Bad Tölz:Stadt nimmt bisherigem Veranstalter Oster- und Christkindlmarkt weg

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Zu viel Essen und Trinken, zu wenig Kunsthandwerk, interne Querelen: Der Verein "Aktive Tölzer" verliert beide Attraktionen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Die Stadt nimmt dem Einzelhändlerverein "Aktive Tölzer" die Organisation des Tölzer Christkindlmarkts aus der Hand und tritt künftig selbst als Veranstalter auf. Dies hatte der Stadtrat im Januar in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen und das Referat Tourismus, Stadtmarketing und Wirtschaftsförderung beauftragt, ein Konzept zu erarbeiten. Der Markt soll familienfreundlicher werden und ein besseres Angebot für Kinder bieten, sagte die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier jetzt im Stadtrat. Die Tölzer Vereine sollen stärker eingebunden, Geschäfte in der Innenstadt und Fieranten vernetzt werden, wozu es ein gemeinsames Marketing geben soll.

Zu viel Kulinarik, zu wenig Kunsthandwerk, interne Querelen bei den "Aktiven Tölzern", fehlende Jahresabschlüsse, Zweifel an der Gemeinnützigkeit des Vereins: Diese Gründe haben den Stadtrat bewogen, dem Einzelhändlerverein den vierwöchigen Christkindlmarkt zu entziehen, der bis zu 250 000 Besucher in die Kurstadt lockt. Nach dem Beschluss schrieb die Stadt die Händler an, die in den vergangenen beiden Jahren in der Fußgängerzone vertreten waren. "Der Rücklauf war sehr positiv, sehr zügig", berichtete Frey-Allgaier. Die große Mehrheit der Standbetreiber will sich auch künftig am Christkindlmarkt beteiligen, einige stimmten unter Vorbehalt zu und wollen erst die neue Satzung studieren, nur einer erteilte ohne Begründung eine Absage. Von 2017 an will die Stadt den "Aktiven Tölzern" auch den zwölftägigen Ostermarkt abnehmen.

Das neue Regelwerk für den vorweihnachtlichen Markt ist in Arbeit, im Stadtrat legte Frey-Allgaier einen Entwurf vor. Anfang April soll der Bau- und Stadtentwicklungsausschuss darüber befinden. Für die Organisation wird eine halbe Stelle im Tourismus-Referat geschaffen. Beim derzeitigen Personalstand wäre die Mehrarbeit nur mit vielen Überstunden zu bewältigen, sagte Frey-Allgaier. Neben der Organisation gebe es auch während der Märkte viel zu tun, unter anderem in der Betreuung und in der Marktaufsicht.

Über die Übernahme der Hütten will die Stadt mit den "Aktiven Tölzern" verhandeln. Zweiter Bürgermeister Andreas Wiedemann (FWG) forderte, die Grundpreise für solche Buden zu ermitteln, um nicht mit überzogenen Kosten konfrontiert zu werden. Einige davon seien ja schon abgenutzt. Für eine kleine Hütte seien in der Regel zwischen 1500 und 2000 Euro fällig, sagte Frey-Allgaier. Auf dem Christkindlmarkt befänden sich einige Stände jedoch im Privatbesitz, andere hätten einen individuellen Ausbau, der ebenfalls in Privateigentum sei. Martin Harrer (FWG) regte an, dass Vereine die Buden kurzfristig mieten können. Das sei so vorgesehen, erwiderte die stellvertretende Kurdirektorin.

Auf die Frage von Christof Botzenhart (CSU), wie fortan für den Markt geworben werden soll, erklärte Kurdirektorin Brita Hohenreiter: "Das komplette Marketing ist künftig bei uns angesiedelt ist." Bislang warben die "Aktiven Tölzer" lokal für den Budenzauber, die Tourist-Information überregional. Anton Mayer (CSU) forderte, den Christkindlmarkt auf die Zeit von 1. bis 23. Dezember zu beschränken. "Wir müssen vom Kommerz wegkommen, die Qualität muss wieder aufkommen", sagte er. Wie Bauamtschef Christian Fürstberger mitteilte, gebe es im Rathaus schon jetzt Anfragen, die Budenstadt über Heiligabend hinaus teilweise stehen zu lassen. Einen Beginn erst im Dezember lehnte Frey-Allgaier ab. Ihre Begründung: Im letzten Monat des Jahres dürfe der verkaufsoffene Sonntag, der an den Christkindlmarkt gekoppelt ist, nicht stattfinden.

Ob die "Aktiven Tölzer" noch immer um die Organisation der beiden Märkte zu Weihnachten und Ostern kämpfen wollen, ist unklar. Über das weitere Vorgehen werde im Vorstand beraten, sagt Vorsitzende Claudia Fritz. "Wir sagen im Moment nichts dazu."

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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