Kino:Ein Münchner Weltrekord: Die Transvestiten-Show zum Mitpöbeln

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Auch zahlreiche Theateraufführungen sind inspiriert von der Rocky Horror Picture Show. (Foto: DAH)

Seit 40 Jahren läuft die "Rocky Horror Picture Show" im Kino Museum Lichtspiele. Ihr Erfolgsgeheimnis? Es geht weniger darum, den Film tatsächlich anzuschauen.

Kolumne von Laura Kaufmann

Es gibt in München Veranstaltungen, die fristen ein beständiges Nischendasein, in dem sie es sich gemütlich eingerichtet haben und dort für immer existieren. Wäre die Stadt eine Wohnung, diese Veranstaltungen wären weit unter das Bett gerutscht, in eine nur mit Mühe zu erreichende, verstaubte Ecke, in der sie ungehindert und fröhlich weiterleben. Die Blade Night ist so eine Veranstaltung, zu der obendrein Inlineskates ans Tageslicht befördert werden, die in der selben verstaubten Ecke unter dem Bett vermutet wurden.

Das berühmteste Beispiel dieser Veranstaltungen aber ist die "Rocky Horror Picture Show". Seit fast 40 Jahren läuft der Film im Museum Lichtspiele. Eine Art Zeitkapsel ist das mehr als 100 Jahre alte Kino; 40 Jahre, das ist der Weltrekord für die "Rocky Horror Picture Show". Man könnte also meinen, die ganze Stadt hätte den Film mittlerweile gesehen. Aber es ist eine Eigenart des jungen Münchners, dass er lieber in die Ferne reist und dort entdeckt, als die Schrulligkeiten seiner Heimat zu erforschen.

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So kommt es, dass viele die Vorstellung eben noch nicht besucht haben und sich der Saal nicht nur mit Ultra-Fans füllt, sondern auch mit Leuten, die nur mal etwas anderes unternehmen wollen. Manche verkleiden sich, manche nicht, aber alle machen mehr oder weniger mit: Es geht weniger darum, den Film anzuschauen, als darum, die Einsätze nicht zu verpassen. Namen und Beschimpfungen zu brüllen, mit Reis, Toastbrot, Spielkarten und Klopapier zu werfen. Nur Konfetti, das solle man doch bitte nicht mehr werfen, sagt ein Einweiser.

Pöbeln vom Kinosessel aus, Partyhut auf dem Kopf. Das ist witzig, es erinnert latent an Kindheit, an Kasperles "Seid ihr alle daaa?", nur eben mit Transvestiten statt Marionetten. Oder an Papierkugelschlachten im Klassenzimmer. Der Zeitkapsel-Effekt wirkt sich auf das Publikum aus. Wer etwas Nachhilfe braucht in Sachen Stimmung, für den gibt es Bier und Wein. Dann klappt's auch mit dem Time-Warp-Hüftschwung.

© SZ vom 16.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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