Die neue Leiterin des Münchner Jugendamts steht fest. Die SPD-Fraktion einigte sich am Montag, im Stadtrat für die einzig verbliebene Kandidatin zu stimmen. "Die Bewerberin, die sich dort präsentiert hat, konnte ihre Kompetenz überzeugend darstellen und ging angemessen auf die Fragen der Ausschussmitglieder ein. Die SPD-Stadtratsfraktion wird ihre Bestellung daher unterstützen", erklärte Fraktionschef Alexander Reissl.
Auch die CSU entschied sich am Montag in ihrer Fraktionssitzung eindeutig. "Das Kindeswohl war für sie bei allen Themenbereichen immer zentraler Mittelpunkt und sie hat sich hier deutlich zu einem humanistischen Weltbild bekannt. All diese Faktoren haben uns überzeugt, sodass das Votum der Fraktion für die Bewerberin einstimmig ausgefallen ist", sagte Stadträtin Beatrix Burkhardt, Sprecherin im Kinder- und Jugendhilfeausschuss.
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So lange schon ist Münchens Jugendamt ohne Chefin. Eine Rückkehr von Leiterin Maria Kurz-Adam ist derzeit nicht in Sicht.
Die Suche nach der neuen Leitung hatte zu politischen Turbulenzen geführt. Unter den Bewerbern befand sich auch Christian Müller, der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion. Der flog allerdings in der Bewerbungsrunde beim Personalreferat raus - wie alle anderen Konkurrenten der Psychologin, die momentan in einer kleineren Einrichtung am Stadtrand arbeitet. Dass sich dem Personal- sowie dem Kinder- und Jugendhilfeausschuss nur eine einzige Bewerberin vorstellen sollte, sorgte im Vorfeld für Kritik.
Die Grünen äußerten diese in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), auch die Sozialverbände hielten ihren Unmut nicht zurück. Die Zustimmung für die letzte verbliebene Bewerberin schien fraglich, hinter den Kulissen wurde offen über ein Nein und eine dann folgende Neuausschreibung spekuliert.
Doch dann schlug sich die Bewerberin in der Sitzung gut. Die Wohlfahrtsverbände blieben auch nach der Vorstellung der Kandidatin im Stadtrat bei ihrer vehementen Kritik an dem Auswahlverfahren. Der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege und Geschäftsführer der Caritas-Zentren, Norbert J. Huber, spricht von "Bauchweh, weil nur eine Kandidatin zur Vorstellungsrunde im Fachausschuss" eingeladen worden sei. Es treffe zwar zu, dass die Präsentation der Bewerberin im Ausschuss "sehr gefällig und relativ gut" ausgefallen sei. Wo sie sich auskenne, sei sie in die Tiefe gegangen, bei anderen Themen habe sie aber nur "allgemeine Statements" abgegeben.
Seitens der Verbände bestünden "erhebliche Bedenken, die Frau in die Jugendamtsleitung zu nehmen", weil es für sie ein "großer Sprung" sei. Zu groß: Denn eine vergleichbare Aufgabe habe sie bisher nur in ländlicher Umgebung wahrgenommen, nicht aber in einer Großstadt mit einer viel größeren Mitarbeiterzahl und einem weitaus höheren Budget. Da die Verbände an der Auswahl von Kandidaten nicht beteiligt worden seien, müsse nun auch die Stadt allein die Verantwortung für die Besetzung des Postens übernehmen: "Wir arbeiten mit allen Menschen zusammen, die von der Politik dahin gesetzt werden", versicherte Huber.
Personalreferent Alexander Dietrich (CSU) hatte die kritischen Äußerungen zum Verfahren und zur von ihm ausgewählten Kandidatin schon vor der Sitzung der Ausschüsse zurückgewiesen. "Die von der Vorstellungskommission vorgeschlagene Kandidatin verfügt über mehrjährige einschlägige Berufserfahrung und langjährige Führungserfahrungen in großen Organisationen. Wäre dies nicht so, hätte sie gar nicht erst zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen werden dürfen. Anders lautende Gerüchte sind also schlicht falsch." Dietrich verwies zudem darauf, dass nicht die Verbände, sondern die Vollversammlung des Stadtrats die Entscheidung über die neue Leitung des Jugendamts treffen werde. Wenn SPD und CSU ihre Einigung dort auch in ein Votum umsetzen, kann die Psychologin ihre Stelle im Sommer antreten.