Türkische Spezialitäten:König am Drehspieß

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Ramazan Ünsal hat vor 15 Jahren das "Pamukkale Kebabhaus" am Wolfratshauser Bahnhof eröffnet. Seine Döner sind in der ganzen Region beliebt und werden im Internet überdurchschnittlich oft gelobt.

Von Peter Buchholtz, Wolfratshausen

1987 kommt Ramazan Ünsal aus der türkischen Provinz Denizli nach Deutschland, zieht mit seiner Frau Fatma nach Offenbach am Main und arbeitet dort auf dem Bau. Als er Jahre später Verwandte im Landkreis besucht, entdeckt er den ehemaligen Kiosk am Wolfratshauser Bahnhof. "Der Laden stand fünf bis sechs Jahre leer. Kein Mensch hat sich da rangetraut", erinnert sich der 52-Jährige.

Die Geschichte des "Pamukkale Kebaphaus" beginnt aber eigentlich schon viel früher, in der Türkei. Eineinhalb Jahre dient Ünsal in der türkischen Armee, macht dort eine Lehre zum Koch. Als er nach Deutschland kommt, wächst in ihm mit der Zeit eine Idee von einem eigenen Kebaphaus. 2001 zieht er mit seiner Familie nach Wolfratshausen und kauft den alten Kiosk. Am Faschingsdienstag 2002 dreht sich der erste Dönerspieß in dem Imbiss, noch lange bevor er um den Glasanbau auf der linken Seite erweitert wurde.

Seitdem brutzelt der Spieß aus geschichtetem Putenfleisch täglich, "nur an Weihnachten haben wir geschlossen", erzählt Ünsal. Das Fleisch kommt vom Unternehmen Eura Döner aus Hof an der Saale. Mit im Imbiss arbeitet die ganze Familie, seine Frau, die zwei Kinder und der Schwiegersohn. Fünf zusätzliche Mitarbeiter arbeiten hinter der Theke, vor der sich eingefleischte Dönerfans jeden Tag die Füße in den Bauch stehen. "Gestern mussten die Gäste über eine halbe Stunde warten", erzählt Hüseyin Ünsal, der Sohn.

Die Mitarbeiter tragen das Konterfei ihres Chefs Ramazan Ünsal auf dem Polohemd. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Wolfratshauser kommen unabhängig vom Wochentag in Scharen. Doch nicht nur unter den Ortsansässigen ist der Döner beliebt. Online, in den sozialen Netzwerken und auf Bewertungsportalen wie "Yelp", "Tripadvisor" oder "Foursquare", überschlagen sich die anerkennenden Bewertungen. "Bester Döner in der Gegend", urteilt beispielsweise Philipp auf einem der Portale. "Wer auf der Jagd nach dem besten Döner ist, wird ihn dort finden", sagt Asil, und Anna geht noch weiter mit ihrer Aussage, München könne "nichts dergleichen an Döner anbieten". Immer wieder gelobt werden online die Größe der Portionen und die frischen Zutaten, darunter das Fladenbrot aus dem Backofen. "Ein altes Familienrezept meiner Schwiegermutter", sagt Ramazan Ünsal und grinst geheimnisvoll. Auch das Rezept für den Börek mit Spinat und Schafskäse kommt aus der Heimat, die für die strahlend weißen Kalksinterterrassen bekannt ist - und unterliegt leider der gastronomischen Schweigepflicht.

Heute schneidet der 52-Jährige selbst nur noch selten Dönerfleisch. Trotzdem ist er jeden Tag im Imbiss oder fährt zum Einkaufen in den Großmarkt. "Solange ich gesund bin, verkaufe ich meinen Döner", sagt Ünsal, dessen Lächeln nur durch seinen noch breiteren Schnurrbart übertroffen wird. Auch vom Logo des Kebaphauses lacht einem der sympathische Chef entgegen. Zwei Jahre hat es gedauert, bis das Schnellrestaurant richtig lief. Inzwischen sind die Ünsals beliebt in Wolfratshausen, fast jeder kennt sie. Wenn der stolze Opa vor dem Kebaphaus steht, im Kinderwagen die Enkeltochter, winkt er den Stammkunden zu, schüttelt Hände von Nachbarn und Freunden. Überlegungen, zurück in die Türkei zu gehen, gab es nie - die Ünsals fühlen sich wohl in Wolfratshausen. "Zum Urlaub am Ägäischen Meer ist das okay. Aber das ist meine Heimat, ich liebe es hier", sagt Ramazan Ünsal.

Das Brot wird selbst gebacken. (Foto: Fotos: hap/man)

2008 bekam das Kebaphaus den gläsernen Anbau, Parkplätze und Terrasse hat Ünsal von der Stadt gepachtet. Am liebsten würde er hier auch in 20 Jahren noch arbeiten. Auch der Wunsch nach einem zweiten Kebaphaus schwirrt schon länger in seinem Kopf. "Ich will mit meinen Urenkeln zusammen Döner verkaufen", sagt Ünsal. Die Wolfratshauser dürfte das freuen.

© SZ vom 11.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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