München/Geretsried:VW-Fahrerin will Geld zurück

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Abgasskandal: 57-Jährige verklagt Geretsrieder Autohaus auf Rücknahme ihres Wagens.

Von Lisa Fey, München/Geretsried

Preiswert, umweltfreundlich und qualitativ hochwertig: Als Anne Schmid im Januar 2013 die Anzeige des VW Golf Plus mit Dieselmotor eines Geretsrieder Autohauses im Internet entdeckte, glaubte sie, ein Schnäppchen gemacht zu haben. Nachdem sie erfahren hatte, dass das Fahrzeug vom VW-Abgasskandal betroffen ist, klagte die 57-Jährige auf Rückerstattung des Kaufpreises durch das Autohaus. Bei einer ersten Anhörung am Freitag im Landgericht München verwiesen Vertreter des Geretsrieder Unternehmens sowie eine Sprecherin von VW auf die Möglichkeit eines Austauschs der manipulierten Software Ende November. Es kam zu keiner Einigung. Die Verhandlung wird im November fortgesetzt. Allein in Deutschland sind etwa 2,5 Millionen Fahrzeuge vom VW-Abgasskandal betroffen.

Schmid kaufte ihren VW Golf Plus 1,6 TDI, Baujahr 2012, als einen ein halbes Jahr alten Gebrauchtwagen. Sie bezahlte 17 900 Euro. Die Marke VW, das sei für sie Qualität, erklärt Schmid. Die Fahrzeuge gälten als robust und wertstabil. Deswegen habe sie bewusst nach einem Auto des deutschen Herstellers gesucht. Ihr Bruder, Kfz-Mechatroniker, habe ihr zudem zum Kauf des Golfs geraten. Sie habe lange über die Anschaffung eines Dieselfahrzeugs nachgedacht. Bis dahin habe sie die erhöhte Umweltbelastung durch Dieselmotoren abgeschreckt. Nun sagt sie: "Ich fühle mich betrogen." Sie sei skeptisch, was die Leistung des Fahrzeugs angehe.

Im Sommer 2015 wurde bekannt, dass Fahrzeuge von VW mit Dieselmotoren des Typs EA 189 durch eine manipulierte Software einen deutlich höheren Schadstoffausstoß haben, als zum Zeitpunkt des Kaufs angegeben wurde. Während in den USA Besitzer solcher Wagen durch Sammelklagen hohe Geldsummen als Schadenersatz erhalten, werden in Deutschland die manipulierten Systeme betroffener Fahrzeuge ausgetauscht. Die Verbraucher bekommen jedoch in der Regel keinen Schadenersatz.

Den Entschluss zur Klage hat Schmid im Oktober des vergangenen Jahres gefasst und daraufhin im Januar dieses Jahres Kontakt zu ihrem Anwalt aufgenommen. Christian Grotz ist Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Schmid sei nicht die erste, die auf eine Rücknahme ihres Fahrzeugs klagt, sagt der 34-Jährige.

Schmid ist Lehrerin für Pflegeberufe und arbeitet im Münchner Westen, lebt aber in der Nähe von Landsberg. Ihr Arbeitsweg betrage etwa 45 Minuten, sagt sie. Das Auto sei ihr Arbeitsgerät: "Ich muss damit fahren." Der Golf, den sie jetzt habe, werde "immer ein Wagen zweiter Klasse sein", sagt Schmid. Es gebe für sie keine andere Option, als den Wagen zurückzugeben.

© SZ vom 17.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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