Geretsried/Königsdorf:Sauberer, aber auch teurer

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Die Wassergebühren sollen in Geretsried um 18 Prozent steigen. Dafür muss es bald nicht mehr abgekocht werden

Von Felicitas Amler, Geretsried/Königsdorf

Einwandfreies Trinkwasser ist ein teures Gut: In Geretsried und Königsdorf zahlen die Bürger vom kommenden Jahr an den Preis der neuen Ultrafiltrationsanlage. In der Stadt sollen die Wassergebühren um 32 Cent auf dann 2,05 Euro pro Kubikmeter steigen, das entspricht 18 Prozent. Zuletzt war noch von 30 Cent die Rede. In der Nachbargemeinde sind die Abgaben bereits um 25 Cent auf 1,10 Euro gestiegen - plus 29 Prozent. Wenn die neue Anlage in der Nähe des Bibisees wie geplant im Dezember in Betrieb gehen kann, kommt das Wasser nach mehr als drei Jahren erstmals wieder ungechlort aus dem Hahn und muss nicht mehr abgekocht werden.

Königsdorf hat die Gebührenerhöhung bereits im September beschlossen; in Geretsried steht sie an diesem Donnerstag auf der Tagesordnung des Verwaltungsrats der Stadtwerke. Er hat jedoch kaum Spielraum, denn Gebühren müssen kostendeckend erhoben werden. Die Geschäftsführung der Stadtwerke will die Preise dafür an anderer Stelle etwas drosseln: Es ist geplant, die Abwassergebühr zu senken. Darüber entscheidet aber erst der Verwaltungsrat. Zahlen sind noch nicht bekannt.

Unter diesem Vorbehalt steht die beispielhafte Berechnung, wie viel eine durchschnittliche vierköpfige Familie künftig in Geretsried für ihren Wasserverbrauch bezahlen muss. Ohne eine solche Gebührensenkung beim Abwasser würden sich folgende Zahlen ergeben (in Klammern die bisherigen Kosten): Bei einem angenommenen Jahresverbrauch von 175 Kubikmetern würde die Familie 864,62 Euro (808,62 Euro) bezahlen - also 56 Euro mehr. Die Kosten setzen sich zusammen aus dem Preis fürs Trinkwasser von 358,75 Euro (302,75 Euro). Dazu kommen die bislang unveränderten Gebühren fürs Abwasser von 2,64 Euro pro Kubikmeter, im Jahr also 462 Euro. Plus die Grundgebühr von 43,87 Euro.

Die Ultrafiltrationsanlage wird, wie sich im September herausgestellt hat, um eine Million Euro teurer als ursprünglich veranschlagt. Sie kostet nach aktuellem Stand 4,6 Millionen Euro. Diese Kostenmehrung soll sich jedoch nicht zusätzlich auf die Gebührenerhebung auswirken. Zeitliche Verzögerungen und zusätzliche Schwierigkeiten beim Bau sind durch den aktuell hohen Grundwasserstand aufgetreten. Nach Angaben des Stadtwerke-Geschäftsführers Jan Dühring gab es jedoch keinen Baustopp: "Wir konnten dies durch ein geändertes Vorgehen und zeitliche Umstrukturierung vermeiden." Damit sei der Betriebsbeginn im Dezember weiterhin möglich: "Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass einige kritische Schritte wie geplant und zeitlich exakt umgesetzt werden können und sich keine technischen Schwierigkeiten ergeben." Sollte es doch zu weiteren Verzögerungen kommen, rechnet Dühring mit der Inbetriebnahme im Januar.

Dem Bau der Ultrafiltrationsanlage war ein heftiger Streit zwischen Vertretern der beiden Kommunen und dem Gesundheitsamt vorausgegangen. Dessen Leiter Franz Hartmann hatte, unterstützt von Landrat Josef Niedermaier (FW) nach Keimbefunden darauf bestanden, dass die optimale Lösung verfolgt wird. Hartmann erklärte, Säuglinge könnten an belastetem Wasser sterben, ebenso könnten ältere Menschen bedroht sein und alle, deren Immunsystem geschwächt ist. Entschieden wurde die umstrittene Fachfrage schließlich durch das Verwaltunsgericht München, nachdem Geretsried und Königsdorf fast eineinhalb Jahre lang nur mit Einsprüchen und Klagen auf die Bescheide aus der Abteilung Humanmedizin im Landratsamt reagiert hatten.

Verwaltungsrat der Stadtwerke Geretsried, Donnerstag, 24. November, 17 Uhr, Besprechungsraum 1, Blumenstraße 16

© SZ vom 24.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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