Ballett in Wolfratshausen:Farbenrausch

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Die Akademie für Tanz und Gesundheit feiert mit einer Jubiläumsshow ihr 30-jähriges Bestehen - mit einem Sinnesspektakel.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Aller guten Dinge sind sprichwörtlich drei. Und das scheint auf die Akademie für Tanz und Gesundheit in Wolfratshausen auszustrahlen. Jedenfalls spielte die Glückszahl eine wichtige Rollle bei den Jubiläumsshows am vergangenen Wochenende. Die Akademie mit Standorten in den drei Landkreis-Städten Wolfratshausen, Geretsried und Bad Tölz feierte ihr 30-jähriges Bestehen. Und die Show hieß ganz einfach "Drei Teile". Ein Titel, der viel zu prosaisch klang für das Sinnesspektakel an zwei Abenden in der Loisachhalle: Zuweilen streng klassisch, meist aber ein üppiger Farben- und Musikrausch.

Tänzerinnen verdichteten sich mit gelb-rot schillernden Trikots und Tüchern zu einem lodernden Feuer. Andere trugen rot laminierte Regenmäntel und Schirme: prächtige Bilder im Stil der Pop Art. Zum Jubiläum wollte Leiterin, Gründerin und Tanzpädagogin Sabine Brandhuber das gesamte Spektrum ihrer Akademie zeigen. Gab bei der jüngsten Aufführung noch die Geschichte des Tanzes die gemeinsame Klammer ab, hätte nun jeder der drei Teile allein für sich stehen können. Doch gerade der Kontrast brachte Gewinn und führte am Ende zu einem stimmigen Ganzen.

Im Warm up dominierten die technischen Grundlagen des Balletts. Zugleich wichen die Übungen mit tanzmedizinischem Hintergrund vom klassischen Training ab. So lagen die Tänzerinnen zu Beginn mit dem Rücken am Boden und strampelten wie die Käfer mit den Füßen in der Luft - eine Übung zur Mobilisierung der Gelenke. Die Farbgebung und Gestaltung puristisch: Schwarze Trikots und Tutus, weiße Strumpfhosen und Ballettstangen. Walzer, kleine und große Sprünge, Drehungen oder Tendu - gestreckte Bewegungen des Spielbeins - wechselten sich ab.

Szenenwechsel nach kurzer Pause: Es wurde bunt. Feen in Gelb, Türkis, Orange und Lila tänzelten über die Bühne. In zwölf Szenen mit Namen wie "Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald", "Mond und Sterne" oder Rumpelstilzchen und das Feuer" entfaltete sich die Vielfältigkeit Grimmscher Märchen. Slapstickelemente gaben den Szenen eine ironische Brechung. So traf Rotkäppchen im Wald auf Hänsel und Gretel. Um beiden den Ausweg zu weisen, griff sie zum Smartphone. Es kam die Tücke der modernen Technik ins Spiel: kein Netz. Rotkäppchen ging ab. Träumerisch dagegen war die Szenerie, als Mond und Sterne auftraten. Silberne und zitronengelbe Farbtupfer setzten die Tänzerinnen vor bläulich-dunkles Licht.

Vor 30 Jahren eröffnete Brandhuber ihre Ballettschule in Wolfratshausen. Wenig später übernahm sie die Schule ihrer früheren Lehrerin in Geretsried und eröffnete bald eine neue in Bad Tölz. Grund genug, einmal tief in die Asservaten der Rock- und Popgeschichte zu greifen und Lieblingssongs auf der Bühne zu choreografieren.

Zu "Waiting on a Sunny Day" von Bruce Springsteen zogen die Tänzerinnen mit den roten Regenmänteln auf die Bühne, ihre Schirme wichtige Hilfsmittel einer leichtfüßigen Choreografie. Da hat der Zuschauer fast Catherine Deneuve vor sich - im Musicalfilm "Die Regenschirme von Cherbourg" aus dem Jahr 1964 . Aggressiv-energiegeladener Kontrast: Die Hip Hop Gruppe aus dem Tanzzentrum Müller brachte das Publikum mit coolen Moves zu harten Beats zum Toben.

Die Showtanzgruppe "Nujum el sharq" unter Leitung von Karin Althammer brachte den Geschlechterkampf auf die Bühne. Selbstbewusste Tänzerinnen in Rot und Schwarz zeigten den Männern in einer modernen Choreografie, wo es langgeht. Damit kontrastierten Step-Einlagen und Gesellschaftstanz-Elemente zu Della Reese.

Krönender Abschluss war der Auftritt des Wolfratshauser Tänzers Dominik Halamek. Er hat selbst einmal in der Ballettschule von Brandhuber begonnen. Zu "Don't stop me now" von Queen zeigt er ein akrobatisches Tanz-Duett mit der eleganten Balletttänzerin. Ein Abend mit Energie und Farbe für graue Winterstunden.

© SZ vom 17.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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