Tölzer Hütte:Kleinod am Brauneck

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Am Grat lässt sich vom Brauneck bis zur Benediktenwand (im Bild die Nordwand) wandern. (Foto: Benjamin Engel)

Auf der Tölzer Hütte hören Hubert und Margit Walther Ende Mai endgültig auf. Ein junges Wirteduo übernimmt: Der 26-jährige Georg Glaßner wird von seiner Freundin Johanna Matheis unterstützt. Der Tölzer Skiclub hat das Paar aus einem Dutzend Bewerbern ausgewählt.

Von Benjamin Engel, Lenggries

Für Georg Glaßner hat sich ein lang gehegter Wunschtraum erfüllt. Vor sieben Jahren war der 26-jährige ausgebildete Koch erstmals am Brauneck tätig. Damals arbeitete er in der Wirtschaft Alti Mulistation nahe der Talstation der Gondelbahn - und war damit seinem großen Ziel schon ziemlich nahe. "Ich habe gesagt, wenn oben eine Hütte frei wird, bin ich der erste, der sich bewirbt", erzählt der junge Mann aus Ohlstadt. Jetzt hat es geklappt. Zur Sommersaison wird er zusammen mit seiner sechs Jahre jüngeren Freundin Johanna Matheis als Wirt auf der Tölzer Hütte beginnen. Der Tölzer Skiclub hat das Paar ausgewählt, nachdem die langjährigen Pächter "Hubs" (Hubert) und Margit Walther ihren Abschied angekündigt hatten.

Pächterwechsel auf Berghütten sind meist selten. Auf der Tölzer Hütte arbeiteten Stefan und Hilde Gerg - die Eltern der Slalom-Olympiasiegerin Hilde Gerg - allein schon 29 Jahre. Anschließend übernahmen Margit und Hubert Walther für 15 Jahre. Daher rechnete Glaßner gar nicht damit, je zum Zuge zu kommen. Nach Zwischenstation in München hatte er es zumindest wieder bis ans Ende der Brauneck-Talabfahrt geschafft. In der Wirtschaft Jaegers ist er noch der Küchenchef. So bekam er mit, als ein Skilehrer vom Wunsch der Hubers erzählte, auf der Tölzer Hütte aufzuhören. "Ich habe sofort den Hubs angerufen, ob das stimmt und mich dann beworben", sagt Glaßner.

Die Steinböcke der Kolonie am Berg wagen sich bis in Wegnähe vor. (Foto: Benjamin Engel)

Zur Jahresversammlung hat sich das neue Pächterpaar den Mitgliedern ganz bodenständig präsentiert. Johanna Matheis kam im Dirndl, Glaßner in kurzer Lederhose samt Wadlstrümpfen, mit Blumen bestickten Hosenträgern und Hut. So unterstrich der neue Wirt schon optisch seine Verbundenheit mit Bayern. "Dahoam is es am schönsten", erklärt er. "Ich kenne nur Berge, ich bleibe in den Bergen und ich liebe die Berge." Ob es wohl damit zusammenhängt, dass in seine gastronomische Karriere bisher nie weiter weg als bis nach München führte? Im Gasthaus und Hotel zur Post hat Glaßner als Koch gelernt. Danach ging es für ihn an die Mulistation in Lenggries, kurz zurück nach Wallgau, vier Jahre nach München und anschließend ins Jaegers, ebenfalls am Brauneck.

Als "Lebensaufgabe" bezeichnet Glaßner die Pacht der Tölzer Hütte. "Ich kann jetzt genauso kochen, wie ich das will", erklärt er. Niemand könne ihm jetzt am Herd mehr etwas vorschreiben. Und diese Freiheit genießt er. Bayerisch-bodenständig soll das Essen auf der Tölzer Hütte trotzdem bleiben. Glaßner kündigt eine neue Speisekarte an. Was ihm wichtig ist, sind regionale Produkte von hoher Qualität. "Fertige Packerl kommen mir nicht in den Topf", stellt er klar. Alles werde frisch und saisonal wechselnd von Hand zubereitet. Für die Gäste müsse aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Sonntags könnte sich Glaßner vorstellen, abwechselnd verschiedene Braten zu servieren - vom Schwein bis Kalb und vielem mehr gebe es zahlreiche Möglichkeiten, sagt er. An Feiertagen und an Sonntagen will das neue Wirtspaar Musiker live aufspielen lassen - allerdings nur bei schönem Wetter.

Bevor es oben am Brauneck losgehen kann, muss Glaßner noch seinen Vertrag in der Wirtschaft Jaegers erfüllen. Zum 15. Mai hat er gekündigt. Dort wäre er auch geblieben, hätte es mit der Bewerbung für die Tölzer Hütte nicht geklappt. Seine Aufgabe habe ihm Spaß gemacht, sagt er. Doch jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt. An Christi Himmelfahrt - Donnerstag, 10. Mai - werden Margit und Hubs Walther die Tölzer Hütte zur Sommersaison öffnen. Beide werden Glaßner und seine Freundin in den ersten Wochen noch bis zum 1. Juni unterstützen. Dann sind die neuen Pächter allein verantwortlich. Von der Bewerbung hatte Glaßner seiner Freundin anfangs gar nichts erzählt. Daher gibt sie zu, sei sie zunächst leicht geschockt gewesen. Doch das Brauneck und die Tölzer Hütte kenne sie von Kindheit an. Schließlich sei sie im nahen Arzbach aufgewachsen. Eigentlich sei sie Erzieherin, habe aber nebenbei in der Gastronomie gearbeitet, sagt sie. Im Jaegers lernte sie ihren jetzigen Freund kennen. Jetzt will sie ihn bei der neuen Aufgabe unterstützen. "Wir greifen an", sagt sie.

Mit der Tölzer Hütte am Brauneck haben Georg Glaßner und Johanna Matheis eine der bekanntesten Hütten in der Region übernommen. Welchen Ruf der Betrieb hat, wurde dem Vorstand im Tölzer Skiclub erst jetzt wieder so richtig bewusst. Wie der scheidende Vorsitzende Joseph Pallauf auf der Jahresversammlung berichtete, sei der Verein von Bewerbungen regelrecht überschwemmt worden. "Mir ist zum ersten Mal bewusst geworden, welches Kleinod die Tölzer Hütte ist", bekannte er. Allein gut ein Dutzend Bewerber seien in die engere Auswahl gekommen. Zwischen dreien habe sich schließlich der Vorstand entschieden. Dass die Hütte einen derart guten Ruf habe, liege auch am Pächter-Ehepaar Walther. Jeder Handgriff habe gesessen. Sogar Weinverkostungen habe es auf der Tölzer Hütte gegeben.

Für die schöne Zeit und das Vertrauen des Skiclubs in den vergangenen Jahren bedankte sich Hubs Walther. Er habe sich einfach noch einmal beruflich verändern wollen, sagte der 58-Jährige. Ausschlaggebend sei auch gewesen, dass der Koch auf der Hütte eine neue Stelle bekommen habe. Gleichzeitig hätten zwei Studentinnen als Bedienung aufgehört. Noch einmal ein neues Mitarbeiterteam aufbauen, wollte er mit seiner Frau nicht mehr. Denn das hätte drei Jahre gebraucht, bis sich alles eingespielt hätte. Und außerdem: "Man muss dann aufhören, wenn man auf dem höchsten Level ist", sagte Hubs Walther.

© SZ vom 09.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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