Airbnb und Wimdu:Wohnen wie bei Freunden

Airbnb und Wimdu: Bilder und exakte Beschreibungen: Urlauber und Geschäftsleute wissen genau, wo sie via Online-Vermittler unterkommen.

Bilder und exakte Beschreibungen: Urlauber und Geschäftsleute wissen genau, wo sie via Online-Vermittler unterkommen.

(Foto: airbnb)
  • Auch in München läuft das Geschäft für die Vermittler von privaten Unterkünften im Internet gut. In Privatwohnungen statt im Hotel zu übernachten, das ist angesagt bei Touristen, aber auch bei Geschäftsreisenden.
  • Streit über die Online-Vermietungen gibt es vor allem in Städten, in denen der Wohnraum knapp und die Mietpreise hoch sind.

Von Wiebke Harms

Drei Holländer haben ihr esoterischen Schmuck geschenkt, ein Schweizer brachte der Gastgeberin Kekse mit - wenn Carola Hesse von ihren Gästen erzählt, klingt es, als kämen Freunde zu Besuch. Und nicht, als verdiene sie Geld damit, den ausgebauten Dachboden ihres Hauses zu vermieten. Dabei hat die Münchnerin 2014 rund 15 000 Euro damit eingenommen. Etwa drei Mal in der Woche quartieren sich über die Internetplattform Airbnb Reisende bei ihr ein. Sie zahlen 50 Euro pro Nacht für das Apartment. "Manchmal blocke ich Tage, damit wir auch mal unsere Ruhe haben. Ich bekomme sehr viele Anfragen", sagt Hesse. Obwohl sie nichts Unrechtes tut, möchte Hesse ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen, genauso wie alle anderen Vermieter in dieser Geschichte.

In Privatwohnungen statt im Hotel zu übernachten, ist angesagt bei Touristen und Geschäftsreisenden. Aber gerade weil Angebot und Nachfrage zunehmen, stehen Vermittler wie Airbnb oder Wimdu in der Kritik - und mit ihnen die Vermieter. In Städten wie München, wo Wohnraum knapp ist und entsprechend teuer, entbrennt da schnell Streit. "Für die Vermieter ist dieses Geschäft deutlich profitabler als die Vermietung von Wohnraum", wissen Kritiker dieses Modells wie etwa der Münchner Mieterverein. Sich privat einzumieten, ermögliche vielen Reisenden überhaupt erst, Städte wie München zu besuchen, sagen Unternehmen wie Airbnb.

"Das Haus war so leer"

"Nachdem die Kinder ausgezogen sind, war das Haus so leer", sagt die Vermieterin Hesse. Dauerhaft will sie das Dachgeschoss jedoch nicht vermieten. Wenn ihre Kinder zu Besuch kommen, sollen sie dort schlafen können. Das Haus ist Teil der Altersvorsorge der ehemaligen Freiberuflerin. Seit etwa sechs Jahren bessern die 75-Jährige und ihr Mann ihre Rente mit den Vermietungen auf. Die Einnahmen weise sie in der Steuererklärung aus, sagt Hesse. Sie habe auch bei der Stadt nachgefragt; ihre Vermietung sei nicht meldepflichtig.

Wer mit Kurzzeit-Vermietern spricht, erfährt, dass viele nicht genau wissen, was erlaubt ist und was nicht. Die Online-Plattformen sehen sich nicht in der Pflicht, darüber aufzuklären. "Wir vermitteln in 34 000 Städten weltweit. Jede dieser Städte hat andere Regelungen, und auch jeder Mietvertrag ist anders", sagt Julian Trautwein, der für Airbnb spricht. Bei der Anmeldung würden Vermieter darauf hingewiesen, dass sie sich über Gesetze und Steuervorschriften in ihrer Stadt informieren müssen. Mehr könne das Unternehmen nicht tun.

