SZ-Adventskalender:Ein neues Bett für Jessica

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(Foto: N/A)

Die Zehnjährige ist schnell gewachsen, ihre Mutter braucht finanzielle Unterstützung.

Von Blanche Mamer, Starnberg

Für die Mehrzahl der Familien im Landkreis dürfte dies kein Problem sein: Das Kind wird größer und braucht ein neues Bett; ein Ausflug in das nächste schwedische Möbelhaus - und alles ist gut. Bei Jessica (Name geändert) ist nichts gut. Sie ist zwar erst zehn, aber schnell gewachsen, ihr Bett ist zu klein, die Matratze durchgelegen. Ihre Mutter hat jedoch nicht das Geld für eine Neuanschaffung. Doch Jessy, die geistig behindert ist, nimmt sehr wohl wahr, was sie braucht. Ihrer Lehrerin in der Franziskusschule in Starnberg hat sie erzählt, dass sie in ihrem alten Bett nicht mehr schlafen kann. Nun hat Schulleiterin Ricarda Friderichs den Wunsch beim SZ-Adventskalender angemeldet.

Jessy ist jedoch nicht das einzige behinderte oder schwer kranke Kind, das unter der finanziellen Situation leidet. "Es ist unvorstellbar schlimm, wenn Eltern die Diagnose bekommen, dass das Kind an einer lebensbedrohlichen Krankheit leidet", sagt Barbara Schachtschneider aus Inning. Sie ist eine der Anlaufstellen des Ambulanten Kinderhospizdienstes München (AKM). "Das ist ein Schock, alle Strukturen brechen auseinander. Wenn du dann alleinerziehend bist, nicht mehr arbeiten kannst, weil du mit dem Kind in der Klinik bleiben musst und vielleicht noch weitere Kinder hast, da bricht alles zusammen." Meist sei es nötig, sich zuerst um die medizinischen und seelischen Nöte zu kümmern, doch oft sei auch ganz praktische Unterstützung angebracht.

Das AKM, das 2004 von Christine Bronner aus Inning gegründet wurde und mittlerweile weit über Bayern hinaus bekannt ist, kümmert sich um alle Bereiche, die kranke Kinder und Jugendliche betreffen, und zudem um die Kinder von Eltern mit lebensbedrohlichen Erkrankungen - und auch nach dem Tod des Kindes oder der Eltern sind die Helfer noch ein Jahr lang für die Familie da. Manchmal geht es auch um einen letzten Wunsch eines schwer kranken Kindes, das sich noch von einer gemeinsamen Reise oder einem besonderen Abenteuer ein wenig Lebensfreude verspricht. Ein Kind wünscht sich beispielsweise sehnlichst, in die Heimat seiner Mutter, die Türkei zu reisen, was der Kinderhospizdienst nicht ermöglichen kann. Die Zahl der Hilfe suchenden Familien nehme stetig zu, betont Schachtschneider. Die Menschen gehen offener mit Krankheiten um, verstecken aber oft zunächst ihre finanziellen Sorgen. Das ändere sich, sobald das Vertrauen zur Koordinatorin gefestigt sei.

Bei der Caritas-Beratung in Starnberg kommen die finanziellen Sorgen dagegen bald zur Sprache. Meist seien es akute Probleme, die die Menschen in die Beratung brächten, sagt die Sozialpädagogin Petra Seidl. Auch sie betont, dass es immer wieder um letzte Wünsche von kranken Kindern gehe. So wünsche sich ein Bub, der an einem Gendefekt leidet, mit seiner Mutter nach Disney-World zu reisen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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