Aktion "Stadtradeln":Wolfratshausen tritt in die Pedale

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Die Stadt will für Radfahrer attraktiver werden. Dafür wurden bereits neue Wege geschaffen. Nun soll eine Studie die Mobilität erforschen.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Hauptsache kein Kohlendioxid produzieren - das ist die Devise der Aktion Stadtradeln, bei der in diesem Jahr 425 Kommunen in Deutschland mitmachen - erstmals auch Wolfratshausen. Drei Wochen lang sollen von Montag, 4., bis Sonntag, 24. Juli, möglichst viele Bürger, Stadtangestellte und Politiker wann immer es geht aufs Auto verzichten und möglichst viele Kilometer auf dem Fahrrad zurücklegen. Am Ende werden die fleißigsten Fahrer, Teams, Schulklassen, Firmen, Vereine und Kommunen geehrt.

Um in die Wertung einzugehen muss man sich allerdings anmelden. Das geht, wie die Organisatorin Susanne Leonhard kürzlich im Stadtrat erklärte, über die Homepage der Stadt (wolfratshausen.de). Dort kann man einfach auf die eigens eingerichtete Kachel mit dem Stadtradeln-Symbol klicken und sich registrieren. Leonhard schaltet die Teilnehmer dann frei. Jeder erhält ein Armband, das nicht übertragbar ist, und mit dem es während des Aktionszeitraums auch Vergünstigungen geben soll, beispielsweise in der Gastronomie. Dann können die Kilometer per Tacho gesammelt werden. Die Auftaktveranstaltung findet am Sonntag, 3. Juli, in der Nachbargemeinde Geretsried statt, die ebenfalls am Stadtradeln teilnimmt. Feierlicher Abschluss mit Preisverleihung ist am 27. Juli, in Wolfratshausen.

Bislang gebe es erst zwei Teams, sagte Leonhard, eine passionierte Radlerin, eines davon sei das der Stadtverwaltung. Außerdem hätten sich erst zwei Stadträte zur Teilnahme angemeldet. Doch es dürften bald mehr sein: Sportreferent Benedikt Brustmann (BVW) will ein Team für die Stadtpolitiker bilden und sich auch einen schnittigen Namen überlegen. Wie Leonhard sagte, sollen als "besondere Anreize" in den drei Juli-Wochen zudem Themenrouten wie etwa die "Hubert und Staller"-Radtour zu den Drehorten der Fernsehserie vorgestellt werden. Auch gemeinsame Radtouren seien geplant, die Termine würden auf der Stadtradeln-Seite der Homepage veröffentlicht.

Die Aktion passt gut in das Bild als radlfreundliche Stadt, um das sich Wolfratshausen seit längerer Zeit bemüht - mit einigen Erfolgen, wie Leonhard im Stadtrat berichten konnte. Schließlich ist sie im Bauamt auch für das Radroutenkonzept zuständig, das im vergangenen Jahr einige bedeutende Fortschritte gemacht hat. "Es sind einige Dinge passiert, auf die wir jahrelang hingearbeitet haben und hinter die wir jetzt einen Haken machen können", erklärte Leonhard in ihrem Rückblick.

Besonders stolz sei sie auf den eben sanierten Fuß- und Radweg am Stadion. Ein "Kronjuwel" sei der Weg zwischen Kräuterstraße und der Straße Am Waldrand geworden, in den die Stadt im vergangenen September insgesamt 30 000 Euro gesteckt habe, fand Leonhard. Ebenso teuer war die überdachte Fahrrad-Abstellanlage vor der Bücherei, die noch vor dem Winter fertig gestellt werden konnte. In diesem Jahr, kündigte Leonhard an, soll sie mit kostenlosen Ladestationen für E-Bikes aufgerüstet werden.

Neu sind auch zahlreiche zusätzliche Wegweiser, die, wie Leonhard betonte, allerdings das Landratsamt zahlen müsse. Sie weisen an vielen Kreuzungen auf vorhandene Wege, mögliche Zuführungen und überregionale Radrouten hin. Derzeit prüften Verkehrsplaner den Schutzstreifen für Fahrradfahrer, der am Moosbauerweg zwischen Schießstättstraße und Heiglstraße angebracht werden soll, damit die Radler dort zu Stoßzeiten neben den Autostaus zügig vorankommen. Die Ergebnisse sollen laut Leonhard im Herbst vorliegen.

Die Schutzstreifen für Radler an der Pfaffenrieder Straße würden bereits in den kommenden Tagen angebracht, berichtete Leonhard. Radfahrer können dann dort künftig auf den Seitenstreifen fahren, die in beiden Richtungen jeweils am rechten Fahrbahnrand markiert werden. Autos dürfen diese nur überfahren, wenn sie die Fahrradfahrer nicht gefährden. Parken ist nur noch auf speziell ausgezeichneten Flächen erlaubt. Zudem wird eine Verkehrsinsel auf Höhe des Baywa-Marktes Fußgängern und Radlern das Überqueren der Straße erleichtern.

Insgesamt sei im Haushalt 2016 ein Budget von 120 000 Euro eingeplant, um die Situation für Fahrradfahrer in Wolfratshausen weiter zu verbessern, sagte Leonhard. Dazu gehöre auch die Optimierung der Ampel am Moosbauerweg, mehr und bessere Fahrrad-Abstellanlagen und eine so genannte Modal-Split-Erhebung, die die Stadt in Auftrag gibt. Um das Mobilitätsverhalten der Wolfratshauser herauszufinden, werden zahlreiche Haushalte schriftlich und telefonisch befragt. Die Ergebnisse sollen als Grundlage diesen, Radverkehr und Nahmobilität zielgerecht zu fördern, erklärte Leonhard.

Annette Heinloth (Grüne) wollte daraufhin wissen, wie die Stadt ihre Bürger denn dazu bringen will, vom Auto aufs Fahrrad umzusteigen. "Vielleicht kann das Stadtradeln ja ein Anstoß sein", entgegnete Leonhard. Sie nahm gezielt auch ihre Kollegen in der Verwaltung ins Visier. Schließlich sei sie eine der wenigen Stadtangestellten, die täglich und bei jedem Wetter mit dem Fahrrad zur Arbeit kämen.

© SZ vom 14.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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