Absage für Gilching:Gauting zieht Discounter an Land

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Aldi spricht Klartext: Per Eilboten erteilt der Konzern Gilching eine Absage. Nun will er seine Pläne in der Nachbargemeinde Gauting verwirklichen. Die Bürgermeisterin freut sich - nicht aber alle Gemeinderäte.

Christian Deussing

Per Eilboten hat der Discounter Aldi Süd am Dienstag erst kurz vor der Entscheidung der Gilchinger Kommunalpolitiker dem Rathaus mitgeteilt, seine bisherigen Pläne für das zentrale Warenlager am Gewerbegebiet Süd zurückzuziehen.

Aldi will sein zentrales Warenlager nun offensichtlich ganz auf Gautinger Flur bauen. (Foto: Förster/dpa)

Den Grund dafür gab Aldi-Prokurist Michael Klöter in dem Brief auch an: Hinter der Rücknahme stehe die "Überlegung, ob die Verwirklichung des geplanten Logistikzentrums im Anschluss an das Gewerbegebiet nun gegebenenfalls ausschließlich auf Gautinger Gemeindegebiet erfolgen soll". Im Klartext: Der Konzern wird sein Millionen-Projekt nun sicherlich komplett auf Gautinger Flur durchziehen.

Gautings Bürgermeisterin Brigitte Servatius (SPD) sieht hierfür die besten Chancen, denn es stehen bereits sechs Hektar an Gewerbefläche unweit des eigentlich geplanten Standorts zur Verfügung. Die Rathauschefin gibt daher Gas, schließlich locken jetzt jährlich eine Million Euro an Gewerbesteuer, weil Gilching nun keine Einnahmen mehr zustehen.

Bereits am kommenden Dienstag will sie in der Gemeinderatssitzung einen öffentlichen Beschluss herbeiführen. Servatius ist überzeugt, dass trotz der geänderten Lage "kein Raumordnungsverfahren" für das Projekt nötig sei und somit ihre Gemeinde die Zügel in der Hand behält.

Keine Probleme gibt es ihrer Ansicht nach in der heiklen Frage, wie das neue Areal erschlossen und die Zufahrt für den Lieferwagen erfolgen könne. Dafür gebe es bereits eine öffentliche Straße durch das Gewerbegebiet Süd, die für den Verkehr genutzt werden dürfe, sagte sie am Mittwoch auf Anfrage.

Nicht gelten lässt sie zudem die Vorwürfe seitens der Gilchinger, Aldi würde mit seinem 49000 Quadratmeter großen Lager "massiv ins Landschaftsschutzgebiet" eingreifen (wir berichteten). Dieser Bereich liege unweit der Autobahn und sei ein "Relikt aus der alten Zeit", betont Servatius. Außerdem würden ja Ausgleichsflächen geschaffen.

Gemeinderäte wollen Naherholungsgebiet erhalten

Auch der Gautinger Gewerbeverbandsvorsitzende und BiG-Gemeinderat Wolfgang Meiler begrüßt die geänderten Pläne von Aldi. Diese böten überdies "Chancen auf eine weitere gewerbliche Entwicklung" in dem Gebiet, sagte er der SZ. Eben davor aber fürchten sich Gilchings Gemeinderäte, die mit deutlicher Mehrheit jetzt jegliche Ansiedlung von Firmen südlich des Gewerbeparks abgelehnt haben - damit sich Betriebe nicht ins Naherholungsgebiet hineinfressen.

Man dürfe sich zudem nicht als "Steigbügelhalter" für Konzerne betätigen, die günstig Ackerland erwerben, um diese Fläche in hochwertiges Bauland umzuwandeln, mahnt Manfred Herz (CSU), Gewerbereferent in Gilching. Diesen "dreisten Versuch" habe nun ein Investor unternommen.

Von einem "nötigen Signal für die drohende Entwicklung auf Nachbarfluren" spricht Fritz Wauthier (SPD). Dagegen warnt Stefan Hartmann (FDP) davor, sich ausbooten zu lassen und bei den Verhandlungen "nicht mehr mit am Tisch zu sitzen".

© SZ vom 23.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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