Neue Nutzung:Wieder Kinder im Sankt-Annaheim

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Im Mutterhaus (r.) leben die Annaschwestern, die anderen Gebäude stehen leer. Das "Haus A" (l.) soll als erstes umgebaut werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Eine Stiftung plant in Kochel ein Förderzentrum mit Wohnheim für geistig Behinderte. Vorher zieht die Kita ein.

Von Petra Schneider, Kochel am See

Lange standen die Gebäude des ehemaligen Kinderheims an der Badstraße leer. Im Jahr 2004 wurde das Sankt-Annaheim aufgegeben, die Schwestern bewohnen nur noch das Hauptgebäude. Nun soll wieder Leben auf dem Gelände einkehren: Zum Schuljahr 2018/19 wird dort ein privates Förderzentrum mit Schwerpunkt geistige Entwicklung und ein heilpädagogisches Heim für Kinder und Jugendliche eröffnet. Die Trägerschaft übernimmt das Dominikus-Ringeisen-Werk, eine im schwäbischen Ursberg ansässige, kirchliche Stiftung. Mit Ausnahme des Wohngebäudes übergeben die Sankt-Anna-Schwestern die einzelnen Gebäudeteile nach und nach in das Eigentum der Stiftung. "Wir sind sehr froh, dass das Kinderheim wieder belebt wird", sagt Bürgermeister Thomas Holz (CSU). Das neue Förderzentrum habe nicht nur eine große Bedeutung für Kochel, "sondern für ganz Oberbayern".

Das heilpädagogische Kinderheim der Annaschwestern wurde im Jahr 1926 gegründet. Bis zu 130 Kinder zwischen drei und 18 Jahren wurden dort betreut, die traumatisiert waren oder als "schwer erziehbar" eingestuft wurden. Das Konzept, das in Kochel umgesetzt wurde, war revolutionär: Das Sankt-Annaheim war deutschlandweit die erste Einrichtung, in dem die Kinder in Wohngruppen mit familienähnlichen Strukturen lebten. Auf dem Gelände gab es eine Grund- und Hauptschule sowie eine Hauswirtschafts- und Berufsschule.

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Im Jahr 2004 wurde die Jugendhilfe aufgegeben, weil Personal fehlte und die Schwestern die Aufgaben mit zunehmendem Alter nicht mehr leisten konnten. Der Bedarf an Einrichtungen für Kinder mit geistigen Behinderungen und Verhaltensauffälligkeiten ist indes groß: Wie Bürgermeister Holz sagt, suche der Bezirk Oberbayern dringend entsprechende Betreuungsplätze und Einrichtungen. Der Kontakt zwischen der schwäbischen Stiftung und den Annaschwestern sei über den Bezirk Oberbayern entstanden.

Neben einer Förderschule ist in Kochel ein Wohnheim für Kinder und Jugendliche vor allem mit "geistigen Behinderungen und psychischen Erkrankungen" geplant, wie Carolin Müller-Nyland von der Stiftung sagt. Ab Herbst 2018 wird mit einer Gruppe und sechs Kindern gestartet, später sollen zwei weitere dazukommen und dann insgesamt 18 Kinder betreut werden. Viel weniger als früher, aber die gesetzlichen Vorgaben für die Unterbringung hätten sich geändert. Zudem sei der Betreuungsbedarf der künftigen Bewohner hoch. Für Ausflüge außerhalb der Einrichtung etwa sei eine Begleitung nötig.

Die Personalsuche habe bereits begonnen, sagt Müller-Nyland. Vor allem Heilerziehungspfleger, Erzieher und Hilfskräfte würden gebraucht. Ein Nebengebäude, das "Haus am Hang", wird laut Bürgermeister Holz zu Wohnungen für die künftigen Mitarbeiter umgebaut. Größere Umbaumaßnahmen seien ansonsten nicht nötig, die Innenräume müssten freilich "an die heutigen Anforderungen angepasst werden". Mit dem Umbau von Haus A soll im Herbst begonnen werden. Der Gemeinderat hat die Nutzungsänderungen kürzlich einstimmig beschlossen.

Kinder werden sich auf dem Gelände bereits vor der Eröffnung des Förderzentrums tummeln: Weil die gemeindliche Kindertagesstätte "KoKiTa", die sich gegenüber befindet, saniert und um eine zweite Krippengruppe erweitert wird, sollen die Kleinen schon im Herbst vorübergehend für ein Jahr in das ehemalige, leer stehende Schulhaus umziehen.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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