Die Abwicklung der früheren Großmetzgerei Sieber geht in die nächste Runde: Das 12 000 Quadratmeter große Betriebsgelände an der Böhmerwaldstraße ist verkauft worden. Den Zuschlag bekommen hat das Bauunternehmen Krämmel. Geschäftsführer Korbinian Krämmel hatte bereits im Mai Interesse an dem Grundstück bekundet, liegt es doch unmittelbar neben dem Lorenzareal, auf dem das Unternehmen 600 Wohnungen plant. Nun ist der Deal gelungen.
Das Unternehmen habe das Grundstück kaufen wollen, um Sicherheit zu schaffen, sagt Krämmel. Schließlich bilde es auf der Ostseite - also parallel zur Böhmerwaldstraße - zur Hälfte die Grenze zum Lorenzareal. Und jeder Investor habe seine eigenen Vorstellungen, was auf einem Grundstück geschehen könne. Um auszuschließen, dass neue Nachbarn einen Einfluss auf das riesige Bauprojekt ausüben, habe man es sich selbst gesichert.
Krämmel plant auf dem 42 000 Quadratmeter großen Gelände der früheren Spielzeugfabrik Lorenz zusammen mit der Baugenossenschaft Geretsried eines der größten Vorhaben im Münchner Umland: Zwischen Elbe- und Banater Straße sollen 600 teils öffentlich geförderte Wohnungen für etwa 1500 Menschen entstehen.
Günstige Wohnungen:In Geretsried entsteht eines der größten Neubau-Projekte im Münchner Umland
Seit Jahren fordert die Landeshauptstadt das Umland zu mehr Wohnungsbau auf - in Geretsried wird nun ein altes Gewerbegebiet zum Quartier für 1500 Menschen umgeplant.
Das heißt aber nicht, dass auf dem früheren Sieber-Grundstück nun auch Wohnungen entstehen. "Wir haben uns noch keine Gedanken gemacht", sagt Krämmel. "Die rechtliche Situation ist eindeutig."
Bürgermeister Michael Müller (CSU) hatte im Mai auf den gültigen Bebauungsplan gepocht: "Eines kann ich aber definitiv sagen: Es handelt sich bei dem angesprochenen Grundstück um ein Gewerbegebiet, eine andere Nutzung ist dort nicht vorgesehen." Dafür hatte er Zustimmung an der Basis und bei der SPD bekommen. Jochen Pelz von der Industriegemeinschaft Geretsried hatte bereits vor einer "schleichenden De-Industrialisierung" der Stadt gewarnt.
Im April gab es nach Angaben des Sieber-Insolvenzverwalters Josef Hingerl einen Poker um das Grundstück. Er verhandele mit mehreren potenziellen Käufern: "Es gibt mindestens drei hochwertige Interessenten."Ob das Grundstück einem Gewerbe vorbehalten bleibe oder Wohnungen gebaut würden, sei ihm egal. Er müsse als Insolvenzverwalter einen Höchstpreis für den Grund erzielen. Mittlerweile würden die Maschinen der Großmetzgerei abgebaut, sagt Krämmel. Ob die Fabrikhalle bestehen bleibe, hänge von der künftigen Nutzung ab.