"Natura Tölz":So elegant sauniert es sich bald in Bad Tölz

Lesezeit: 3 min

  • Der Siegerentwurf für das Wellnessbad "Natura Tölz" steht fest.
  • Ob der Entwurf des Grazer Baumeisters Titus Perthaler zum Zuge kommt, muss der Stadtrat im nächsten Frühjahr entscheiden.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Auf einer großen Wiese kann ein Architekt in der Regel leicht planen. Nichts steht im Wege, nichts schränkt ihn in seiner Fantasie ein. Anders sieht es auf dem 9000 Quadratmeter großen, aber schmalen Streifen aus, auf den die Stadt ihr neues Wellnessbad "Natura Tölz" stellen möchte.

Auf der einen Seite wird es begrenzt von der Bockschützstraße und der Isar, auf der anderen vom Hang, daneben liegt das Zentralparkhaus. "Die topografische Lage mit der Geländekante und dem Fluss ist nicht einfach", sagt Baumeister Titus Pernthaler aus Graz, der den Architektenwettbewerb um das geplante Spa gewonnen hat. Ihm sei es darum gegangen, "die Landschaft in fließende Gebäude hineinzuziehen". Sein Entwurf, den die Jury mit dem ersten Preis bedacht hat, ist im Grunde genommen nur ein Grundgerüst. "Es wird hundertprozentig noch Änderungen geben, das ist ein Entwicklungsprozess", sagt Pernthaler.

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Ein Eingangsgebäude mit einem lichten Foyer über zwei Stockwerke im Norden neben dem Zentralparkhaus, südlich davon zwei Saunahäuser, die sich Y-förmig anschließen, alles verbunden mit einer Glashalle: Das ist der Kern seines Modells. Der Komplex, unter dem halb in der Erde eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen liegt, soll über Rampen leicht erhöht neben der Bockschützstraße entstehen.

Pro Jahr sollen 130 000 Besucher im "Natura Tölz" saunieren

Eine gute Idee, findet Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Denn sollte die Isar Hochwasser führen, gebe es kein Problem mit einem hohen Grundwasserstand - anders als im Parkhaus, wo das Souterrain in solchen Fällen überschwemmt wird und gesperrt werden muss. Außerdem gefällt Fürstberger, der zur Jury mit Architekten, Bäder-Expertin und Zweitem Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) gehörte, das flexible System des Siegermodells: Draußen lassen die Gebäude Platz genug, um sie bei Bedarf später zu erweitern. Die Tiefgarage sei separat anzufahren, gehöre ganz den Spa-Besuchern und könne nicht von anderen Leuten belegt werden, beispielsweise zur Leonhardifahrt, sagt der Bauamtsleiter.

Mit knapp 130 000 Besuchern pro Jahr kalkuliert die Stadt im "Natura Tölz". Im Winter könnten sich bis zu 300 Gäste an einem Tag im Spa aufhalten, glaubt Fürstberger. Deshalb sind ihm die Saunen, die thematisch den fünf chinesischen Elementen Feuer, Wasser, Metall, Stein und Holz unterworfen sein sollen, im Pernthaler-Entwurf noch zu klein. "Nicht 25 oder 40 Quadratmeter, sondern 60 sind nötig", sagt der Bauamtsleiter.

Vorgesehen sind in dem Modell auch ein privates Spa, eine Infrarotkabine, Ruhezonen, eine Gastronomie rechts neben dem Eingangsgebäude, Verwaltungsbüros, Technik, Sitzterrassen und ein schmales Schwimmbecken in der Glashalle.

Weitere Wasserflächen sind nicht geplant. "Jeder Betreiber sagt, so wenig Wasser wie möglich, denn das ist ein Kostenfaktor", erklärt Fürstberger. Eine Absage erteilt er damit der Forderung mancher Stadträte, das neue Spa kinderfreundlich zu gestalten. Kinder und Wellnessbad, das passe nicht zusammen: "Es gibt keinen Kinderbereich, es gibt keine Rutschbahnen."

Ein Angebot für Familien will Bad Tölz stattdessen im eigenen Hallenbad auf der Flinthöhe schaffen. Daraus soll zwar kein Spaßbad im Stil des Alpamare werden, sagt Fürstberger. "Aber man kann es mit einer Rutsche und einem Babyplanschbecken ausbauen."

Architekt Pernthaler hat schon Wellnessbäder gebaut, etwa in Villach in Kärnten oder in Fohnsdorf in der Steiermark. Mit ihm werde man nun Gespräche führen, was am Entwurf zu ändern sei, was noch entwickelt werden müsse, sagt der Bauamtschef.

Ein halb überdachtes Becken hat das zweitplatzierte Büro Krieger vorgesehen. Repro: Harry Wolfsbauer (Foto: N/A)

Dies gilt auch für den Zweitplatzierten des Wettbewerbs. Das Büro Krieger aus Velbert schlägt einen dreistöckigen Glasbau vor, an dem Holzstelen an der Außenseite auf die Isarflößerei hinweisen sollen. Im Erdgeschoss gibt es ein halb überdachtes Außenbecken, an das sich eine attraktive Freifläche mit Außensauna anschließt. Das Restaurant liegt in diesem Modell nach Norden hin. Nachteile sieht Fürstberger im Treppenhaus - im Pernthaler-Entwurf ist alles mit einem Lift zu erreichen -, im Separatbau für die Technik zum Hang hin und im allzu vielen Glas.

Lohnenswerter Wettbewerb - nicht nur für die Sieger

Welches Modell zum Zuge kommt, entscheidet der Stadtrat im nächsten Frühjahr. Er könnte auch die beiden viertplatzierten Eingaben berücksichtigen: einzelne Saunahäuser nach dem Vorbild des Ortsteils Gries auf der gegenüber liegenden Isarseite, wie sie vom Büro Behnisch aus München ausgearbeitet wurden, oder den quaderförmigen Bau von Cukrowicz und Nachbaur aus Bregenz. Sollte das Gremium das von der Jury auserkorene Modell ablehnen, müsse es dafür allerdings schon "sehr gute Gründe" finden, findet Bürgermeister Josef Janker (CSU).

Der Wettbewerb, den die Stadt in Kooperation mit der bayerischen Architektenkammer veranstaltete, hat sich nach Jankers Dafürhalten gelohnt. Nicht zuletzt finanziell: Hätte die Stadt alle 16 Entwürfe eigens bezahlen müssen, wären schnell um die 400 000 Euro zusammengekommen. Die Kosten für die Arbeit an einem solchen Modell taxierte Architekt Pernthaler auf etwa 24 000 Euro. So waren es am Ende nur 85 000 Euro für die Preisgelder.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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