Wasserwacht Ammerland:Mit dem Schlauchboot in Seenot

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Unwetter über dem Starnberger See (Foto: Felix Hörhager/dpa)

Sie ignorieren die Warnlichter oder gehen bei Unwetter erst recht in den See: Sturmwarnungen sind vielen Wassersportlern egal, Surfer reizt gar der heftige Wind. Diese Abenteuerlust kann fatal enden.

Von Christian Deussing

Es ist eine Situation, wie sie die Wasserwacht zuletzt immer wieder erlebt hat, wenn ein Gewitter aufzieht: Plötzlich frischt der Wind auf, die ersten Böen fegen über das Wasser. "Da baut sich was auf", weiß Michael Döhla dann, der Technische Leiter der Wasserwacht Ammerland. Aber auf dem See sind immer noch Boote unterwegs. So wie am vergangenen Wochenende, als Döhla auf dem Starnberger See einen leichtsinnigen Schlauchbootfahrer fest im Blick hat. Wenn es ernst wird, würden seine Retter von der Schnellen Einsatzgruppe (SEG) dort als erstes hinfahren müssen.

Immer wieder kentern Boote, weil die Besatzung die orange blinkenden Sturmwarnungen am Ufer missachtet und es nicht mehr rechtzeitig zum Ufer schafft. Diese Ignoranz sei leider häufig zu beobachten, berichtet der Wasserwachtler. Manche wüssten aber auch gar nicht, was diese Blinklichter genau bedeuteten. Mindestens zwei dieser Leuchtsignale sind von jedem Seewinkel aus zu sehen - Ausreden helfen da also nicht weiter.

In der Integrierten Leitstelle (ILS) in Fürstenfeldbruck, in der Einsätze von Feuerwehr und Wasserwacht koordiniert werden, können die Mitarbeiter an Großmonitoren online die Wetterentwicklung verfolgen. Außerdem schickt der Deutsche Wetterdienst in München der Leitstelle ein Fax, wenn die Starkwind- oder Sturmwarnungen ausgelöst werden sollen. Bei der ersten Stufe seien es 45, in der zweiten 90 Blitze in der Minute, erläutert ILS-Schichtführer Michael Meyr.

Bei einem drohenden Sturm müssen die Wassersportler sofort den nächsten Hafen aufsuchen. Hierfür gebe es "genügend zeitlichen Vorlauf", sagt Meyr. In der Theorie soll zwischen Sturmwarnung und Sturm etwa eine Stunde Zeit sein. Aber tückische Gewitterfronten richten sich nicht immer nach der Theorie.

Ein Wind wie eine Düse

Am Starnberger See sind acht, am Ammersee sieben Blinklichtmasten aufgestellt. Am kleineren Wörthsee befinden sich zwei dieser Signalanlagen. Häufig zieht ein Gewittersturm von Westen her über den Ammersee in die Starnberger Region hinüber, wo die Wasserretter per Funk auch bereits von ersten Einsätzen erfahren. Wenn dort starker Westwind vor allem in die Herrschinger Bucht bläst, kann es für arglose Segler und Ruderer besonders gefährlich werden. Der Wind wirke dann "wie eine Düse", warnt Siegfried Dumbsky, Einsatzleiter der Wasserwachten auf dem Ammersee.

Leichtsinn und Selbstüberschätzung können sich fatal auswirken. Oft tragen die Leute auch bei schlechterem Wetter keine Rettungsweste oder es sind gar keine an Bord. Bei einer Havarie eines Katamarans auf dem Starnberger See waren die Westen am Mast fest vertäut. Gerade Surfer reizt es besonders, erst bei Sturmwarnungen über die Wellen zu reiten.

Wer grob fahrlässig oder vorsätzlich handelt, riskiert überdies, dass die Versicherung den Schaden am Boot nicht zahlt - wenn etwa der Skipper Sturmwarnungen ignoriert oder sogar dann noch aus dem Hafen ausläuft. Im letzteren Fall werden die möglichen Reparaturen an einem fremden Boot von der Haftpflicht nicht beglichen, betont Stefan Liebl, stellvertretender Sprecher der Versicherungskammer Bayern.

© SZ vom 08.08.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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