Raketen und Böller explodieren in der Stille des "Wintermarktes". Der Himmel ist erleuchtet beim Golfklub auf Gut Rieden nahe Starnberg. Der Krach ist bis Percha zu hören.
Das Feuerwerk, das Profis der Münchner Firma "Pyroflowers" am Samstag um 18 Uhr für sechs Minuten auf Bahn eins entzündeten, begeisterte offenbar die meisten Besucher. Mit "wunderschön, top sehenswert und großes Kino" wurde das krachende Ereignis in sozialen Medien gelobt. Andere empfanden dagegen die Show für einen Christkindlmarkt als "völlig unpassend". Ein Mann ärgerte sich über den Veranstalter und schrieb: "Sch... Feuerwerk, macht was Sinnvolles mit dem Geld."
Es seien "alle vom schönen Feuerwerk begeistert gewesen", erklärte am Montag Club-Managerin Melanie Rake. Aber das sei sicher auch eine "Geschmackssache", bei der man es "nicht jedem recht machen" könne. Es gebe eben auch "Querulanten". Bereits voriges Jahr hatte es beim Wintermarkt am Wochenende vor dem ersten Advent auf Gut Rieden ein Feuerwerk gegeben. Mit dem Höhepunkt versuche man, am Samstag mehr Besucher anzulocken, weil der Sonntag ansonsten überfüllt sei, erläuterte Rake das Motiv für die eher ungewöhnliche Idee. Natürlich seien die behördlichen Auflagen für die komplette Veranstaltungen eingehalten worden. Und wenn Wildschweine durch das Geknalle "mal für kurze Zeit vertrieben worden sein sollten", sei das für die Golfanlage ja auch nicht verkehrt.
Hartwig Görtler, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Starnberg, sieht kein gravierendes Problem. Zwar würden sich Rehe bei dem lauten Ereignis für kurze Zeit zurückziehen und Wildschweine weglaufen, das Wild werde aber nicht gefährdet. Das sei eher der Fall, wenn "Leute mit nicht angeleinten Hunden durch den Wald laufen", betont Görtler. Allerdings könne man sich "trefflich darüber streiten", ob so ein Feuerwerk passend sei.
Für unverantwortlich hält hingegen der Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), Horst Guckelsberger, das Feuerwerk auf Gut Rieden. Das Spektakel sei eine "deutliche Störung und ein unangebrachter Eingriff in den Naturhaushalt" - und das auch noch in unmittelbarer Nähe zum streng geschützten FFH-Gebiet der Wälder, Würm und des Leutstettener Moos. Es sei daher "bedenklich", dieses Abfeuern von Raketen zu genehmigen, sagt Guckelsberger. Es würden Habichte und Sperber gefährdet, zudem suchten Kornweihen nach Schlafplätzen in der Umgebung von Gut Rieden. Ein Feuerwerk am See wäre "jedoch noch schlimmer", betont der Vogelschützer, der diese Knallerei in vorweihnachtlicher Zeit ohnehin für "überflüssig wie ein Kropf" hält.
Ökologen verweisen auch auf die nicht unerheblichen Belastungen durch Feinstaub, die mit der Pyrotechnik in die Umwelt gelangten. Diese Problem sei an Silvester vielleicht der Fall, aber nicht bei einem "sechsminütigen Feuerwerk wie bei uns", sagte dazu Club-Managerin Rake. Auf Gut Rieden waren voriges Jahr auch zwei Familien mit ihren kleinen Kindern zwischen den Buden bummeln, als plötzlich die Knallerei losging. "Wir hatten uns alle ziemlich erschrocken", erinnert sich der Vater, der auf einem Christkindlmarkt nicht mit Raketen und Geballer gerechnet hatte. Die Kinder hätten geweint, die Ruhe und der Spaß seien leider vorbei gewesen, erzählt der Starnberger und glaubt, dass ein Feuerwerk auch abschrecken könnte.
Zur genehmigten Veranstaltungen am Samstag habe es keine Beschwerden gegeben, teilte eine Sprecherin der Regierung von Oberbayern mit. Auch die Untere Naturschutzbehörde haben keine Einwände erhoben. Allerdings sei aufgefallen, dass das Gut Rieden jährlich etwa vier Feuerwerke veranstalte. So wurden auch schon im September nach einem Golfturnier Raketen abgefeuert.