Starnberg:Bankräuber zu Haftstrafe verurteilt

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Landgericht schickt 28-jährigen aus Feldafing nach Überfall in Stockdorf für mehrere Jahre ins Gefängnis.

ANDREAS SALCH

Er kratzte, schlug und biss seinen Verfolger. Doch Gastwirt Gerhard Schober aus Stockdorf ließ nicht locker. Im vergangenen November hatte der gestandene Bayer kurzerhand die Verfolgung eines Bankräubers aufgenommen, der die Kreissparkasse am Harmsplatz überfallen und dabei 10 000 Euro erbeutet hatte. Am Freitag verurteilte das Landgericht in München den Täter, einen 28-jährigen Obsthändler aus Feldafing, für den Überfall zu acht Jahren und sieben Monaten Gefängnis. Mit der Beute wollte der Angeklagte Schulden bei seinen Lieferanten in der Münchner Großmarkthalle und bei Drogendealern bezahlen.

Es war kurz nach 9 Uhr am Morgen jenes 11. November, als der Obsthändler maskiert mit einer Strumpfmaske in die Bank lief und mehrere Angestellte sowie eine Kundin mit einer scharfen, aber nicht geladenen Pistole bedrohte. Der Leiter der Bankfiliale sagte am Freitag bei seiner Vernehmung vor dem Landgericht, in dem Moment, in dem er gesehen habe, dass ein Räuber in die Bank eingedrungen war, habe er sich gedacht: "Nicht schon wieder." Es war bereits der zweite Überfall, den der Filialleiter in seiner noch jungen Karriere erleben musste. Um die Anspannung unter seinen Angestellten zu beruhigen, habe er versucht, "die Regie" zu übernehmen und habe das Geld gleich aus dem Safe geholt. Der Obsthändler hatte dies mit den Worten "Scheiße, so wenig!" kommentiert. Statt der erbeuteten 10 000 Euro habe er sich 30 000 Euro erhofft, gestand der Feldafinger vor Gericht.

Im Nachhinein hatte der Überfall auf die Kreissparkasse vor allem auch wegen des Eingreifens von Wirt Schober viel Aufsehen erregt. Er hatte dem Räuber nachgestellt, ihn überwältigt und schließlich so lange in den Schwitzkasten genommen, bis die Polizei eintraf. Schober wurde von dem Obsthändler dabei so fest in den linken und rechten Unterarm gebissen, dass man noch heute die Wunden sehe, sagte der Vertreter der Staatsanwaltschaft bei seinem Plädoyer. Außerdem hatte der Räuber Schober einen Stoffbeutel, in dem sich die Pistole befand, über den Kopf gezogen. "Der Wirt ist offenbar hart im Nehmen", meinte der Staatsanwalt.

Von den Bankangestellten wurde zwar keiner verletzt. Doch "mindestens zwei leiden immer noch psychisch an den Folgen" der Tat, erklärte der Vertreter der Staatsanwaltschaft. Eine Bankangestellte, die das Gericht zu dem Überfall vernahm, brach während ihrer Aussage in Tränen aus. Die Staatsanwaltschaft forderte, den Feldafinger zu neun Jahren Gefängnis zu verurteilen. Die Verteidigerin des 28-Jährigen, Rechtsanwältin Garina Hamel, stellte keinen konkreten Antrag. Allerdings plädierte sie dafür, nicht mehr als sechs Jahre Haft gegen ihren Mandanten zu verhängen.

Vor der Verkündung des Urteils sagte der Obsthändler, dass ihm die "Sache" -gemeint war der Überfall - "mehr als leid" tue. Wenn er daran denke, was er getan habe, kriege er noch heute Angst. Mit seinem Urteil blieb das Gericht nur knapp unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft. Sie forderte neun Jahre Haft. Auch wenn der Angeklagte erst 28 Jahre alt sei, könne das Gericht angesichts seines Vorstrafenregisters keine niedrige Haftstrafe mehr verhängen, sagte Richter Ralph Alt bei der Urteilsbegründung. Der Obsthändler ist bereits mehrfach einschlägig vorbestraft. Da er nach Überzeugung der Richter einen Hang hat, Drogen und Alkohol im Übermaß zu konsumieren, wurde zudem die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet. Vor Beginn der Maßregel muss der Feldafinger zwei Jahre und fünf Monate ins Gefängnis.

© SZ vom 21.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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