Starnberg:"Hauptsache kein Golfplatz"

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Geteilt sind die Reaktionen in der Bevölkerung auf die Pläne von Circus Krone, in Gestüt Isarland einen Zirkus-Zoo zu etablieren.

C. Deussing, O. Fritscherund P. Haacke

Begehrtes Gestüt: Das Isarland in Percha. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

Fünf vor eins zeigt die Uhr auf einem kleinen Türmchen, und sie zeigt es den ganzen Tag. Sie ist stehen geblieben. Dabei ist es eigentlich fünf vor zwölf. So sehen es zumindest die Einwohner von Heimathausen, jenem kleinen Ortsteil von Percha, der eingekeilt liegt zwischen den Lärmschutzwänden der Autobahn auf der einen und dem Leutstettener Moos auf der anderen Seite. Und da ist dann noch das Gestüt Isarland, in dem einmal rassige Rennpferde gezüchtet wurden und das die Stadt München nun bekanntlich verkaufen will.

Wie verlassen liegt es da an diesem Freitagmorgen. Nicht nur die Uhr, auch das Leben auf dem weitläufigen Gelände steht still. So wollen es auch viele Anwohner: Bloß keinen Rummel, bloß keinen Zirkus, was durchaus wörtlich zu nehmen ist, seitdem sich der Zirkus Krone in den Kreis der Kaufinteressenten gesellt hat. Einen Zirkus-Zoo, ganzjährig geöffnet, will er hier einrichten, wo sich momentan auf den weitläufigen Koppeln hinter dem Gehöft nichts auftut außer weißer Leere.

"So arg begeistert bin ich nicht, denn die vielen Besucher würden direkt an meiner Terrasse vorbeifahren", befürchtet eine Rentnerin an der Heimatshausener Straße. Deren Fahrbahn sei ja ohnehin schon recht ramponiert und dann werde es bestimmt noch schlimmer. Die Anliegerin würde sich daher wünschen, dass der Tierschutzbund das Gestüt kauft. Bekanntlich bewerben sich die Tierschützer ebenso um das 41 Hektar große Areal wie Krone.

Auch andere Nachbarn plädieren eher für diese Lösung. Allerdings kommt die Zoo-Variante nicht bei allen Anliegern schlecht an - wenn das Konzept und die Regelungen des Verkehrs "vernünftig durchdacht sind", betont beispielsweise Spaziergänger Armin Voggel aus Wangen. Und es müsse die "schöne Landschaft erhalten bleiben", sagt er. Erfreut von den Krone-Plänen ist Andrea Schömann aus dem nahen Gestütsweg. Besonders ihre zwölfjährige Tochter dürfte von dem Projekt mit Elefanten und anderen Tieren begeistert sein, glaubt die Frau. "Hauptsache, es wird kein Golfplatz oder Wellnesshotel gebaut." Mit dem kleinen Zoo erhöhe sich auch der "Freizeitwert", von dem Percha vielleicht auch wirtschaftlich profitieren könne, glaubt die Übersetzerin. Severin Bader, der gerade auf dem Gestüt Isarland etwas aufräumt, würde ein therapeutisches Tierzentrum wie beim Gut Aiderbichl "sinnvoll und toll" finden.

Trotz der neuen Pläne von Circus Krone wird der "Gnadenhof", den der Zirkus in Mischenried bei Weßling unterhält, nicht aufgegeben. Das versichert Zirkus-Sprecher Markus Strobl. In der Weßlinger Außenstelle befinden sich derzeit etwa 13 Pferde, die um die 30 Jahre alt und "nicht mehr manegetauglich" sind, wie Strobl erläutert.

In der Stadtverwaltung verfolgt man die Entwicklung mit wachsendem Interesse. Noch bis zum 4. März können Interessenten ihre Kaufangebote abgeben, und die Stadt Starnberg wird nicht dabei sein. Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger kann sich zwar auch den Circus Krone als neuen Besitzer des gut 40 Hektar großen Areal in Percha vorstellen, doch "natürlich wäre uns der Deutsche Tierschutzbund als Käufer lieber". Ähnlich hat sich bereits die Rathausfraktion der Münchner CSU geäußert, denn die Tierschützer haben ein Konzept mit therapeutischen Angeboten auch für behinderte Menschen vorgelegt. Entscheidend aus Starnberger Sicht bleibt der Erhalt der Landschaft und der Gebäude.

© SZ vom 02.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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