Supermuc-NG:Dieser Computer kostet 96 Millionen Euro

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Der SuperMUC des Leibniz-Rechenzentrums in Garching bei München. Im Herbst diesen Jahres wird er von einer neuen Anlage abgelöst. (Foto: Florian Peljak)
  • Im Oktober 2018 soll die Bayerische Akademie der Wissenschaften den drittschnellsten Computer der Welt bekommen.
  • Der "Supermuc-NG" (natürlich "next generation") wird 96 Millionen Euro kosten und am Leibniz-Rechenzentrum zum Einsatz kommen.
  • Der Computer gleicht mit seinen Tausenden Rechenkernen aber eher vielen Aktenschränken anstatt einem herkömmlichen Desktop-PC. Er ist ausgerichtet, riesige Datenmengen zu analysieren.

In Deutschland soll im Herbst 2018 ein Supercomputer an den Start gehen, der nach heutigem Stand die Nummer drei unter den weltweit leistungsfähigsten Rechnern wäre. In München ist dafür am Donnerstag der Vertrag über die Lieferung der Anlage "Supermuc-NG" geschlossen worden. NG steht für Next Generation. Die Anlage soll im Oktober 2018 am Leibniz-Rechenzentrum (LRZ) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Betrieb gehen.

Mit mehr als 300 000 Rechenkernen kommt die Anlage auf eine theoretische Spitzenleistung (RPeak) von 26,7 Petaflops (Billionen Gleitkommaoperationen pro Sekunde). Die Rechenleistung bezieht das neue System aus Server-Racks des chinesischen Herstellers Lenovo. Als Prozessoren kommen Intels Xeon Skylake zum Einsatz. Wie sein Vorgänger wird auch der Supermuc-NG mit warmem Wasser gekühlt, das eine Temperatur von 45 Grad Celsius hat. Dafür wurde ein eigener Kühlkreislauf entwickelt, der die Stromkosten weiter senken soll, indem keine zusätzliche Energie für das Senken der Wassertemperatur gebraucht wird.

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Der neue Supermuc soll vor allem für die Bewältigung riesiger Datenmengen zur Verfügung stehen, die etwa für aufwendige Simulationen erforderlich ist. "Der Umgang mit riesigen Datenmengen ist eines der zentralen Zukunftsthemen", sagte Hannes Schwaderer, Manager bei Intel Deutschland. "Die Verarbeitung dieser Daten erfordert eine immense Rechenleistung."

Der bereits angeschlossene Supermuc der Vorgängergeneration gehörte schon zu den leistungsfähigsten Rechnern der Welt und wird von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften betrieben. Klassische Einsatzgebiete waren bisher Kosmologie und Astrophysik, Festkörperphysik und Strömungsmechanik. Künftig sollen auch aufwendige Simulationen etwa für die Untersuchung von Erdbeben oder für den Automobilbau, aber auch für die Erforschung von Krankheiten möglich sein.

"Der neue Höchstleistungsrechner wird den Wissenschaftlern mehr Leistung bieten, aber auch noch mehr Können abverlangen", sagte Dieter Kranzlmüller, Leiter des LRZ. "Mit dem neuen System können Forscher noch komplexere wissenschaftliche Fragestellungen angehen." Der Supermuc-NG wird gemeinsam von Bund und Freistaat Bayern je zur Hälfte finanziert. Die Kosten betragen bei einer Laufzeit von sechs Jahren 96 Millionen Euro.

Der schnellste Rechner der Welt ist "Sunway TaihuLight" aus China. Die Anlage arbeitet im Supercomputer-Center in Wuxi und kommt auf eine Leistung von 93 Petaflops. Auch der zweite Platz geht an China, "Tianhe-2" ("Milchstraße") am chinesischen Supercomputer-Center in Guangzho.

Die Anlage hält mit 33,8 Petaflops den Verfolger "Piz Daint" am Schweizer Supercomputer-Center CSCS (19,59 Petaflops) auf Abstand. Die schnellste Rechenanlage Deutschlands steht bisher in Stuttgart. "Hazel Hen" des Herstellers Cray arbeitet am Höchstleistungsrechenzentrum HLRS und belegte mit 5,6 Petaflops den 19. Platz in der jüngsten Rangliste von November.

© SZ vom 15.12.2017/Renate Grimming/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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