Herrsching:Rund ums Thema Energie

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Das Beratungszentrum öffnet seine Pforten, die Energiewende kommt heraus aus den Hinterzimmern

Von Patrizia Steipe

Eröffnung des Energiewende-Zentrums Herrsching Eröffnung des Energiewende-Zentrums Fünfseenland an der Seestraße in Herrsching. Hier mit Josefine Anderer-Hirt, Thomas Allner-Kiehling, Gerd Mulert und Landrat Karl Roth. (Foto: STA Franz X. Fuchs)

"Energiewende-Zentrum Fünfseenland" steht auf dem Schild über der Ladentür. Das Geschäft in Herrschings Bestlage muss nicht nach Umsatz und Profit schielen. Hier werden andere Werte verkauft. Energiewendeverein, Energiegenossenschaft und Landkreis haben in der Seestraße 35 das erste Zentrum mit Beratung rund ums Thema "Energie" eröffnet. Montags bis freitags von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr ist die Infostelle geöffnet.

So klein die Räume sind, so groß ist das Spektrum, dass die Energieberater abdecken. So können sich Bürger aus Gemeinden, die ein Solarkataster haben, über Möglichkeiten einer Fotovoltaikanlage auf ihrem Dach erkundigen, an einer Säule wird der Verbrauch unterschiedlicher Glühbirnen und LED-Lampen gegenübergestellt und natürlich wirbt die Energiegenossenschaft auch für ihren Ökostrom, für den man im Zentrum einen Vertrag abschließen kann. Sogar ein Fuhrpark mit E-Fahrzeugen und eine Ladestelle sind geplant. "Die Beratung ist kostenlos", betonte Mitarbeiter Rainer Sauerwein.

Bis es soweit war, mussten die Helfer monatelang renovieren. "Die Fußböden waren uneben, die Mauern schief", erinnert sich Willi Meyerhofer. Er hat aus dem Zentrum eine Visitenkarte für die Energiewende gemacht. Der graue Boden in Natursteinoptik, das weiß glänzende Fensterbrett, Computerplatz und viel Raum für Unterlagen und Handzettel im Regal wirken einladend. "Besser geht's nicht", lobte Landrat Karl Roth in seiner Ansprache. Inmitten der Geschäfts- und Touristenmeile "rührt sich was".

Bereits bei der Renovierung hatten die Helfer das gemerkt: Immer wieder machten Leute Halt vor dem Laden und ließen sich bereits informieren. "Das hat einen anderen Touch, als wenn man in eine Behörde zur Energieberatung kommt", sagte Roth. Das Landratsamt plane deswegen, im Zentrum eine Energieberatungs-Dependance einzurichten. Darüber freute sich vor allem Klimamanagerin Josefine Anderer-Hirt. "Jahrelang haben wir über Energiewende in Hinterstuben, Gaststätten und Wohnzimmern gesprochen", erklärte Gerd Mulert, Vorsitzender der Energiegenossenschaft. Jetzt öffne sich der Verein der Bevölkerung. Mulert setzt große Hoffnungen ins Zentrum. Sogar einen Beitrag zum Weltfrieden könne es leisten: Mit Blick auf die Krim fordert Mulert die Unabhängigkeit von russischem Gas. Dazu müssten nicht Atommeiler eingeschaltet bleiben, das Ziel könnte allein durch Energiesparen erreicht werden.

Euphorisch ist auch Thomas Allner-Kiehling vom Energiewendeverein. "Superstolz" sei er über das Zentrum. Jetzt soll nicht mehr diskutiert werden, "jetzt machen wir Energiewende". Und am Ende des Tages zähle nur jeder neue Kollektor, der angeschlossen wurde oder jedes Fahrrad, das bewegt wurde.

© SZ vom 01.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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