Bauausschuss:Brückenschlag ins künftige Wohngebiet

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Das so genannte Gleisdreieck nördlich der Zugspitzstraße soll ein Wohngebiet werden. Allerdings erst, wenn die S-Bahn-Verlängerung realisiert ist. (Foto: Hartmut Pöstges)

Für das Gleisdreieck nördlich der Zugspitzstraße lässt Wolfratshausen einen Bebauungsplan erstellen. Damit soll auch eine Überführung über den geplanten S-Bahn-Trog sichergestellt werden.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Auf dem so genannten Gleisdreieck, einer Grünfläche zwischen dem S-Bahn- und dem Industriegleis nördlich der Zugspitzstraße, will die Stadt Wolfratshausen künftig ein neues Wohngebiet schaffen. Gebaut werden kann das freilich erst, wenn die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried abgeschlossen ist. Der Bauausschuss hat am Mittwoch beschlossen, einen Bebauungsplan für das Areal erstellen zu lassen. Damit soll vor allem der Zugang zum künftigen Wohngebiet gesichert werden. Denn beim Beschluss über die Kostenbeteiligung zur Tieferlegung der Gleise im Zuge des S 7-Ausbaus hat der Stadtrat im Jahr 2015 die Bedingung gestellt, dass das Areal über die Wettersteinstraße erschlossen werden muss. Um das zu gewährleisten, muss dort eine Brücke über den Gleisschacht führen.

Die Stadt hat die etwa 15 000 Quadratmeter große Grünfläche einst von einem Bürger geerbt, mit der Auflage, dort ausschließlich Wohnbebauung zu errichten. Noch aber liegt auf dem Areal eine Veränderungssperre. Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) darlegte, soll die Grünfläche während der Bauarbeiten von der Bahn als Lagerfläche genutzt werden. Dazu werde eine provisorische Brücke für die Baufahrzeuge errichtet. Susanne Leonhard vom städtischen Bauamt zeigte im Ausschuss einen Plan der Bahn, auf dem die Lage der Behelfsbrücke eingezeichnet war. Wie sie erklärte, würde es der Stadt Kosten ersparen, wenn die spätere Überführung zum Wohngebiet an derselben Stelle verliefe, da man die Widerlager der Behelfsbrücke am Trog nutzen könnte. Ob sich die Lage eignet, soll nun ein Architekt im Bebauungsplanverfahren klären. In jedem Fall müsse vor dem Bau des Gleistrogs geklärt werden, wo die Brücke verlaufen soll, erklärte Heilinglechner.

Für Eidechsen gibt es im Norden eine eigene Schutzzone

Günther Eibl (CSU) warnte indes vor einer voreiligen Festlegung. "Wenn man ein Wohngebiet entwickelt, muss man bei der Erschließung auch den Straßenverlauf bedenken", sagte er. Und der stehe noch nicht fest. Ob an der Stelle Mehrfamilien-, Reihen- oder Doppelhäuser gebaut werden, wird laut Leonhard gemäß der Testamentsauflagen in nicht öffentlicher Sitzung besprochen. Eine Brücke an der falschen Stelle könne "Grundstücke zerstören", warnte Eibl. "Wir legen uns fest und verbauen Möglichkeiten."

Derlei Bedenken konnte Leonhard zerstreuen. Es sei Aufgabe des Planers, die Baufenster für das Wohngebiet und die Lage der Brücke im Bebauungsplan festzulegen, entgegnete sie. Wenn der beauftragte Architekt mit der Lage der Behelfsbrücke für das Wohngebiet nicht zurecht komme, werde die Zufahrt eben an anderer Stelle eingeplant. In jedem Fall werde der Entwurf des Bebauungsplans aber noch einmal im Ausschuss zur Abstimmung gestellt. "Was wir heute brauchen, ist ein Auftrag, dass wir überhaupt jemanden planen lassen können."

Dass der Bebauungsplan laut Beschlussvorlage im beschleunigten Verfahren, also ohne Umweltprüfung, erstellt werden soll, kritisierte wiederum Josef Praller (BVW). Schließlich habe das Gebiet einen "naturschutzrechtlichen Wert". Heilinglechner und Leonhard erinnerten jedoch daran, dass im nördlichsten Dreieck des Grundstücks zwischen den Gleisen ohnehin eine Schutzzone für die auf dem Areal lebenden Eidechsen errichtet werden muss - und zwar laut Auflage schon vor Baubeginn. Die übrige Grünfläche werde von der Bahn während der Bauarbeiten als Lager genutzt, betonte der Bürgermeister. "Da bleibt vom ursprünglichen Charakter nichts mehr übrig."

Eine längere Debatte zum Thema blieb schließlich aus. "Die S-Bahn ist sowieso eine unendliche Geschichte", sagte der Zweite Bürgermeister Fritz Schnaller (SPD). "Wenn wir jetzt nicht abstimmen, wird sie noch unendlicher." Auch Eibl fand die Diskussion "mühselig". Es könne der Anschein einer "Verzögerungstaktik" entstehen, sagte er. "Das wollen wir definitiv nicht." Schließlich habe man mit der Tieferlegung der S-Bahngleise in Wolfratshausen "mit der Nachbarstadt Geretsried eine Superlösung gefunden". Der Ausschuss stimmte schließlich einstimmig dafür, den Bebauungsplan erstellen zu lassen. Laut Heilinglechner soll er im Juli vorliegen und in das Planfeststellungsverfahren für die S-Bahn-Verlängerung eingehen.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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