Revolution im Kebaphaus:Wenn der Döner-Roboter die Messer wetzt

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In einem Wolfratshauser Kebaphaus säbelt ein Automat das Fleisch vom Drehspieß - per Sensor im Drei-Sekunden-Takt.

Von Peter Buchholtz, Wolfratshausen

Wenn zwei Bauarbeiter im Kebaphaus zwei Dutzend Döner für die Kollegen bestellen, dann werden die in der Schlange dahinter Wartenden nervös - und die Mitarbeiter kommen beim Fleischschneiden und Fladenbrote- Füllen ordentlich ins Schwitzen. Die Ünsals vom Pamukkale in Wolfratshausen können solche Großbestellungen in Zukunft gelassener sehen. Denn sie haben einen neuen Mitarbeiter: Seit Freitag säbelt ein Döner-Roboter das Fleisch vom 150-Kilo-Spieß. Alle drei Sekunden fährt das sensorgesteuerte Messer das Schichtfleisch nach unten ab und schneidet vollautomatisch dünne Streifen ab.

"Wir haben uns das schon lange überlegt, weil die Kunden so lange warten", sagt Hüseyin Ünsal, Sohn des Besitzers Ramazan Ünsal. Wenn sie nicht mit dem Fleischschneiden hinterher kämen, bildeten sich Schlangen. "Der Roboter schneidet das Fleisch schneller als wir von Hand", sagt Hüseyin Ünsal. Die Wartezeiten verkürzten sich, die Kunden kämen schneller in den Genuss des Döners, den viele für einen der besten in der Region halten - zumindest kommen die Gäste nach Aussage der Ünsals aus ganz Südbayern zum Pamukkale.

Im Pamukkale dreht seit Freitag ein Döner-Roboter den Spieß. Mit dem neuen Automaten ist das Fleisch im Nu vom 150-Kilo-Spieß geschnitten. (Foto: Hartmut Pöstges)

Gebaut wird der Döner-Roboter im türkischen Izmir, für die zweitägige Installation kam eigens ein Techniker aus der Türkei nach Wolfratshausen. "Das Gerät ist eigentlich für die Industrie gebaut, nicht für kleine Geschäfte", sagt Hüseyin Ünsal. Ein weiterer Beweis für den großen Andrang in der Sauerlacher Straße.

Vor acht Jahren hatte Ramazan Ünsal den ersten Versuch mit einem Döner-Roboter unternommen, ungefähr zu der Zeit, als es eine ähnliche Apparatur als "Der Gerät" durch die Fernsehsendung "TV total" zu bundesweiter Berühmtheit brachte (Grammatikalisch nicht ganz einwandfreier Werbespruch: "Der Gerät wird nie müde, der Gerät schläft nie ein"). Die Döner-Evolution in den Kebaphäusern blieb aber aus, in der Regel wird auch heute von Hand geschnitten. Ein Grund dafür ist möglicherweise der Preis der Gerätschaft. Die Ünsals haben die Rechnung zwar noch nicht erhalten, bei anderen Anbietern im Internet gehen die Angebote aber bei 10 000 Euro los.

Mit dem ersten Roboter hätten die Ünsals damals große Schwierigkeiten gehabt, er habe nicht richtig funktioniert. "Wir haben ihn wieder zurückgeschickt", sagt Hüseyin Ünsal. Der neue Roboter läuft dagegen bisher einwandfrei. Er könne das Fleisch dünner als von Hand schneiden, "dünn wie Papier", sagt der Chef. Bislang dreht sich rechts daneben noch ein klassischer Spieß, an dem das Fleisch in Handarbeit geschnitten wird. "Vielleicht wird sich das später ändern, mal schauen, wie es hiermit klappt", sagt Hüseyin Ünsal und zeigt auf den Roboter.

Die Kunden reagieren auf den Döner-Roboter amüsiert und neugierig. "Für die meisten ist das was ganz anderes, wenn ein Roboter schneidet und kein Mensch", sagt Ünsal. Einige holen ihr Smartphone hervor, machen ein Foto oder filmen den Roboter bei der Arbeit. Viel mehr Zeit bleibt nämlich nicht mehr in der Schlange im Kebaphaus.

© SZ vom 30.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:König am Drehspieß

Ramazan Ünsal hat vor 15 Jahren das "Pamukkale Kebabhaus" am Wolfratshauser Bahnhof eröffnet. Seine Döner sind in der ganzen Region beliebt und werden im Internet überdurchschnittlich oft gelobt.

Von Peter Buchholtz

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