Kiesverladung in der Isar:Stein um Stein

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Wenn die Kiesarbeiten der Tölzer Stadtwerke am Wochenende ruhen, nutzen Spaziergänger den für die Lastwagen angelegten Fahrstreifen im Bett der Isar. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Stadtwerke holen in Tölz tonnenweise Geröll aus dem Fluss, um es etwas weiter flussabwärts wieder hineinzukippen. Das schützt vor Hochwasser.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Wenn die frühe Dunkelheit hereinbricht, sehen Passanten auf der Isarbrücke am Flussufer nahe des Zentralparkhauses einen einsamen Scheinwerfer, dahinter schemenhaft einen Bagger. Schaufel um Schaufel gräbt er Geröll aus der Isar und kippt die Steine über einem Lastwagen aus, der auf einer aufgeschütteten Einbahnstraße steht. Schon seit Mitte Oktober holen die Tölzer Stadtwerke angeschwemmten Kies aus dem Fluss, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten. 30 000 Kubikmeter sollen es am Ende sein, etwa 23 000 sind bislang geschafft.

Eine mühsame Aufgabe, weshalb die Arbeiten auch bis in den Abend hinein dauern. Knapp zwei Wochen werde man für den Rest noch brauchen, sagt Christian Lechermann, Technik-Leiter und Prokurist der Stadtwerke. "Wenn uns nicht das Wetter noch einen Strich durch die Rechnung macht." Lechermann rechnet vor: 23 000 Kubikmeter Kies wurden abtransportiert, zwölf Kubikmeter passen auf einen Lkw. 23 000 geteilt durch zwölf - das sind bislang 1916 Lastwagenfahrten auf der eigens angelegten, einspurigen Strecke im Flussbett. Täglich würden so etwa 1200 Kubikmeter verladen, erklärt Lechermann. Im Einsatz sind zwei Bagger und fünf Lkw, die den Kies in die Leitzinger Au bringen, die hinter dem Stausee und dem Stauwerk liegt.

Dort würden die Steine in einer Außenkurve der Isar abgeladen, wo sie das Hochwasser im Frühjahr abholen und weiter durch den Fluss transportieren soll, um die Eintiefungen im Bett der Isar in Richtung München zu füllen. Die Kosten für die Arbeiten taxiert der Technik-Leiter auf 100 000 bis 120 000 Euro. Wo die Stadtwerke am Ende genau landen werden, kann er noch nicht abschätzen.

Die Kiesarbeiten sind alle zwei bis drei Jahre notwendig. Normalerweise führt die Isar das Gestein in einer natürlichen Trift mit, die in Bad Tölz jedoch durch das Stauwerk mehr oder weniger unterbrochen wird. Die Folge: Im Laufe der Zeit sammeln sich immer mehr Steine im Flussbett an. Viele Kiesel liegen laut Stadtwerke-Leiter Walter Huber auch vor dem Auslauf des Klärwerks, zudem sei die Fischtreppe verstopft. Außerdem dienen die Arbeiten dem Hochwasserschutz, weil sich das Wasser dann nicht mehr so leicht aufstauen kann.

Wenn die Bagger und Lastwagen der Stadtwerke etwa Mitte Dezember abrücken, ist allerdings noch nicht Winterruhe in der Isar. Dann rückt das Wasserwirtschaftsamt Weilheim an, um auf Höhe der Sportplätze des SV Bad Tölz ebenfalls Kies aus dem Fluss zu baggern. Wie viel, kann Peter Gröbl noch nicht sagen. "Es ist immer gefährlich, so etwas zu schätzen - wir stellen das Sollprofil wieder her", sagt der Sachgebietsleiter Wasserbau und Gewässerentwicklung für den Landkreis. Auch dies dient dem Hochwasserschutz. Das Gestein werde auf etwa 50 Metern Länge entnommen, teilt Gröbl mit.

Auf den Kiesbänken zwischen den Sportplätzen und der Isarbrücke liegen an schönen Sommertagen normalerweise viele Sonnenbader. Diese Erholungsflächen konnten sie heuer allerdings nur eingeschränkt nutzen, weil überall Büsche und Pflanzen aus den Steinen wucherten. Wenn die Arbeiten des Wasserwirtschaftsamtes abgeschlossen sind, soll Gröbl zufolge wieder "eine schöne Kiesbank" die Isar säumen. "Da gehört kein Wald hin, das wäre schädlich für den Hochwasserschutz", sagt der Sachgebietsleiter. "Und es schaut auch nicht so schön aus."

© SZ vom 29.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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