Sportfreunde Stiller:In all den wunderbaren Jahren

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Rüdiger Linhof (l-r), Florian Weber und Peter Brugger spielen gleich drei Konzerte hintereinander in München. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Die "Sportfreunde Stiller" spielen ihr erstes von drei Konzerten in München. Man merkt schnell, warum man sie all die Jahre über gar nicht so schlecht fand - solange sie bei ihren Klassikern bleiben.

Konzertkritik von Isabel Meixner

Wenn man so will, ist das neue Album der Sportfreunde Stiller nicht das Ziel einer langen Reise, die Perfektion der besten Art und Weise. Schon beim vorherigen dauerte es, bis man sich mit den Songs angefreundet hatte, aber ja, da gab es diese Lieder, bei der die Band aus Germering etwas ausprobierte und aus dem Mainstream-Radio-Gedudel ausscherte. Aber nun? Belanglose Melodien mischen sich mit Fremdschäm-Reimen ("Du bist oft sorgenvoll / Ich find den Morgen toll" oder "Ich bin ein stummer Baum / Du eine Augenweide") und einer Ü-BER-DEUT-LICHEN AUS-SPRA-CHE von Sänger Peter Brugger, über die sich jeder Logopäde freuen dürfte. Mal ganz abgesehen vom, naja, nicht so ganz glatten Gesang, aber gut, deswegen hörte man ja noch nie die Sportfreunde Stiller.

Von daher war man gespannt, was das erste von drei Konzerten in München in der Alten Kongresshalle bringen sollte. Und was soll man sagen? Man merkte schnell, warum man die Sportis all die Jahre über gar nicht so schlecht, um nicht zu sagen richtig gut fand.

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Im Vergleich zum Konzert vor zweieinhalb Jahren, als die Sportfreunde Stiller die Olympiahalle voll bekamen und als Vorband die Kaiser Chiefs auftraten, spielt die Band in diesem Jahr lieber drei kleinere Konzerte. Und dieses Intime übertrug sich sofort auf die Fans, die von Anfang an wild entschlossen wirkten, sich zu amüsieren. Auch die Band genoss offensichtlich die vertraute Atmosphäre während ihres fast zweieinhalbstündigen Auftritts, bei dem sie zwei alte Bekannten aus Germering begrüßten: ihren früheren Fußballtrainer Hans Stiller, nach dem sich die Sportfreunde benannt haben, und eine "Anita", die Bassist Rüdiger Linhof offenbar zu den Sportfreunden gebracht hat.

Gleich zu Beginn machten die Fans den Musikern ein besonderes Geschenk zum 20-jährigen Band-Bestehen: In der Loge hielten die Zuschauer nach dem zweiten Lied Schilder mit der Aufschrift "In all den wunderbaren Jahren" nach oben, und aus dem Stehbereich leuchteten Peter Brugger, Florian Weber und Rüdiger Linhof rote Papierherzen entgegen. Eine "krass schöne Aktion", die die Musiker gleich fotografisch festhielten.

Und dann legten die Germeringer los. Zunächst vorwiegend mit altbewährten Songs, denn, wie sich an dem Abend immer wieder zeigte: Die neuen taugen nicht recht, um dem Publikum einzuheizen.

Bei "Siehst du das genauso?" aber wippten die Hände im Takt von links nach rechts und zurück. Die Stimmung steigerte sich bei "Wunderbaren Jahren" und "Ein Kompliment". Bei der ersten Zugaben-Runde versuchten es die Sportis nochmal mit den beliebig austauschbaren Songs der aktuellen Platte, vertrauten zum Abschluss aber dann doch wieder auf Klassiker wie "Ich Roque", "1. Wahl" oder "Auf der guten Seite".

Apropos gute Seite: Es war nicht nur der Abend der bekannten Sportis-Hymnen, sondern auch der wichtigen Botschaften. Nach "Heimatlied" riefen die Sportfreunde Stiller dazu auf, zur Kundgebung für eine angstfreie und offene Gesellschaft auf den Max-Joseph-Platz am 22. Dezember zu kommen. "Heimat hat für mich nichts mit Nationen zu tun, sondern mit gesund denkenden Menschen,", sagte Bassist Rüdiger Linhof, und Sänger Peter Brugger ergänzte: "Es ist total wichtig, dass wir uns da zeigen." Bei dieser Haltung kann man als Zuschauer nur hoffen, dass die Sportfreunde Stiller auch da Mainstream sind.

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