Bau-Projekt in Schäftlarn:Therapieren, malen, leben

Bau-Projekt in Schäftlarn: Der Architekt Nikolaus von Kaisenberg und seine Frau Anke Merk wollen das denkmalgeschützte Bauernhaus am Gerhart-Hauptmann-Weg kaufen und neu nutzen.

Der Architekt Nikolaus von Kaisenberg und seine Frau Anke Merk wollen das denkmalgeschützte Bauernhaus am Gerhart-Hauptmann-Weg kaufen und neu nutzen.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Ein Ehepaar will ein altes Bauernhaus zur heilpädagogischen Tagesstätte umbauen und zusätzlich Wohnraum für Senioren schaffen.

Von Ingrid Hügenell

Im Schäftlarner Ortsteil Zell könnten eine heilpädagogische Tagesstätte mit Atelier sowie zwei Wohnhäuser entstehen. Der Architekt und Stadtplaner Nikolaus von Kaisenberg und seine Frau Anke Merk haben ihre Ideen am Montag dem Bauausschuss dargelegt. Demnach könnten in der Tagesstätte in einem alten Bauernhaus am Gerhart-Hauptmann-Weg bis zu 32 Buben und Mädchen im Kindergartenalter betreut werden. In zwei neu zu bauenden, lang gestreckten Häusern sollen günstige Mietwohnungen für Mitarbeiter und andere Menschen entstehen.

In zehn unterschiedlich großen Wohnungen könnten etwa 30 Menschen leben, auch Senioren. "Es geht um ein gutes Leben miteinander", sagte von Kaisenberg im Ausschuss. Träger soll die gemeinnützige GmbH "Lernraum Leben" des Ehepaars sein. Sie haben auch einen heilpädagogischen Verein gegründet, der eine Einrichtung in München betreibe, wie sie sagten. "Wir wollen Wohnen, Erziehung und Arbeit verbinden", sagte Merk, und das für mehrere Generationen. Wie von Kaisenberg auf Nachfrage sagte, ist der Bau von Wohnungen auch notwendig, um das Grundstück besser ausnutzen und den Erwerb finanzieren zu können. Das frühere Bauernhaus steht unter Denkmalschutz.

Die heilpädagogische Einrichtung für Kinder im Alter zwischen drei Jahren und dem Schuleintritt soll in dem Wohnbereich des Bauernhauses entstehen. Sie solle Buben und Mädchen mit autistischen Störungen und Gehirntumoren aufnehmen, erklärte Merk. Es gebe viel Bedarf an solchen Plätzen, der in und um München nicht gut gedeckt werde. Das Therapiekonzept sei in Arbeit, es solle aber eine Nähe zu Kunst und Natur aufweisen. "In größeren Einrichtungen kommen solche Kinder unter die Räder", sagte Merk. Man könne sie in dem jungen Alter aber so gut unterstützen, dass sie eventuell eine "normale" Grundschule besuchen könnten. Die Kinder würden von Kinderkliniken überwiesen, die Kosten übernehme der Bezirk Oberbayern. Im Stalltrakt des Hauses ist ein Kunst- und handwerkliches Atelier vorgesehen, das auch die Bewohner der beiden Mietshäuser benutzen können sollen, ebenso wie den Gemeinschaftsraum und die Küche. In einem "Therapeutikum" im Haupthaus sollen Ärzte und Therapeuten Sprechstunden anbieten. Es gehe um "Familien am Rande der Gesellschaft. Die zu fördern ist unser Impuls", sagte Merk. Von Kaisenberg ergänzte: "Unser Anliegen ist, den Generationenzyklus am Laufen zu halten." Bevor sie loslegen können, müssen die Eheleute erst Haus und Grundstück kaufen. Die Verhandlungen laufen. Merk und von Kaisenberg wollen aber erst dann erwerben, wenn die Gemeinde signalisiert, dass sie das Vorhaben genehmigen würde.

Die Mitglieder des Bauausschusses hörten sich den Vortrag interessiert an, stellten Fragen und brachten Einwände vor, die sich zu einem guten Teil um die Frage nach Stellplätzen und generell die Verkehrsanbindung drehten. Es solle eine Tiefgarage entstehen, sagte von Kaisenberg, die Kinder würden nicht alle einzeln, sondern in kleinen Gruppen mit Kleinbussen oder Taxis gebracht. Um das Projekt umsetzen zu können, wäre eine Änderung des Bebauungsplans nötig, wie Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) erklärte. Das müsse der gesamte Gemeinderat beschließen. Der solle das Vorhaben bei seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 28. Juni, diskutieren, allerdings nicht öffentlich, um die Kaufverhandlungen nicht zu beeinflussen, wie Ruhdorfer sagte.

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