Ausstellung zum Klosterleben:Die fleißigen Schwestern von Beuerberg

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25 Pfund Mehl und zwei Pfund Schweinefett für den Stollen: Ein Kloster zu versorgen, war harte Arbeit. Die Salesianerinnen bewirtschafteten sogar einen Bauernhof.

Von Felicitas Amler, Eurasburg

Die Salesianerinnen in Beuerberg pflegten ein weltabgewandtes Leben. Und dennoch - eine Gemeinsamkeit zwischen draußen und drinnen gab es: Das Klassenbewusstsein, das in der Gesellschaft des 19. Jahrhunderts herrschte, spiegelte sich in der Klostergesellschaft wider. Da waren einerseits die Chorschwestern mit dem schwarzen Schleier: "höhere Töchter", die sich ins Kloster zurückzogen und diesem ihre Mitgift bescherten, um dort einem kontemplativen, spirituellen Dasein nachzugehen. Andererseits die Laienschwestern mit dem weißen Schleier: Bauerntöchter, die für die Arbeiten in Küche, Garten und Waschküche zuständig waren.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Beuerberger Klosterlikör war schmackhaft und gefragt. Im heutigen Klosterladen gibt es einen andernorts produzierten Likör, den "Leo".

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Kunsthistorikerin Anna-Laura de la Iglesia (Mitte) hat all diese Kannen, Töpfe und Küchengeräte inventarisiert.

Und an Arbeit mangelte es gewiss nicht in Kloster Beuerberg, das Ende des 19. Jahrhunderts um die 40 Schwestern und an die 90 Internatsschülerinnen beherbergte. Da waren für einen Christstollen schon mal 25 Pfund Mehl und zwei Pfund Schweinefett zu verkneten. Und wie aufwendig das Putzen des großen Klosterkomplexes, der sich dreigeschossig um zwei Innenhöfe gruppiert, oder die Wäschepflege von Hand war, kann man sich kaum noch vorstellen, wenn man an Staubsauber und Waschmaschine gewöhnt ist.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Ein Prachtexemplar ist die Wurstmaschine, an der sich Andrea Urban versucht.

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(Foto: Harry Wolfsbauer)

Hübsch gearbeitet: Original-Küchengegenstände aus der Vitrine.

Die Kunsthistorikerin Anna-Laura de la Iglesia, Mit-Kuratorin der Beuerberger Ausstellung "Sehnsuchtsort Kloster" des Diözesanmuseums, bot am Mittwoch eine spezielle Führung zum Thema "Hauswirtschaft im Kloster" an. Sie veranschaulichte den Teilnehmern das Alltagsleben der Schwestern.

Und gab Einblicke in Orte, die selbst nach der Öffnung des Klosters gewöhnlich verschlossen bleiben, wie der kleine Eiskeller, in dem die Salesianerinnen den Sommer über Milch, Fleisch und andere verderbliche Lebensmittel konservieren konnten. Dank äußerst dicker Mauern und tiefer Lage im Erdboden umfängt das Gewölbe selbst an einem sonnigen Tag Besucher sofort mit einem Kältehauch. In früheren Zeiten wurde der Keller zusätzlich mit Eisblöcken, die in den Seen der Umgebung geschnitten wurden, gekühlt.

Wovon lebt ein Kloster? Da gab es zwei Möglichkeiten, erklärt Iglesia: Von großem Grundbesitz oder, wie die Bettelorden etwa der Franziskaner und Dominikaner, von Almosen. Beide Lebensformen trafen auf die Salesianerinnen nicht zu. Ihre wirtschaftliche Grundlage waren die Mitgiften der Schwestern - oft "gewaltige Vermögen", so Iglesia -, später auch das Kostgeld der Schülerinnen im Mädchenpensionat, das bis 1934 betrieben wurde.

Doch die Beuerberger Salesianerinnen hatten noch eine andere Lebensgrundlage: einen eigenen Bauernhof, den sie 1853 erwarben, gleich hinter einem der Weiher des Dorfs. Neun Kühe, ein Kalb, fünf Hühner und ein Hund hätten zum Bestand gehört, sagt Iglesia, das Anwesen sei ziemlich heruntergekommen gewesen. Nach Umbau und Erweiterung habe der Hof samt seinen Feldern für die komplette Versorgung des Klosters mit Milch, Fleisch und Getreide gereicht.

Zu Beginn der Dreißigerjahre übernahmen sogar drei Schwestern die Bewirtschaftung, ackerten, schlachteten Schweine und molken. Eine Tätigkeit außerhalb der Klostermauern durften nur bestimmte Ordensfrauen ausüben, die "Windenschwestern". Bei Frauenklöstern in strenger Klausur waren sie die einzigen, die Kontakt zur Außenwelt hatten, da sie an der Pforte mit der Winde - einer Durchreiche - den Verkehr zwischen drinnen und draußen regelten. Drei Windenschwestern durften seinerzeit aus Kloster Beuerberg auf den Bauernhof ziehen. Ob sie dort auch mit den Knechten zusammenarbeiteten? Vermutlich ja, sagt Iglesia.

Vor der Öffnung des Klosters, das die letzten Schwestern 2014 verlassen hatten, hat die Kunsthistorikerin Iglesia zusammen mit Anastasia Czerny ein halbes Jahr lang alles inventarisiert, was sich über die Zeiten dort angesammelt hatte. Unfassbare Mengen von Kochgeräten, Töpfen, Geschirr, Küchen- und Bettwäsche gehörten dazu. Teile davon, sorgsam sortiert und fürs Auge reizvoll aufgestellt, können Besucher in einem eigenen Raum sehen, in dem auch Arbeitsgerät steht: eine Wurstmaschine aus den Zwanziger-/Dreißigerjahren, eine Teigwalzmaschine, die etwa auf 1900 datiert wird, und einen länglichen Holzkasten mit metallenem Innenleben, der sich als Teigteiler für Semmeln entpuppt.

Die Ernährung der Schwestern, sagt Iglesia, sei nicht eben ausgewogen gewesen, sondern "reich, fettig, schwer": Suppe, Fleisch, zerkochtes Gemüse, Mehlspeisen. Und zu trinken habe es "standardmäßig" Bier gegeben. Ein anderes alkoholisches Getränk stellten die Ordensfrauen selbst her: den Klosterlikör aus Löwenzahn und Kräutern mit dem Namen "Naturkraft". Die muss er wohl gehabt haben, denn er soll für und gegen alles und jedes gut gewesen sein: magenstärkend, blutreinigend, schlafmachend, harntreibend, hilfreich bei Leber-, Milz- und Blasenleiden, Gicht und Augenentzündungen. Und wohlschmeckend sei er auch noch gewesen, so heißt's.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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