Untergiesing/Harlaching:Klarer Blick

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Heimat auf Zeit: Im November beginnen auf dem Osram-Gelände die Vorbereitungen für die Unterkünfte. (Foto: Schunk)

Sozialreferentin Brigitte Meier nennt bei einem Informationsabend die Details für die zeitweise Unterbringung von 800 Flüchtlingen auf dem Osram-Gelände. Der geplante Wohnungsbau soll sich nicht verzögern

Von Julian Raff, Untergiesing/Harlaching

Weder Euphorie noch Alarmstimmung herrschte in der mit rund 200 Bürgern nicht einmal halb vollen Säbener-Halle, in der Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD) am Mittwochabend über die bevorstehende Unterbringung von 800 Flüchtlingen auf dem früheren Osram-Gelände informierte. In die zahlreichen Fragen an Meier und ihre Kollegen aus der Stadtverwaltung mischten sich zwei Mal Bekundungen von Angst und Misstrauen gegenüber den Ankommenden, gefolgt von Applaus, aber auch von Widerspruch: "Ich frage mich, ob es einen Grund gibt, die Unschuldsvermutung nicht auf Leute anzuwenden, die einen langen Weg hierher kommen", entgegnete ein Anwohner zur Forderung nach einem Zaun im Südosten des Geländes, der Schulkinder vor Übergriffen durch Bewohner schützen solle. Es werde tatsächlich einen Schutzzaun geben, allerdings im Norden des Areals und mit dem Zweck, die jüngsten Bewohner der Unterkunft vor dem Verkehr auf dem Mittleren Ring zu schützen, stellte Clemens Baumgärtner (CSU), der Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA), klar. Außerdem werde der BA der Stadt wohl empfehlen, die Salierstraße als Ost-West-Durchgang zu sperren.

Ob weitere Barrieren nötig werden, zeige sich in den nächsten Monate, erklärten Baumgartner, Meier und Joachim Pohl von der Polizeiinspektion 23. Der Polizeihauptkommissar sagte zu, man werde die Umgebung diskret im Auge behalten. Die bisherigen Erfahrungen seien aber, selbst rund um die Bayernkaserne, "gar nicht so wild". Auf dem Gelände steht unterdessen rund um die Uhr ein "Pförtner mit Sonderaufgaben" bereit, wie in vergleichbaren Einrichtungen auch. Sozialreferentin Meier appellierte an die Bürger, sich nicht durch Negativmeldungen aus anderen Städten und Bundesländern verunsichern zu lassen und bezeichnete die Aufnahme von derzeit 15 000 Flüchtlingen im Jahr als "außerordentlich große Chance für München".

Ansonsten nutzte Meier den Abend hauptsächlich, um bisherige Informationen zum Osram-Gelände zu präzisieren: Die beiden früheren Büroblöcke am Ring werden in zwei Bauabschnitten im November für die Unterbringung registrierter Flüchtlingen hergerichtet, die dort bis zur Entscheidung über ihren Asylantrag wohnen; die Belegung bleibe strikt auf 800 Plätze begrenzt. Zeitlich befristet wird sie nach aktueller Planung bis Mitte 2018, wenn die Abriss- und Bauarbeiten auf dem Gelände beginnen. Der geplante Wohnungsbau verzögere sich nicht.

Wohin die Flüchtlinge später umziehen sollen, bleibt aber unklar. Geplant ist im Rahmen des städtischen Sofortprogramms sowohl die Unterbringung von Einzelpersonen, wie auch von Familien, wobei letztere so schnell wie möglich in dezentrale Unterkünfte weitervermittelt werden sollen. Die größte Gruppe stellen Syrer und Afghanen, Südosteuropäer und Afrikaner werden in kleinerer Zahl ebenfalls erwartet. Eine separate Unterbringung nach Herkunft soll zumindest etagenweise erfolgen, Vorrang habe aber der Schutz von Familien und alleinstehenden Frauen.

Um ein Minimum an Privatsphäre zu gewährleisten, sollen die früheren Großraumbüros in Waben unterteilt werden, die Höhe der Trennwände bleibe dabei aus Brandschutzgründen auf 1,60 Meter begrenzt. Wie Meier einräumte, bietet diese Unterbringung weniger Rückzugsraum als in dezentralen Wohncontainern, aber immer noch mehr als die im Umland genutzten Turnhallen.

Die Asylsozialarbeit wird das Sozialreferat in Zusammenarbeit mit Arbeiterwohlfahrt oder Innerer Mission organisieren, wobei für die 800 Bewohner nicht mehr als acht Sozialarbeiter zur Verfügung stehen. In der Kinder-Sozialarbeit komme immerhin eine Fachkraft auf 30 junge Bewohner, abgesehen natürlich von der Einschulung in Übergangsklassen. In der Agilolfinger-Grundschule sind zwei Klassen vorgesehen, weiterer Bedarf werde notfalls auch außerhalb des Schulsprengels gedeckt.

© SZ vom 16.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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