Die ursprünglichen Wohnraumgesetze vieler Kommunen stammen aus der Zeit vor dem Internet, die Sharing-Economy haben die Macher nicht eingeplant. Die privaten Vermietungen seien ein relativ junges Phänomen, sagt ein Sprecher des Münchner Sozialreferats. "Aber es nimmt zu, darum müssen wir reagieren." Noch könne die Stadt nicht genau sagen, wie viele angemeldete Ferienwohnungen es in München gibt. Anfang 2014 ist in München die Satzung über das Verbot der Zweckentfremdung von Wohnraum (ZeS) überarbeitet worden. Darin heißt es, eine Zweckentfremdung liege vor, wenn der Wohnraum "nicht nur vorübergehend gewerblich oder gewerblich veranlasst für Zwecke der Fremdbeherbergung genutzt wird". Jedoch müssen Vermieter nur eine Genehmigung einholen, wenn sie mehr als die Hälfte ihrer Wohnung untervermieten.

5000 Inserate für München

Knapp 5000 Inserate zählt die Plattform Airbnb nach eigenen Angaben in München, vom "Freaky Wiesn Camper" vor dem Haus der Vermieterin für 15 Euro pro Nacht bis zur 800-Quadratmeter-Villa mit fünf Schlafzimmern und Marmorböden, die Nacht für 950 Euro. Weniger als zehn Prozent der Anbieter vermieten kommerziell, schätzt Trautwein. Rund 200 Euro monatlich nähmen sie im Schnitt ein.

Martin Hacke finanziert sich mit dem so verdienten Geld seinen eigenen Urlaub. Er vermietet ein Zimmer in seiner Wohnung, für 49 Euro pro Nacht, auf Anfrage mit Tiefgaragenstellplatz. Mit seinen Gästen geht er gerne mal ein Bier trinken und er hat extra einen Handzettel geschrieben, auf dem er die wichtigsten Fragen beantwortet: Wo ist der nächste Trambahnhalt? Wo kann man gut ausgehen?

Die Geschäfte in München laufen gut

Das Geschäft in München läuft gut für die Online-Vermittler: Für den deutschen Anbieter Wimdu ist München nach eigenen Angaben nach Berlin und noch vor Hamburg das wichtigste Ziel in Deutschland. Wimdu zählt 700 Inserate in München. Auch Airbnb gibt an, in München zu wachsen. Die Zahl der Angebote sei im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent gestiegen und die Gästezahlen hätten sich gar mehr als verdoppelt. Konkrete Übernachtungszahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht. Jedoch hätten 2014 allein während des Oktoberfests knapp 30 000 Besucher ein Zimmer über die Plattform gebucht.

Hermann Klein hat zur vergangenen Wiesn zum ersten Mal vermietet. Der Jurist wohnt eigentlich außerhalb, besitzt aber eine Stadtwohnung. Die liegt praktischerweise nur zehn Gehminuten von der Theresienwiese entfernt. Während der Wiesn kamen im vergangenen Jahr fünf oder sechs verschiedene Gäste zu Klein, genau kann er das nicht mehr sagen. Weil es so gut lief, vermietet der 64-Jährige nun auch, wenn er selbst in Urlaub fährt. Für ihn liege der Reiz der privaten Unterkünfte vor allem darin, eine gemütliche Wohnung in einer fremden Stadt zu mieten. "Gerade wenn ich länger bleibe, gehe ich doch nicht in ein kleines Hotelzimmer", sagt Klein.

Die Hotels bekämen dadurch in den nächsten Jahren Probleme, sagt Bernhard Holzer, Pressesprecher von Wimdu. Die Konkurrenz zwischen den verschiedenen Internet-Anbietern hingegen halte sich in Grenzen. Der wachsende Markt biete genügend Platz. Trautwein von Airbnb sieht keien Konkurrenz zu den Hotels: Bei Airbnb buche ein anderes Klientel. Die Entscheidung falle nicht zwischen Hotel und privatem Zimmer. Stattdessen laute sie: "Fahre ich in die Stadt oder fahre ich nicht?" Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband spricht von einem "Graumarkt", der eine Wettbewerbsverzerrung bedeute und wertvollen Wohnraum verloren gehen lasse. Er fordert, dass für die Vermieter die gleichen Auflagen gelten müssten wie für Beherbergungsbetriebe.

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