Kita und Wohnen:Schäftlarn lehnt Heilpädagogische Tagesstätte nach Protesten ab

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32 behinderte Kinder sollten dort betreut werden, 30 Menschen in Mietwohnungen leben. Der Gemeinderat befürchtet Probleme mit dem Straßenverkehr.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Der Gemeinderat hat die Pläne zur Errichtung einer heilpädagogischen Tagesstätte im Ortsteil Zell abgelehnt. Das hat Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) mitgeteilt. Grund der Ablehnung ist, dass die Gemeinderäte befürchten, die engen und zum Teil steilen Straßen könnten dem zunehmenden Verkehr nicht gewachsen sein. Das Gremium hatte über die Pläne des Ehepaars Nikolaus von Kaisenberg und Anke Merk in nicht-öffentlicher Sitzung beraten.

Wie berichtet, wollten die beiden mit ihrer "Lern Raum Leben GmbH" einen früheren Bauernhof samt Grundstück an der Gerhart-Hauptmann-Straße kaufen und dort neben der Tagesstätte zwei Wohnhäuser mit bis zu zehn Wohneinheiten errichten. Bis zu 32 Buben und Mädchen im Kindergartenalter mit autistischen Störungen und Gehirntumoren hätten in der Tagesstätte betreut werden sollen. In den Neubauten hätten unterschiedlich große μMietwohnungen für bis zu 30 Menschen entstehen sollen, die auch zur Querfinanzierung des Projekts dienen sollten.

Gegen das Vorhaben hatte sich in Zell rasch Widerstand geregt, Nachbarn sammelten 48 Unterschriften, die sie dem Gemeinderat zu Beginn der Sitzung vorlegten, in der über die Anfrage abgestimmt wurde. Sabine Schneider, die die Unterschriftenaktion initiiert hatte, und die Zeller, die unterschrieben, befürchteten eine Überlastung der Straßen durch Hol- und Bringverkehr der Kinder, Lieferverkehr und die Menschen, die in die Häuser einziehen sollten. Dieser Auffassung schlossen sich Ruhdorfer zufolge die Gemeinderäte überwiegend an. Kritisiert wurde auch, dass eine Tiefgarage nur für die Wohnhäuser, nicht aber für die Tagesstätte errichtet werden sollte, wie Zweite Bürgermeisterin Maria Reitinger (Gemeindewohl) sagte.

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Oder kann die Gemeinde den Zuzug bremsen? Am Stehbründlweg etwa soll für 50 Menschen gebaut werden - theoretisch könnten dort auch 150 leben.

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Zudem befürchteten die Gemeinderäte Bezugsfälle, sollte die vorhandene, lockere Bebauung verdichtet werden. In Zell wie auch in den anderen Schäftlarner Ortsteilen geben immer mehr Bauern auf, oder die Höfe werden nicht übernommen, wenn der Besitzer stirbt. Der frühere Hof an der Gerhart-Hauptmann-Straße ist seit Jahren unbewohnt. Nicht weit entfernt steht ein ziemlich marodes Haus, der "Hakenhof beim Marx", der ebenfalls unter Denkmalschutz steht. Er wurde vor 1780 errichtet. Die Besitzerin will dort ein Café einrichten, was der Gemeinderat 2014 auch genehmigt hat. Passiert ist dort bisher aber wenig, das alte Haus verfällt weiter.

Wie es mit dem Haus am Gerhart-Hauptmann-Weg weitergeht, ist unklar. Es gehört einer Erbengemeinschaft, ein Nachlassverwalter versucht es zu verkaufen. Ob Kaisenberg und Merk ihre Pläne verkleinern oder vom Kauf des Hauses und des Grundstücks Abstand nehmen, ist ebenfalls unklar. Sollten sie noch vor der nächsten Gemeinderatssitzung am 26. Juli eine neue Planung einreichen wollen, hätten sie dafür bis kommenden Mittwoch, 19. Juli, Zeit. Bis zu diesem Mittwoch lag der Gemeinde eine neue Planung jedenfalls nicht vor. Beide waren am Mittwoch nicht zu erreichen. Sollten Kaisenberg und Merk Haus und Grundstück nicht kaufen, werde sich dafür wohl ein Bauträger finden, vermutet Reitinger. Der würde auch zur vorhandenen Bebauung dazu bauen. "Bei einem Bauträger tut man sich aber leichter, etwas zu beschränken", sagt die Zweite Bürgermeisterin.

© SZ vom 14.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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