Bürgerversammlung Egling:Neubaupläne erzürnen die Deininger

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Auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Walch an der Deininger Ortsdurchfahrt werden zwei Dreispänner und zwei Doppelhäuser gebaut. Vielen Anwohnern sind die geplanten Bauten zu wuchtig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Bei der Eglinger Bürgerversammlung ist die Stimmung gereizt: Die Anwohner wehren sich gegen geplante Wohnbebauung an der Ortsdurchfahrt und kritisieren die Politik von Bürgermeister Oberhauser.

Von Susanne Hauck, Egling

Deining ist der nächstgelegene Ort zum Landkreis München. Und als solcher spürt der Eglinger Ortsteil den Siedlungsdruck enorm. Seit feststeht, dass das Gelände des ehemaligen Autohauses Walch mit zwei Dreispännern und zwei Doppelhäusern bebaut wird, geht ein tiefer Riss durch die Gemeinde Egling. Bürgermeister Hubert Oberhauser (Freie Wähler) sah sich auf der Bürgerversammlung mit Vorwürfen konfrontiert, er habe den Deiningern einen wuchtigen Klotz aufs Auge gedrückt und den Gemeinderat gar über den Tisch gezogen.

Etwa 100 Bürger drängten sich im Saal des Gasthauses zur Post in Egling. Nachdem sie dem Rechenschaftsbericht des Bürgermeisters geduldig zugehört hatten, der auf die robuste Finanzsituation verwies und mehrere Sanierungsprojekte bei Gemeindegebäuden ankündigte, kippte die Laune schnell. Oberhauser musste die Redner immer wieder bitten, nicht durcheinander zu rufen und sachlich zu bleiben. "Sie setzten Baumaßnahmen durch, die die Deininger nicht wollten", griff Martin Bentler den Rathauschef an. Der Gemeinderat habe schließlich seine Zustimmung zu dem umstrittenen Vorhaben gegeben, aber nur mit knapper Mehrheit. Oberhauser bemühte sich zu erläutern, dass der Gemeinde im Falle des 3000 Quadratmeter großen Areals an der Ortsdurchfahrt nichts anderes übrig geblieben sei, als Ja zu sagen. Nachdem der Eigentümer seinen ersten Bauantrag zurückgezogen und durch die zwei Dreispänner und zwei Doppelhäuser ersetzt habe, habe der Gemeinderat das Vorhaben wegen der unerwünschten "Riegelbildung" zunächst abgelehnt. Das Landratsamt habe jedoch mitgeteilt, dass die Ablehnung rechtswidrig sei und gedroht, das Einvernehmen zu ersetzen. Laut Behörde fügten sich die Gebäude in die Umgebung. "Es gilt nicht als geschlossene Bebauung, weil nach neuester Rechtsprechung die Garagen und Nebengebäude nicht dazu zählen." Als Oberhauser hinzufügte, der Gemeinderat habe sich die Zustimmung zu dem Projekt nicht leicht gemacht, ging ein hörbares Murren durch die Reihen.

Der Gemeinderat habe keine Möglichkeit, den Bau abzulehnen, sagt Oberhauser

Man hätte die Bebauung doch über die Ortsgestaltungssatzung verhindern können, die Aufschüttungen von mehr als 30 Zentimetern verbietet, fand Peter Solloch. "Sie haben dem Gemeinderat etwas untergejubelt." Oberhauser wies das von sich. Man solle die Weisung des Landratsamts durch ein Rechtsgutachten prüfen lassen, forderte Norbert Fuchs. "Das wäre Ihre Amtspflicht gewesen." An dieser Stelle sprang Klaus Koch (Grüne) dem Bürgermeister zur Seite. Der stellvertretende Landrat verwies darauf, dass der Gemeinde die Hände gebunden seien. Das Bauamt entscheide "emotionslos" streng nach Bauordnung. "Es gibt keinen Verhandlungsspielraum", sagte Koch. "Der Gemeinderat hat keine Chance mehr, das Einvernehmen wäre in jedem Fall ersetzt worden." Gemeinderäte Stefan Kießkalt (Vereinigte Bürgerschaft) und Heiko Arndt (CSU) verwehrten sich unter Applaus dagegen, ihre Arbeit nicht richtig zu machen.

Dass die Neubaupläne nicht nur die Deininger und die Eglinger spalten, sondern auch die Altbürger und die "Zuagroasten", wurde spätestens dann klar, als Martin Bentler kritisierte, dass bei einem Preis von 1,4 Millionen Euro für ein Doppelhaus kein einziger Einheimischer dort wohnen werde. Hans Pertold ließ das nicht gelten. Schon in den 1960er Jahren hätten die Grundstücke mit 60 000 DM viel Geld gekostet. "Für uns war es unmöglich zu kaufen". Noch eins drauf legte Hans Repert: "Ihr wohnt schön und wollt nicht, dass andere bauen", meinte er. "Wir wollten damals auch nicht, dass ihr hier baut."

Ein anderes kontroverses Deininger Bauvorhaben an der Hochstraße am Ortsrand ging in dieser emotionalen Debatte unter. Die Gespräche mit dem Investor seien ins Stocken geraten, berichtete Oberhauser. Die Gemeinde will hart bleiben, weil zwei Drittel des Grundstücks im unbebaubaren Außenbereich liegen. "Gebaut werden darf nur im Rahmen des Flächennutzungsplans", sagte Oberhauser. "Da gibt es nichts zu diskutieren."

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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