen jegliche weitere Asphaltierung landschaftlicher Flächen", schreibt sie. "Es kann nicht sein, dass wir für immer mehr Autos immer mehr Straßen bauen und so zum Klimawandel beitragen." Statt der Umfahrung sollen dem Antrag zufolge Mobilitätskonzepte mit den Nachbargemeinden entwickelt und umgesetzt werden. Kinder, Fußgänger und Fahrradfahrer sollen auf andere Ortsstraßen geleitet, und Tempo 30 an der gesamten Ortsdurchfahrt eingeführt werden. Zudem solle der öffentliche Nahverkehr gefördert werden, mit Buswartehäuschen an der Linie 904 von Starnberg zum Kloster Schäftlarn, einem Ausbau der S-Bahn und "Mitnahme-Bänken", an denen Menschen, die eine Mitfahrgelegenheit brauchen, auf Autofahrer warten können, die diese anbieten.

All diese Argumente könne er nachvollziehen, sagte Grünen-Fraktionssprecher Christian Lankes, und dennoch sei er weiterhin für den Bau der Umfahrung. Denn derzeit müsse sich der Ort den Autos unterordnen. Die anderen Maßnahmen seien ihm zu wenig konkret und nähmen auch zu viel Zeit in Anspruch.

Mit der Ablehnung einer Mehrheit der Grünen könnte sich das Projekt erneut verzögern, es könnte sogar kippen. Denn auch die Gemeindeunion (GU) will die Schäftlarner Flur bewahren. "Der Flächenfraß wird extrem groß werden", fürchtet Josef Woratsch, stellvertretender GU-Fraktionssprecher. Priorität habe für ihn, die Lkw aus der Starnberger Straße zu bekommen. "Dann könnte man aus dem Ort was machen." Die GU befürwortet eine Umfahrung, will diese aber weit im Norden durch den Bannwald bauen. Grundsätzlich würde die GU wohl auch für eine ortsnahe Trasse durch die Flur stimmen, sagt Woratsch. Wenn aber Teile der Grünen dagegen seien, werde man vielleicht nochmal überlegen. Auch in der CSU-Fraktion gibt es Gegner der Flurtrasse. "Die Waldtrasse wird aber keine Genehmigung erhalten", sagt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Die Gesetzeslage lasse das nicht zu, wenn eine Trasse durch die Flur möglich sei. Bisher habe es im Gemeinderat eine Mehrheit für die ortsnahe Trasse gegeben. Gebe es die nicht mehr, "dann geht es darum, ob man überhaupt eine Umfahrung will." Eine Lösung zusammen mit Starnberg sieht Ruhdorfer nach seinem Gespräch mit der dortigen Bürgermeisterin Eva John nicht. Anfang 2018 könnte laut Ruhdorfer der Gemeinderat darüber abstimmen, mit welcher Trasse Schäftlarn ins Genehmigungsverfahren gehen will.

© SZ vom 21.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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